Bergviertel top, Uferbebauung flopp

Bei der 12. öffentlichen Sitzung des Forum Krampnitz am 28. Januar dieses Jahres wurde den über 100 interessierten Einwohnern der Siegerentwurf des städtebaulichen Realisierungswettbewerbes für das dem Hauptareal vorgelagerte Bergviertel sowie die Weiterentwicklung der Planungen für das Quartierszentrum Ost vorgestellt.

Entwurf eines Wohnhauses im Bergviertel. Das Erdgeschoss ist für die Allgemeinheit bestimmt. Grafiken: ProPotsdam

Das Bergviertel

Nachdem im April 2019 der Masterplan für die ehemalige Kaserne Krampnitz beschlossen wurde, sollte das benachbarte „Bergviertel“, die ehemalige Siedlung für Handwerker und Unteroffiziere, aus den 1930er Jahren städtebaulich betrachtet werden.
„In seinen Qualitäten aber auch in seinen Herausforderungen ist das Thema der Gartenstadt des Bergviertels neu zu denken“, hieß es in der Aufgabenbeschreibung des Architektenwettbewerbs. Ziel des Verfahrens sei es unter anderem, „vor dem Hintergrund der aktuellen Herausforderungen des Wohnungsmarkts … die städtebauliche Idee der Gartenstadt für das Bergviertel neu zu erfinden“.
Den ersten Preis des Architektenwettbewerbs erhielt das Architekturbüro CITYFÖRSTER architecture + urbanism aus Hannover. Das Schiedsgremium, das vorwiegend aus Mitarbeitern der Verwaltung und des Entwicklungsträgers besteht, lobte in dem Entwurf den Wohnungsbau, „der vielfältige Typen in guter Mischung für vielfältige Bedarfe“ anbietet.
Im Bergviertel sind derzeit 124 Reihenhäuser mit einer Grundfläche von ca. 180 qm, 47 Wohngebäude mit jeweils zehn unterschiedlich großen Wohneinheiten sowie fünf vierstöckige „Punkthäuser“ an zentralen Plätzen geplant, deren Erdgeschosse für die Nutzung der Allgemeinheit gedacht sind und das Gemeinschaftsleben fördern sollen.

So stellen sich die Planer die Uferzone und das Gewerbegebiet vor. Blick aus der Vorgelperspektive.

Grundriss der Uferzone und des Gewerbegebiets vor.

Dreh- und Angelpunkt

Neben einer Quartiersgarage mit bis zu 375 Stellplätzen und einem Einzelhandelsstandort mit rund 1.000 m² Verkaufsfläche sollen am künftigen Stadtplatz im Krampnitzer Osten auch Flächen für kleinteiliges Gewerbe sowie für wasseraffine Freizeitnutzungen entstehen.
In den ersten Jahren der Dreh- und Angelpunkt des neuen Stadtquartiers in Krampnitz sein: Die Funktion als zentraler Umsteigepunkt zum ÖPNV, eine hohe Konzentration gewerblicher Nutzungen sowie der frei zugängliche Uferbereich des Krampnitzsees sorgen dafür, dass dieser identitätsstiftende Ort eine Strahlkraft über die Quartiersgrenzen hinaus entwickeln wird,“ erklärt Bert Nicke, Geschäftsführer der Entwicklungsträger Potsdam GmbH.

Beton statt Sandstrand?

Im Rahmen der Sitzung wurden ebenfalls der den Haupteingang bildende Verkehrsknotenpunkt und die architektonische Anbindung zum Krampnitz See vorgestellt. Die immerwährende Betonung von Dichte und Freiraum, seitens der Architekten und der Verwaltung, ließ bei genauerer Betrachtung die Vermutung zu, dass es doch mehr um Dichte als um Freiräume geht. Deutlich wird dies vor allem durch die massive Bebauung des See-Ufers, an dem mehrere vier- bis fünfstöckige Gebäude den Blick auf den See aus zweiter Reihe fast unmöglich machen. Auch die Anmerkungen von Potsdams Baubeigeordneten, Bernd Rubelt, der betonte, dass es sich bei den Abbildungen um keine verbindlichen Gebäude, sondern nur um Ideen handele, ließ die Kritik daran nicht verstummen, schließlich seien diese überdimensionierten Gebäude nicht grundlos in die Skizzen aufgenommen worden, hieß es aus dem Publikum. Ebenso stellte sich die Frage, ob eine derart massiv bebaute Uferregion die seitens des Entwicklungsträgers gewünschte besondere Atmosphäre bieten kann, Menschen zum Verweilen und Flanieren einzuladen. Die Gebäude sollen eine gewerbliche und öffentliche Nutzungen ermöglichen, hieß es von Seiten der Planer. Warum aber zum Beispiel ein Café und ein Bootsverleih oder ein Vereinsheim für einen Rudersportclub so hohe Gebäude benötigen wurde nicht weiter thematisiert.

Riesige Bauten direkt am See erinnern eher an Mallorca als an den ländlichen Raum Potsdams.

Riesige Bauten direkt am See erinnern eher an Mallorca als an den ländlichen Raum Potsdams.

Kiezbad hat gute Chancen

Um ein „wildes und ungeregeltes Baden“ zu verhindern, forderte Fahrlands ehemaliger Ortsvorsteher, Claus Wartenberg (SPD), den Bau eines Kiezbades. Im Optimalfall sollte dies mit einem Freibad am See kombiniert werden.
Nachdem ein öffentliches Schwimmbad noch in den letzten Jahren von der Verwaltung als unnötig abgetan wurde, besteht aufgrund der aktuellen Entwicklung die Chance auf ein Umdenken. Auch mehrere Fraktionen in der Stadtverordnetenversammlung haben sich für den Bau eines Kiezbades im Potsdamer Norden ausgesprochen. DIE LINKE reichte dazu einen Antrag ein, in dem es heißt: „Der Oberbürgermeister wird beauftragt, für ein Schwimmbad im Potsdamer Norden eine geeignete Fläche im Entwicklungsgebiet Krampnitz zu identifizieren und zu sichern … Die Ergebnisse sind den Stadtverordneten bis Juni 2020 vorzulegen.“

Weiterführende Schule in weiter Ferne

Die Pläne für die so dringend benötigte weiterführende Schule im Norden Potsdams bleiben erst einmal in der Schublade. Und das aus zwei Gründen. Erst einmal richte sich der Bau nach dem Bedarf, den man bei bis zu 5.000 Einwohnern nicht sehe und zweitens sei auch bei einem nachgewiesenen Bedarf noch die Finanzierung zu klären, so Baubeigeordneter Rubelt. Selbst eine Modulbauweise sei aus Kostengründen keine Alternative, sagte Rubelt dem POTSDAMER auf Nachfrage.
Claus Wartenberg (SPD) und Tina Lange (DIE LINKE) betonten noch einmal deutlich die Notwendigkeit des Schulbaus, weil man auch die umliegenden Ortsteile in die Bedarfsbetrachtung mit einbeziehen müsse.

Die Ergebnisse des Architektenwettbewerbs sind im Haus der ProPotsdam (Foyer) öffentlich ausgestellt. Foto: sts

Weitere Informationen und Unterlagen zu den Sitzungen des Forum Krampnitz finden Sie auf www.krampnitz.de