Beeindruckende Kinder-Barock-Oper in der Friedenskirche

Liebe, Hoffnung, Verzweiflung, Aufregung, Schmerz, Sehnsucht, Trauer – das sind Gefühle, die in der Musik von Henry Purcell (1659 – 1695) intensiv transportiert werden. Purcell, einer der berühmtesten englischen Komponisten, schrieb nur eine einzige Oper, aber viele Lieder für sogenannte Semi-Opern, Theateraufführungen, in denen gesprochen, gesungen und getanzt wurde. 19 dieser Songs in englischer Sprache wählte Juliane Maria Esselbach aus, um ihren Traum von einer „Kinderbarockoper“ zu verwirklichen.


Die Sängerin und Chorleiterin der Friedenskirche schaffte mit ihrem Einfühlungsvermögen etwas schier Unglaubliches: Über 40 Kinder und Jugendliche präsentierten Mitte Oktober in einer abendfüllenden Veranstaltung eine musikalisch-theatrale Aufführung von großer emotionaler Dichte, mitreißender Stimmung und hoher musikalischer und schauspielerischer Qualität.
Das Orlando-Ensemble gab der Aufführung mit ihren historischen Instrumenten (Traversflöte, Spinett, Chitarrone, Violine und Viola da gamba) und der sehr sinnlichen Musik eine stabile professionelle Basis.


Die Zuschauer und Musiker saßen längs der Seitenschiffe zusammen. Der gesamte Raum vom Eingang bis zum Altar wurde zur Bühne gemacht. Das erzeugte ganz viel Dynamik und das Gefühl, man wäre selbst Teil des Stückes. Das sehr gerichtete, sparsam eingesetzte Licht von Olaf Gutowski tauchte die Szenerie in ein magisches Ambiente.
Eine Mischung aus Instrumentalstücken, engelhaftem Chorgesang, Arien der beiden Solistinnen Sofia Johannes und Nora Koltzer und viel Bewegung der feenhaft gekleideten SängerInnenschar verzauberte das Publikum (Kostüme von Heather McCrimmon). Hannes Riemann, Vater eines Chorkindes, sorgte als Frostgeist für überrascht-staunende Gesichter.

Geheimnisvolles Licht und magische Klänge verzauberten das Publikum. Die jungen Darsteller waren mit voller Konzentration und viel Einsatz dabei.

Die Potsdamer Schauspielerin Marie-Luise Arriens zeigte den Kindern und Jugendlichen, wie man Gefühle auf der Bühne körperlich darstellen kann und eine gute Bühnenpräsenz erreicht. Überhaupt waren die Vorbereitungen und Proben sehr intensiv und begannen aktiv vor einem Jahr. Die Wilhelm-von-Türk-Stiftung und der Evangelisch-Kirchliche-Hilfsverein konnten als Förderer gewonnen werden.


Die Idee zum Stück beschäftigte Juliane Esselbach schon viel länger. Den Kindern die Alte Musik näher zu bringen war das eigentliche Ansinnen der Chorleiterin. „Ich glaube, Kinder haben heute nicht mehr viel Gelegenheit, Musik kennen- und lieben zu lernen, die älter als 100 oder 150 Jahre ist. Noch ältere Musik kennen sie noch weniger. Ich vermisse oft die Tiefe in der Musik, die Kinder und Jugendliche heute konsumieren.“
Mit ihrer langen Erfahrung als klassisch ausgebildete Sängerin, Musikpädagogin und Chorleiterin der Kinder- und Jugendchöre der Friedenskirche und vor allem mit ihrem einfühlsamen Wesen hat es Juliane Esselbach geschafft, die Kinder zu begeistern und mitzureißen. „Ich versuche, die Emotionen in der Musik zu sehen. Musik ist immer ein Ausdruck von Gefühl.“

Dabei war es ihr wichtig, die Ideen der Kinder aufzunehmen. Sie sollten das Stück mit gestalten. So kam es auch, dass Augusta Born eine kleine Balletteinlage geben durfte. Wunderschön passend zu Henry Purcells schwebenden Klängen. „Was die Musik von allen anderen Künsten grundlegend unterscheidet, nämlich dass sie sich von der festen Materie löst, indem sie zu Klang wird, scheint den Zauber in Purcells Musik auszumachen. Sie ist frei, schwebend, nicht der Erde verhaftet, sie ist durchsichtig, sie ist tönende Luft. Daher rührt auch ihre Zartheit und Verletzlichkeit.“, schreibt Juliane Esselbach im Begleittext. „Die in dieser Aufführung aneinander gereihten Lieder erzählen von der Zerbrechlichkeit des Lebens, von den Aufbrüchen und Abschieden, von Hoffnungen, Trost und Einsamkeit. Alles ist eingebettet in den Strom des Lebens – everything flows.

In der ersten Reihe: Heather McCrimmon, Marie-Luise Arriens, Juliane Maria Esselbach (v.l.)

Es wurde lange geprobt.

Die Aufführung ist vorbei, manches wird sich verändern; – der Gefühlsreichtum von Purcells Musik wird in den Herzen der jungen SängerInnen und MusikerInnen und bei den Zuhörern bleiben.

Wer hat Lust zum Singen?

Der Kleine und der Große Kinderchor sowie der Jugendchor der Friedenskirche freuen sich über neue Mitglieder! Kleiner Kinderchor (ab 4 Jahren) montags um 16.00 Uhr, Großer Kinderchor (ab 7 Jahren) mittwochs um 16 Uhr, Jugendchor mittwochs um 17 Uhr. Alle Proben finden im Kleinen Friedenssaal statt, Schopenhauerstr. 23, Potsdam. Einfach anrufen bei der Chorleiterin Juliane Esselbach: Tel. 0331-9791356 oder per E-Mail: juliane.esselbach@web.de

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