Götz Thorsten Friederich (CDU) über die Entwicklung des Potsdamer Nordens
Wir setzen unsere kleine Interview-Serie mit den Kandidaten für die kommende Oberbürgermeisterwahl fort. Diesmal spricht der Potsdamer mit Götz Thorsten Friederich, dem Kandidaten der CDU.
Wie beurteilen Sie die Verkehrsentwicklung im Norden Potsdams, und wie vermeiden Sie ein Verkehrschaos, wenn Krampnitz voll erschlossen und bezogen ist?
Nun, wir benötigen im Potsdamer Norden, wie auch in der gesamten Stadt, ein neues Verkehrskonzept, das sich an den Bedürfnissen der Menschen orientiert und nicht an irgendeiner Ideologie. Über Jahre hinweg ist von der Stadtverwaltung eine ideologische Verkehrspolitik betrieben worden, das muss sich ändern. Wenn es zu einer künstlichen Verkehrsberuhigung der B2 im Bereich Krampnitz kommt, wird das im Chaos enden. Parkplätze zum Feindbild Nummer 1 bei der Schaffung des neuen Kiezes zu erklären, richtet sich ganz konkret gegen junge Familien mit mehreren Kindern und gegen ältere Menschen. Nun, und in Groß Glienicke müssen die entsprechenden Voraussetzungen geschaffen werden, dass sich die Autos aus Krampnitz nicht in einer zu engen Ortsdurchfahrt stauen werden.
Nördlich von Neu Fahrland gibt es großen Unmut, weil der 638er Bus nur noch bis zum Campus Jungfernsee fährt und dort zur Weiterfahrt in die City der Umstieg in die Tram nötig ist. Sollte es Ihrer Meinung nach eine Rückkehr zum durchgehenden 638er geben oder welche Verbesserungen sollten durchgesetzt werden, um die Situation für die ÖPNV-Nutzer zu verbessern?
Eine Rückkehr zur Buslösung wird es und sollte es auch nicht geben. Ich plädiere vielmehr für eine Tramanbindung von Krampnitz an Potsdam. Bereits jetzt sollte überlegt werden, eine Schienenverbindung nach Groß Glienicke zu verlängern, um Groß Glienicke zu einem Verkehrsknotenpunkt zwischen Potsdam, Berlin und dem Havelland werden zu lassen. Später könnte man dann über eine Verlängerung bis zur Heerstraße nachdenken. Zu überlegen wäre in diesem Zusammenhang, ob möglicherweise „selbstdenkende“ Züge ohne Fahrer eingesetzt werden könnten, oder in den Abendstunden ein on-demand-Modell eingerichtet werden könnte. Das sind innovative Lösungen, die man mit den Bürgerinnen und Bürgern in Groß Glienicke diskutieren sollte.
Wie sollte es Ihrer Meinung nach mit dem Thema „freier Uferweg“ am Groß Glienicker See weitergehen? Braucht Potsdam eine/n Uferbeauftragte/n, um das Thema öffentliche Uferwege besser voranzubringen? Wofür werden Sie sich in Bezug auf den öffentlichen Uferweg am Groß Glienicker See gemäß Bebauungsplan einsetzen?
Unsere Position ist: Verhandeln statt enteignen. Ja, ich bin auch – wie es in der Verfassung Brandenburgs steht – für einen freien Zugang zu den Seen.
Die Stadt hat Millionen bereits ausgegeben und nochmals eine Menge an Geld in den Haushalt eingestellt, trotzdem ist es ihr nicht gelungen, dieses Problem zu lösen. Die Fronten sind total verhärtet, das Gesprächsklima ist vergiftet. Glauben Sie mir, als Jurist weiß ich, Enteignung wird auch nicht per Fingerschnipp passieren und wird die Stadt zusätzlich Geld kosten. Hier muss man ehrlich bleiben.
In einem sehr frühen Stadium hat die Stadt versäumt, konstruktiv miteinander vor Ort zu sprechen und das Problem zu lösen. Jetzt steht die Stadt vor einem teuren Scherbenhaufen. Das ist die Situation. Aus der müssen wir jetzt irgendwie heraus kommen. Nach wie vor gilt für mich: verhandeln statt enteignen. Ich glaube, dass die Zeit dafür noch nicht zu spät ist.
Die Prostitution am Groß Glienicker Ortseingang aus Richtung Seeburg ist ein dauerhaftes Ärgernis für den Ortsteil. Die Prostitution weitet sich inzwischen bis in das nähere Umfeld der umliegenden Kitas aus. Der Ortsbeirat hat – bisher vergeblich – die Verlegung des Ortseingangs bis zum Eingang Döberitzer Heide gefordert, um die städtischen Möglichkeiten zu verbessern, gegen die siedlungsnahe Prostitution vorzugehen. Was werden Sie unternehmen, um dieses Problem zu bekämpfen?
Man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen: Prostituierte in unmittelbarer Nähe von Kitas! – Der Ortsbeirat in Groß Glienicke macht einen Lösungsvorschlag, aber die Stadt, namentlich der zuständige Beigeordnete, reagiert nicht. Und ich soll´s dann lösen. Ja, das werde ich allerdings auch tun.
Der Norden Potsdams benötigt dringend ein weiteres Sportzentrum, da es entweder keine innerörtlichen Angebote gibt oder bestehende aufgrund von Anwohnerklagen für den Vereinssport nur noch eingeschränkt nutzbar sind. Möglich wäre eine solche Anlage am Ortsrand von Groß Glienicke.
Der dafür notwendige B-Plan 19 ist seit Jahren in der Priorität 1, ohne dass es erkennbar vorangeht. Wie wollen Sie die Sportentwicklung in diesem Ortsrandgebiet fördern?
Na ja, das ist typisch für die Verwaltung: Pläne werden erstellt, Objekte werden priorisiert und dann passiert aber nichts mehr! Ich bin dem Sport in Potsdam sehr verbunden. Und: Ich bin ein sehr großer Fan davon, Sportzentren auch gemeinsam mit Nachbarkreisen zu nutzen. Das spart Kosten, Verkehr und fördert das Vereinsleben – und das ist wiederum wichtig für Integration.
Leider geht es auch mit der Preußenhalle in Groß Glienicke nicht voran. Statt ehrlich zu sein und den Menschen zu sagen, dass die Stadt für eine Renovierung kein Geld hat und deswegen andere Finanzierungskonzepte her müssen, äußert man sich nicht und hält man die Menschen in Groß Glienicke hin. Ich hoffe, irgendwann eine Karnevalssitzung in einer renovierten Preußenhalle besuchen zu können. Hier werde ich handeln.
Seit Jahren fordert der Ortsbeirat in Groß Glienicke, dass die B2 in der Ortslage ausgebaut wird. Inzwischen ist die Ausbauplanung abgeschlossen, aber das Geld noch nicht im Investitionshaushalt eingeplant. Mit dem Bau von Krampnitz wird der Durchgangsverkehr auf der B 2 noch einmal zunehmen und damit auch die Dringlichkeit des B2-Ausbaus. Wie werden Sie sich dafür einsetzen, dass die beschlossenen Maßnahmen umgehend umgesetzt und die Gelder für den B2-Ausbau in den nächsten Doppelhaushalt eingeplant werden?
Nun, der Ausbau der B2 in Glienicke muss auch unbedingter Bestandteil eines Gesamtkonzeptes „Nördlicher Verkehr“ sein. Hier sehen Sie aber exemplarisch, wie in der Vergangenheit ideologische Verkehrspolitik betrieben worden ist: denn hier geht es ausschließlich gegen den Individualverkehr. Und noch etwas wird deutlich: Die Ortsdurchfahrt von Groß Glienicke eignet sich natürlich auch hervorragend, um die Autofahrer dort in einer 30er Zone zur Kasse zu bitten. So geht die Stadt mit ihren Bürgerinnen und Bürger um. Knöllchenamt statt Ordnungsamt! Also – mit anderen Worten: Hier muss etwas passieren, und hier wird auch etwas passieren.
Dass Kitas und Schulen im Potsdamer Norden nicht ausreichend vorhanden sind und auch in den nächsten Jahren nicht ausreichend vorhanden sein werden – insbesondere weiterführende Schulen –, ist kein Geheimnis und für Betroffene ein großes Ärgernis. Wie sehen Sie in diesem Zusammenhang die immer noch bestehende Regel, dass Schulen in erster Linie Schülerinnen und Schüler aus dem unmittelbaren Wohn- bzw. Einzugsgebiet aufnehmen müssen und Schülerinnen und Schüler aus Ortsteilen, in denen es keine weiterführenden Schulen gibt, auf Schulen verwiesen werden, die entweder noch weiter weg sind und/oder die der Schulempfehlung der jeweiligen Schülerinnen und Schüler nicht entsprechen?
Schuld sind Fehlplanungen in der Vergangenheit, obwohl seit langer Zeit bekannt ist, dass unsere Stadt wächst. Wir müssen uns mit den Eltern über weitere weiterführende Schulen im Norden unserer Stadt unterhalten und zwar sofort. Ja, Kinder müssen wohnnah unterrichtet werden, das macht den Tagesablauf für Familien besser planbar und vermindert Verkehr. Wenn Eltern in Groß Glienicke von der Stadtverwaltung die Antwort bekommen, eine Schule am anderen Ende der Stadt hätte für ihre Tochter noch einen freien Platz, dann finde ich das schlicht und einfach nur dreist.
Wir bedanken uns bei Götz Thorsten Friederich für die Beantwortung der Fragen.