Die wahren Stars sind die Kinder
Am 12. August feierte der Filmpark Babelsberg seinen 25jährigen Geburtstag auf dem eigenen Gelände und lud 2500 Gäste ein, die sich den Eintritt normalerweise nicht leisten können.
„Heute seid Ihr die Stars! Vielen Dank, dass Ihr heute alle gekommen seid“, begrüßte Friedhelm Schatz, Inhaber und Geschäftsführer des Filmparks, die Gäste, die primär aus Kindern bestanden und zumeist von ihren Eltern begleitet wurden und sich auf der Zuschauertribüne inmitten des Show-Vulkans versammelt hatten.
Die Stiftung „Familien in Not“ half Schatz dabei, Familien zu finden, die ein Besuch im Filmpark besonders gut tun würde, weil es sich dabei um sozial schwache oder anderweitig in Not geratene Familien handelt.
Die Idee nach der Wende
Es war eine schwierige Zeit für die Filmbranche der Region, nachdem die DEFA-Studios geschlossen wurden. Die meisten der 2400 Mitarbeiter hatten kurz nach der Wende ihre Arbeit verloren, als der Regisseur und Oskar-Preisträger Volker Schlöndorff als neuer Studiochef Babelsberg zum alten Ruhm verhelfen sollte. Dabei entstand die Idee der Studiotour. Ein „Erlebnispark mit Zirkuscharakter“ sollte es werden, „etwas, an dem wir selbst Spaß hätten“, erinnert sich Schlöndorff. Der neue Zirkusdirektor war schnell gefunden. Friedhelm Schatz kam gerade aus München, wo er für den Aufbau der Bavaria-Studiotour mitverantwortlich gewesen war und überzeugte Schlöndorff sofort. Und auch Schatz war von der Idee angetan, etwas Neues, direkt an der Wiege des Film, aufzubauen. Am 15. August 1993 eröffnete die „Babelsberg Studiotour“.
Die Filmstudios Babelsberg entwickelten sich schnell zu einem der führenden Filmstandorte in Europa. Deutsche und internationale Filme wurden schon in den 1990er Jahren produziert. Auch Hollywood ist regelmäßig vor Ort und nutzt das Know-how der Filmschaffenden aus Potsdam. Davon profitierte auch die Babelsberg Studiotour und führte die Gäste hinter die Kulissen der Originaldrehorte und vermittelte den Besuchern dabei das Genre Film auf erlebnisreiche Weise.
Der Rücktritt vom Rücktritt
Das Angebot entwickelte sich rasant und die Besucherzahlen kletterten in die Höhe. Doch 1999 entschieden die französischen Eigentümer, nicht weiter in die „Tour“ zu investieren, was für Schatz Grund genug war, sich (vorerst) als Geschäftsführer zurückzuziehen und sich um andere Projekte außerhalb der Studiotour zu kümmern, ohne jedoch den Kontakt zum Filmpark und zum Studio Babelsberg zu verlieren. Im März 2003 übernahmen Friedhelm Schatz und sein Partner Ekkehard Streletzki die Babelsberg Filmtour und einen großen Teil der Medienstadt. Mit dieser Übernahme war der Weg frei für die Umsetzung eigener Ideen – und die hatte Schatz genug.
Bis zum Jahre 2007 waren Führungen durch die benachbarten Filmstudios der absolute Besuchermagnet. Diese geführten Touren wurden dann jedoch von Seiten der neuen Eigentümer nicht mehr gerne gesehen und mussten deshalb eingestellt werden. Intensiver als hier konnte man Film und Fernsehen bisher nicht erleben. Bis zu 500.000 Besucher strömten jährlich in den Filmpark.
Doch Schatz wäre nicht Schatz, wenn er nicht auch aus einer solchen Situation das beste gemacht hätte. Der Filmpark Babelsberg entwickelte weitere Attraktionen und kooperierte mit den Filmschaffenden aus aller Welt. Für viele Produktionen fertigte man die Film-Kulissen an, um sie anschließend den Besuchern zu präsentieren. So profitierten sowohl die Produzenten, der Filmpark als auch die Gäste von dieser genialen Idee.
Der Filmpark der Zukunft
Nun ist der Filmpark 25 Jahre jung geworden und bereitet sich auf die kommenden Attraktionen und heranwachsenden Generationen vor. „Wir werden uns inhaltlich nicht neu erfinden. Aber wir werden auf bestimmte Entwicklungen reagieren müssen. Unser Themenpool, nämlich Film und Fernsehen, hat sich ja auch geändert. Nicht generell, aber gerade auf dem technischen Sektor“, sagt Schatz in einem Interview. Auch wenn der Filmpark neue Technologien einsetzen wird, wird er immer ein Themenpark bleiben, der hinter die Kulissen schauen lässt, verspricht Schatz, der 1974 bei der Bavaria als Kaffeeholer für Burt Lancaster anfing.
Doch nicht nur im, auch außerhalb des Filmparks soll sich eine Menge tun. Die Medienstadt soll sich weiterentwickeln. In Anlehnung an die damaligen DEFA-Studios, die ihren Mitarbeitern eine komplette Infrastruktur von Kita bis zur Arztpraxis zur Verfügung gestellt hatte, soll eine Kita auf dem Gelände installiert werden. Schatz möchte um den Filmpark, die Studios, die Universität, die TV- und Rundfunkanstalten und vielen anderen Medienunternehmen vor Ort ein urbanes Leben herum mit Wohnungen, Läden, Büros und einem Kiez bauen, das zu der Medienstadt und dem Thema Film passt. „Da muss auch filmische Architektur hin. Architektur, die man in Potsdam so noch nicht gesehen hat“, verrät Schatz und lässt damit einen Blick in die Zukunft des Campus Babelsberg zu, den er gemeinsam mit Investor Jan Kretzschmar für 80 Millionen entstehen lassen möchte. Und wer Schatz kennt, weiß, dass der Idee auch bald Taten folgen werden.
Film fasziniert, und der Filmpark Babelsberg macht daraus eine Faszination zum Anfassen, Erleben und Mitmachen. Wer einmal die Helden seiner Kindheit aus Film und Fernsehen treffen, hinter den Kulissen der Lieblingsserien und -filme Neues entdecken oder sogar einmal selbst Teil einer Action-Szene sein möchte, wird im Filmpark Babelsberg voll auf seine Kosten kommen, ganz egal, wie alt man ist.
sts