Aufschlussreiche Statistik zu Potsdam und seinen Orts- und Stadtteilen

Statistiken sind keine trockene Materie. Aus dem statistischen Jahresbericht einer Stadt beispielsweise lässt sich viel ableiten darüber, wie die Menschen leben, wie viele Häuser neu gebaut worden sind, mit welchen Fahrzeugen die Einwohner unterwegs sind, wie viele sich einen Haushalt teilen, wie politisch motiviert sie sind, wo sie gern hinziehen und wie das alles mit der Altersstruktur vor Ort zusammenhängt.

Der POTSDAMER hat sich mal die jüngst erschienene Statistik der Stadt Potsdam für das Jahr 2018 vorgenommen und den Fokus auf sein Potsdamer Einzugsgebiet mit den Ortsteilen Sacrow, Eiche, Grube, Golm, Uetz-Paaren, Marquardt, Satzkorn, Fahrland, Neu Fahrland und Groß Glienicke sowie die Stadtteile Nedlitz, Bornim und Bornstedt gelegt.
Im Vergleich zwischen diesen Orts- und Stadtteilen zogen die meisten Menschen 2018 nach Golm. 12,5 % mehr Einwohner waren es gegenüber 2017, das sind fast 400 Menschen mehr. Gegenüber der Stadt insgesamt ist im Potsdamer Norden und Westen der Anstieg der Einwohnerzahlen extrem stark.
Mit 37,3 Jahren im Durchschnitt sind die Golmer vergleichsweise jung. Die zahlreichen Studenten und Mitarbeiter im Wissenschaftspark werden daran einen Anteil haben. Weil viele von ihnen aus dem Ausland zu uns gekommen sind, ist der Ausländeranteil in Golm mit 14,7 % auch am höchsten.

 

Dass der Anteil der Kinder an der Einwohnerzahl in Bornim mit 17 % hoch ist, ist angesichts des dortigen Neubaugebiets kaum verwunderlich. Relativ dicht auf folgt ein breites Mittelfeld aller anderen genannten Orts- und Stadtteile. Zum Vergleich: Das für seinen Kinderreichtum bekannte Potsdam West liegt mit 13,5 % inzwischen unter Ortsteilen wie Fahrland oder Bornstedt. Am wenigsten Kinder gibt es anteilig in Satzkorn (9,2 %) und Nedlitz (9,4 %).
Überrascht haben die Zahlen über den Anteil der Jugendlichen an der Einwohnerzahl. Offensichtlich waren die Grubener in den Jahren 2000 bis 2006 besonders fruchtbar, denn mit 9,7 % leben dort mit deutlichem Abstand die meisten Jugendlichen. Das ist fast doppelt so viel wie in den meisten anderen Orts- und Stadtteilen unseres Betrachtungsraums.
Der Seniorenanteil ist in Sacrow mit 20,7 % am höchsten und in Uetz-Paaren mit 9,5 % am geringsten. Besonders gesund lebt es sich möglicherweise in Nedlitz. Jedenfalls wohnen dort mit 9,4 % besonders viele Hochbetagte (80 Jahre und älter). Das sind doppelt so viele wie im Durchschnitt. Der Arbeitslosenanteil ist mit durchschnittlich 2,2 % überall vergleichsweise niedrig gegenüber dem Stadtgebiet. Nur in Bornim ist er mit 4,2 % etwas erhöht.

In Sacrow leben nicht nur verhältnismäßig viele alte Menschen. Diese haben auch die mit Abstand größte Wohnfläche zur Verfügung: fast 70 qm je Einwohner! Die meisten Autos sind in Satzkorn gemeldet: rund 78 % der Einwohner haben eins. In Golm sind es zum Vergleich nur 38,7 % der Einwohner, die ein eigenes Auto fahren. Im Vergleich der Ortsteile ist der Zusammenhang zum öffentlichen Nahverkehr offensichtlich. Je weiter vom Stadtzentrum entfernt und je schlechter die Anbindung mit Bus und Bahn, desto mehr Autos werden angeschafft bzw. gehalten.
Die Satzkorner scheinen politisch besonders interessiert. Mit 58,1 % war die Wahlbeteiligung bei den Oberbürgermeisterwahlen 2018 dort im Vergleich zum gesamten Stadtgebiet am höchsten. Fahrland bildet mit einer Wahlbeteiligung von nur 40,1 % das Schlusslicht unter den oben genannten Stadt- und Ortsteilen.

Aus diesen Zahlen lassen sich diverse Ideen für die Gestaltung der Orts- und Stadtteile ableiten. Zum Beispiel: Gibt es genug Angebote für junge Erwachsene, die aus dem Ausland kommen und in Golm ein neues Zuhause gefunden haben? Welche Alternativen hat die Stadtplanung, um zu vermeiden, dass mit einem neuen Baugebiet auf einen Schlag plötzlich sehr viele Kinder eines Alters mit Kita- und Schulplätzen versorgt werden müssen? Wo haben die Parteien noch Potenzial, Nichtwähler für ihre Partei zu gewinnen?

Der statistische Jahresbericht der Landeshauptstadt ist also all denen als Lektüre zu empfehlen, die sich mit der Entwicklung der Stadt und ihrer Teile beschäftigen. Dazu gehören neben den Stadtverordneten, den Ortsbeiräten und der Stadtverwaltung auch Vereine und Initiativen, die in ihrem Stadt- oder Ortsteil etwas bewirken wollen. sk

Es handelt sich hier um eine subjektive Auswertung des POTSDAMERS. Sicher gibt es noch mehr Interpretationen und andere Sichtweisen. Gerade bei den kleineren Ortsteilen kann es wegen der geringen Einwohnerzahl zu Verzerrungen kommen. Wer sich selbst ein Bild von allen Zahlen machen möchte, findet den Stadtteilkatalog „Stadtteile im Blick“ auf dieser Website: www.potsdam.de/stadtteilkatalog-der-landeshauptstadt-potsdam
und den Statistischen Jahresbericht 2018 für ganz Potsdam hier:
www.potsdam.de/statistischer-jahresbericht-der-landeshauptstadt-potsdam