Eine einfache Idee mit großer Wirkung

In dem landwirtschaftlich geprägten Fahrland sind die vielen Besucher, die sich nicht an die in einem Landschaftsschutzgebiet geltenden Regeln halten, schon lange ein Dorn im Auge des Ortsbeirates und vieler Fahrländerinnen und Fahrländer. Stefan Matz, seit Mitte 2019 Ortsvorsteher Fahrlands, kennt die Probleme vor Ort, und hat, da er das lange Warten auf das Tätigwerden der Stadtverwaltung leid war, nun Eigeninitiative ergriffen.

Kaum noch einer da?

„Die Stadtverwaltung ist zu rund 20 Prozent unterbesetzt“, so Matz im Gespräch mit dem POTSDAMER. Neben vieler unbesetzter Stellen müsse man schließlich auch den hohen Krankenstand und die Mitarbeitenden berücksichtigen, die in Elternzeit oder im Urlaub sind. Zusätzlich kamen dann noch als Herausforderung der Cyberangriff auf die IT der Stadtverwaltung im Januar und die Corona-Pandemie hinzu. Dies dürfe aber nicht dazu führen, dass man in ordnungsrechtlichen Angelegenheiten die Kontrolle im nördlichen Ortsteil verliere. „Dass alle Aufgaben noch im anforderungsgerechten Maße erfüllt werden, kann ich nicht bestätigen“, konstatiert Matz. Nun soll ein von ihm einberufener Termin mit dem Ortsbeirat, dem Revierpolizisten sowie Mitarbeitenden des Ordnungsamtes mehr Klarheit über Zuständigkeiten und notwendige – jedoch kaum stattgefundene – Kontrollen bringen. „Es geht dabei nicht nur um den ruhenden Verkehr, sondern insbesondere auch um die Zuständigkeit bei Verstößen gegen Naturschutzgesetze“, so Matz.

Der Ortsvorsteher von Fahrland, Stefn Matz, Stefan Matz, hat mit seiner Idee schon großen Erfolg.

Der Ortsvorsteher von Fahrland, Stefn Matz, Stefan Matz, hat mit seiner Idee schon großen Erfolg.
Fotos: sts

Schutz für 20 Euro

Bis es soweit ist, weiß sich Matz allerdings sehr gut selbst zu helfen. „Jeden Tag stehen hier auf Ackerflächen und für die Landwirtschaft freizuhaltenden Wegen Wohnmobile und Autos. Mittlerweile ist der die Wege einfriedende Pflanzenwuchs so stark heruntergefahren, dass dort nur noch Sand- und Grasflächen sind“, ärgert sich Matz. Die kleinen Hinweisschilder auf das Landschaftsschutzgebiet werden einfach übersehen. „Nach Regenfällen ist der Boden stark aufgeweicht. Autos und Wohnmobile, die dann hier durchfahren, hinterlassen tiefe Krater, in denen sich dann wieder das Wasser sammelt und den Gesamtzustand der Wege noch schlimmer macht.“
Deshalb hat er die Sache jetzt selbst in die Hand genommen. Statt auf die versprochenen Schilder zu warten, die auf ein Durchfahrts- oder ein Parkverbot für PKW an entsprechenden Stellen hinweisen, hat Matz einfach ein großes Banner drucken lassen, das eine eindeutige und nicht zu übersehende Botschaft trägt: „Stopp! Ab hier nur noch zu Fuß oder mit dem Rad.“
„So einfach kann es sein. 20,30 Euro hat das Banner gekostet. Es hängt jetzt hier seit fast vier Wochen, und seitdem gibt es kaum noch Autos oder Wohnmobile, die durchfahren“, ist Matz begeistert. „Manchmal reicht ein kleiner, aber unmissverständlicher Hinweis.“

Fahrländer See noch lange ein Thema

Matz kämpft auch für den Schutz des Fahrländer Sees und seiner Uferzonen, die ein zusammenhängendes und zu schützendes Biotop sind. „Das sehen leider nicht alle so. Auch die Verantwortlichen von der Unteren Naturschutzbehörde scheinen hier auf beiden Augen blind zu sein. Schließlich sehen sie seit Jahren bei der Zerstörung einfach zu“, so Matz.
„Wenn man sich die Entwicklung der Wege und Uferzonen des Fahrländer Sees aus der Vogelperspektive anschaut, sieht man deutlich die Schäden, die auch die Wassersportler in den letzten Jahren hier hinterlassen haben. Da helfen auch keine medienträchtigen Müllaufräum-Aktionen einiger Surfer. Auch nach langen Diskussionen haben sie leider nicht verstanden, dass sie im Schilfgürtel, der ein geschütztes Biotop ist, nichts zu suchen haben. Aus diesem Grund bittet der Fahrländer Ortsbeirat den Oberbürgermeister entsprechende Beschilderungen vorzunehmen und ein Verbot der wassersportlichen Nutzung des Fahrlander Sees für solche Sportarten vorzubereiten und umzusetzen, von denen eine Schreckwirkung auf Zug- und Brutvögel ausgeht“, fasst Matz die Stellung des Ortsbeirates zusammen.

Links und rechts des Weges sind Sträucher dort heruntergefahren, wo Autos wild parkten, damit soll jetzt Schluss sein.

Links und rechts des Weges sind Sträucher dort heruntergefahren, wo Autos wild parkten, damit soll jetzt Schluss sein.

Unterstützung erhält der von fachkundiger Seite. Dem POTSDAMER liegt ein Schreiben des NABU Kreisverband Potsdam e.V. vom Februar 2019 vor, in dem er gegenüber der Unteren Naturschutzbehörde ein „Befahrungsverbot des Fahrländer See“ beantragt. Die vielfach dokumentierten Konflikte zwischen Wasservögeln und schilfbewohnenden Arten mit Kite- und Windsurfern sowie Kajakfahrern seien es, die sich auf die Entwicklung der Tiere nachhaltig negativ auswirken. Daher solle „auf Grundlage des § 30 Abs. 2 BbgNatSchAG, sowie § 44 BbgWG der Fahrländer See mit Wasserfahrzeugen aller Art (inklusive Windsurfer, Kitesurfer, Stand-up-Paddler)“ nicht mehr befahren werden, so der NABU Kreisverband.
In den seit dem Antrag des NABU vergangenen anderthalb Jahren, hat sich die Stadt nicht bewegt. „Es dauert eben lange, bis die Stadt erkennt, dass sie handeln muss“, so Matz, der vielleicht bald mehr seiner Banner drucken lassen wird.

sts