Die weißbeerige Mistel hat es in sich
So titelt eine „Kraut und Rüben“ Zeitschriftenausgabe aus dem Dezember 2021. Gemeint ist natürlich die Mistel (Viscum album), die Weißbeerige.
Sie wächst auf Nadelbäumen, aber bei uns auch vor allem auf Laubbäumen, wie Linden, Pappeln, Weiden, Ahorn und Obstbäumen.
Sicherlich sind Ihnen die Misteln in den Apfelbäumen im Marquardter Schloßpark bereits aufgefallen. Beim winterlichen Spaziergang sind sie nicht zu übersehen. Mangelnde Pflege der Obstbäume verstärkt das Problem der Ausbreitung übrigens noch. Erstaunlich für mich war, dass in der Literatur von Misteln in Birken kaum die Rede ist. Das kann man bei uns in der Region jedoch verstärkt beobachten.
Sie sind Halbschmarotzer und können damit ihren Wirtsbaum unter bestimmten Bedingungen durchaus schädigen. Halbschmarotzer heißt, dass die Misteln einen Teil Ihrer Energie aus der Photosynthese mit Hilfe der Blätter gewinnen, einen anderen Teil aber dadurch, dass sie sich in die Leitungsbahnen der Bäume bohren und sich dort mit Wasser und Nährstoffen versorgen. Diese fehlen dann dem entsprechenden Baum.
Normalerweise kein Problem, wenn sich um eine Mistel im Baum handelt. Problematisch wird es bei mehreren Exemplaren und vor allem in Zeiten starker Trockenheit.
Da empfiehlt es sich, die Misteln aus den Obstbäumen zu entfernen. Auch wenn man das des Öfteren anders in Beschreibungen findet: Sie stehen nicht unter Naturschutz!
Die weißen Beeren bieten Nahrung für mindestens 27 heimische Vogelarten, die am Ende auch dafür sorgen, dass sich die Misteln verbreiten. Die klebrigen Samen bleiben an den Schnäbeln der Vögel haften und werden am nächsten Baum abgestreift oder nach Verzehr wieder ausgeschieden. Auch zahlreiche Insekten sind auf die Mistel angewiesen.
Früher hat man aus den klebrigen Beeren einen Leim hergestellt und diesen auf „Leimruten“ aufgetragen, um damit Vögel zu fangen.
Kräuterkundige, wie Miraculix, aber auch arabische Ärzte des Mittelalters und Hildegard von Bingen nutz(t)en die Misteln, nachdem sie sie geerntet haben – dazu muss nicht unbedingt eine silberne Sichel verwendet werden, aber sie sollen nicht die Erde berühren! – um heilsame Pulver oder Tees zuzubereiten.
Diese helfen dann unter anderem bei Blutdruckproblemen, Arterienverkalkung, Stoffwechselstörungen, rheumatischen Beschwerden, Epilepsie und der Krebstherapie. Natürlich immer in Absprache mit einem Arzt!
Ein Tee sollte immer als Kaltauszug aus den Blättern und Stängeln gemacht werden, da sich die Heilwirkung beim Erwärmen vermindert. Er kann auch äußerlich für Umschläge gegen Krampfadern, Rheuma und Arthrose verwendet werden.
Weit verbreitet ist inzwischen der weihnachtliche Brauch, sich unter einem Mistelzweig zu küssen. Das gilt als gutes Omen für eine Beziehung.
In der nordischen Mythologie stehen diese Pflanzen als Lebewesen zwischen Himmel und Erde für Frieden und Freundschaft.
Und zum Schluss:
Auch wenn die weißbeerige Mistel in Eichen wächst, ist sie noch lange keine Eichenmistel!
Diese bildet eine eigene Pflanzenfamilie innerhalb der Ordnung der Sandelholzartigen. Die Eichenmistel (Loranthus europäus) findet sich, wenn auch nur selten, in Gebirgsregionen wie der Sächsischen Schweiz. Sie trägt im Sommer gelbe Beeren und wirft zum Winter die Blätter ab. Die Äste haben eine braune Rinde. Ansonsten alles wie Viscum album.
Mit diesen Informationen und den besten Wünschen für 2023 verbleibe ich als
die Kräuterfrau vom Lavendelhof in Marquardt
Ihre
Ramona Kleber