Jetzt Wildunfälle verhindern helfen Für alle, die es vermeiden können, in der Dämmerung und nachts mit dem eigenen Auto über einsame Landstraßen zu fahren: Das ist der beste Weg, um Zusammenstöße mit Wildtieren zu verhindern. Diejenigen, die trotzdem unterwegs sein müssen, sollten weiterlesen. Denn es gibt einige gute Tipps und eine App, die helfen können, dass das Leben der Tiere durch den Autoverkehr weniger gefährdet wird. Und die Menschen mit ihren Autos wohlbehalten zu Hause ankommen. Das Ausmaß einer Kollision hängt von der Geschwindigkeit des Fahrzeugs, der Größe und vom Gewicht des Tieres ab. Mit steigender Geschwindigkeit erhöht sich der Bremsweg und Reaktionsweg. Bei 60 Kilometern pro Stunde prallt ein Rehbock mit fast einer Tonne Gewichtskraft auf ein Fahrzeug. Die Warnschilder „Achtung Wildwechsel“ sollten unbedingt beachtet werden. Gerade an diesen Abschnitten wird empfohlen, Straßenränder, Waldstücke, Feldränder besonders im Blick zu haben und stets bremsbereit zu sein. Erscheint Wild im Scheinwerferlicht auf der Straße, heißt das, sofort bremsen, abblenden und gegebenenfalls hupen. Besondere Vorsicht gilt in der Dämmerung, in den Nachtstunden und bei Nebel. Wenn möglich, sollte nachts auch deshalb mit Fernlicht gefahren werden, weil dieses besser von den Augen der Tiere reflektiert wird. Erfahrungen zeigen, dass oft mehrere Wildtiere die Fahrbahn queren, auch Nachzügler oder zurückwechselnde Tiere. Lässt sich ein Zusammenprall nicht mehr vermeiden, sollte man nicht ausweichen. Im Ernstfall ist ein kontrollierter Aufprall besser als ein unkontrolliertes Ausweichmanöver. Nach einem Unfall ist die Polizei zu informieren. Außerdem kann die Polizei veranlassen, ein verletztes Tier zu erlösen.
Viele Autos, viele Unfälle
Der Schutz von Natur und Tier ist in Deutschland gesetzlich verankert. Er stellt jedoch eine zunehmende Herausforderung dar, weil sich die Siedlungs- und Verkehrsflächen in den letzten 60 Jahren mehr als verdoppelt haben. Darüber hinaus hat sich das Verkehrsaufkommen seit 1974 vervierfacht. Insgesamt ermittelt der Deutsche Jagdverband jährlich zwischen 200.000 und 250.000 Kollisionen mit Hirsch, Schwein oder Reh. Die Dunkelziffer liegt jedoch vermutlich 5 mal so hoch. Dabei können für seltene Arten, wie Wildkatze oder Fischotter, Wildunfälle sogar bestandsbedrohend sein.
Tierfund-Kataster
Verlässliche Daten zu Tierfunden von Wildtieren sind entscheidend, um die Todesursachen festzustellen und die Situation im Sinne des Tier- und Artenschutzes zu verbessern. Bei Wildunfällen beispielsweise ermöglicht eine exakte Erfassung von Unfallort, Tierart und -anzahl Zusammenhänge zwischen dem Verhalten der Tiere und der Landschaftsstruktur zu erkennen und Wildunfälle durch geeignete Maßnahmen zu minimieren. Mit dem Tierfund-Kataster und der dazugehörigen App kann sich jetzt jeder Bürger aktiv an der Erfassung von Wildunfällen beteiligen. Der Deutsche Jagdverband e.V. der die App betreibt, beschreibt es so: „Unser Ziel ist es, mit Ihrer Hilfe die tatsächlichen Unfallschwerpunkte im ersten Schritt zu entdecken und im zweiten Schritt zu entschärfen. Langfristig sind wildbiologische, raumplanerische und straßenbaufachliche Gesichtspunkte zu beachten. Das erspart unseren Wildtieren ungezähltes Leid. Zudem werden Sach- und Personenschäden reduziert. Jäger werden regelmäßig zu Wildunfällen gerufen und haben dadurch als Partner der Behörden viel Erfahrung im Umgang mit verletzten Tieren und Sachschäden. Durch das Jagdreviersystem in Deutschland ist eine flächendeckende Präsenz sichergestellt. Um jedoch eine ganzheitliche und großflächige Erfassung von Wildunfällen zu ermöglichen, brauchen wir Ihre Mithilfe: Leisten Sie mit Ihren Daten einen aktiven Beitrag zu Natur- und Tierschutz.“ Die „Tierfund App“ kann über die App-Stores heruntergeladen werden. Der aktuelle Standort wird automatisch erfasst und relevante Daten wie Datum oder Wildart abgefragt. Nutzer können ein Foto des Tieres einstellen und helfen damit Experten bei der Artbestimmung. Wissenschaftler der Universität Kiel prüfen die Daten, werten sie systematisch aus und ermitteln Wildunfall-Schwerpunkte. Jeder Hinweis hilft, Gefahrenstrecken genauer auszuweisen.
LJV/Red.
www.tierfund-kataster.de
Die Datensammlung nützt u.a. für diese Fragestellungen:
Wie lassen sich Wildunfälle vermeiden?
Wo müssen Querungshilfen für Tiere entstehen? Wo sind Verkehrsschilder „Achtung Wildwechsel“ sinnvoll? Welche Jagdmethoden helfen, Wildunfälle zu verringern? Welche Wildtierarten sind betroffen? Welche Auswirkungen haben Wildunfälle auf Tierpopulationen? Welche Auswirkungen haben andere Todesursachen, zum Beispiel Windräder?