Restaurierung der Dorfkirche bald abgeschlossen

Wer die Dorfkirche Groß Glienickes betritt, ist meist überrascht, lässt sie doch von außen nichts von ihrem prunkvollen Inneren erahnen. Das älteste erhaltene Gebäude Potsdams, dessen erste Erwähnung auf das Jahr 1250 beruht, war vor dem Umbau im Jahre 1679, den Hans Georg III. von Ribbeck vornahm, ein einfacher Saalbau mit einer niedrigen Holzbalkendecke und hatte keinen Kirchturm. Hans Georg III. ließ die ursprüngliche Holzbalkendecke abtragen und durch ein stuckiertes Spiegelgewölbe ersetzen, die Kirchenfenster wurden vergrößert, der Fußboden des Kircheninneren um 40 cm angehoben, ein Fachwerkbau der Westmauer vorgesetzt, um den Kirchturm zu tragen und eine Familiengruft angelegt.

Die Arbeiten an der Fassade wurden vor wenigen Tagen abgeschlossen. Foto: sts

Eingemeindung ermöglichte Erhalt der Kirche

Nach der Eingemeindung Groß Glienickes nach Potsdam, begann man mit den umfangreichen Reparaturen und Restaurierungsmaßnahmen. Da während der Arbeiten vor allem in tragen Elementen des Baus der Befall von Hausschwamm festgestellt wurde, verzögerten und verteuerten sich die Restaurierungsarbeiten erheblich. Im Rahmen der dadurch notwendigen Arbeiten wurde die komplette Westwand, die die gesamte Stützlast des Kirchenturmes trägt, mittels einer pneumatischen Konstruktion angehoben und eine Bleimatte zwischengezogen werden, um den aus der Gruft in das darüber liegende Mauerwerk aufsteigenden Hausschwamm einzudämmen. Zusätzlich wurde dem Hausschwammbefall mit einem aufwendigen Wärmeverfahren begegnet.

Der prachtvolle Altaraufsatz aus dem Jahr 1684 ist einmalig in der Region. Foto: sts

Der ebenfalls vom Schwamm befallene Dachstuhl wurde erneuert, das Dach neu gedeckt, der Turm neu verschalt. Nun konnte mit der Restaurierung der gewölbten Decke, ihrer Stuckarbeiten sowie der ausgemalten Spiegel begonnen werden. Im weiteren Verlauf widmete man sich dem aufwendig gestalteten hölzernen Altarretabel (Altaraufsatz) von 1664, der hölzernen Renaissancekanzel aus dem Jahr um 1640 mit dem um 1680 aufgesetzten Schaldeckel an der Südwand der Kirche, den die Wände schmückenden Epitaphien.
Ziel der Restaurierungsarbeiten war es unter anderem, alle Ausstattungsgegenstände, die grau überstrichen waren, wieder freizulegen und das ursprüngliche Erscheinungsbild wieder herzustellen – was auch eindrucksvoll gelang.
Burkhard Radtke, der Vorsitzende des Gemeindekirchenrates, führte den POTSDAMER durch die Kirche und mit seinen Erzählungen durch die letzten 400 Jahre der Kirchengeschichte. Im Rahmen dessen entschloss man sich, in kommenden Ausgaben einzelne Restaurierungsarbeiten detaillierter vorzustellen, um unseren LeserInnen einen Überblick über den Aufwand und einen Einblick in das Handwerk des Restaurators zu geben.

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Das Taufbecken vor und nach der Restaurierung. Fotos: Burkhard Radtke