Einzelteile der Geschichte Bornims zu Tage gefördert
Auf einem ehemals zum Amtsvorwerk in Bornim gehörenden Grundstück soll im kommenden Jahr gebaut werden. Bei bauvorbereitenden Untersuchungen sind jetzt Spuren der Besiedlung aus germanischer und frühdeutscher Zeit sowie auch jüngerer Grundstücksnutzungen gefunden worden. Die archäologischen Untersuchungen wurden von der Denkmalschutzbehörde beauflagt, da bereits seit dem Ende des 19. Jahrhunderts in Bornim immer wieder Zeugnisse der frühen Besiedlung des Ortes entdeckt worden waren. Die Kosten für die Untersuchungen werden von der Kirsch & Drechsler Hausbau GmbH getragen, die dort mit dem Bauvorhaben „Wohnen an den Obstwiesen“ zwei Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 18 Wohnungen errichten wird.
Nach gut vierwöchiger Ausgrabung hat das Archäologen-Team im ersten circa 420 Quadratmeter großen Baufeld bis jetzt 115 archäologische Befunde aus mindestens drei unterschiedlichen Zeitepochen freigelegt. Auch wenn schriftliche Quellen erst im 13. Jahrhundert über die Existenz des Dorfes Bornim berichten, zeugen archäologische Funde in der Ortsmitte von viel älteren Siedlungen in ur- und frühgeschichtlicher Zeit. Zu den ältesten Funden der derzeitigen Ausgrabungen zählen Fragmente eines Gefäßes aus der Zeit um die Zeitenwende vom ersten vorchristlichen Jahrhundert zur römischen Kaiserzeit (1. – 4. Jahrhundert), das zusammen mit einem Rinderhorn und einer Hirschgeweihstange in einer Grube lag.
Ganz in der Nähe fand sich ein nur circa drei Zentimeter großes aus Bronze gearbeitetes Rinderfigürchen, das sicher auch germanischen Ursprungs ist. Offenbar gelangte es im frühdeutschen Mittelalter mit in eine Abfallgrube. Ähnliche Miniaturrinder sind bisher vor allem in Mecklenburg-Vorpommern und im Havelland gefunden worden. „Obwohl sie in etwa die Größe von heutigen Spielfiguren haben, ist ihre Bedeutung wohl wesentlich größer und eher im Zusammenhang mit Kult oder Brauchtum zu sehen“, sagt Gundula Christl, Archäologin der Unteren Denkmalschutzbehörde der Landeshauptstadt Potsdam.
Vielfältig sind auch die Spuren der jüngeren Grundstücksnutzungen: Die spätmittelalterliche Besiedlung bestätigen weitere Gruben und Bodenverfärbungen, die für diese Epoche typische Keramik enthalten. Zwei lediglich fünf Meter voneinander entfernt liegende Holzkastenbrunnen sind mit dem Wirtschaftsareal des frühneuzeitlichen Amtshofes in Verbindung zu bringen. „In einer der Brunnenbaugruben lag eine mehrfarbig glasierte Ofenkachel aus dem 16. Jahrhundert, die durchaus für einen gewissen Wohlstand und gehobene Ausstattung auf dem Gutshof spricht“, so Christl. Ein Plan des Amtsvorwerkes aus dem Jahr 1765 zeigt im Bereich der derzeitigen Grabungsfläche Pferde-, Ochsen- und Schweineställe. Ein Amtsvorwerk ist ein zu einem Amt als kurfürstliche oder königliche Verwaltungseinheit gehöriger landwirtschaftlicher Betrieb. In Kadavergruben vergrabene Tiere bestätigen diese Nutzung ebenfalls eindrucksvoll.
Die Grabungen sind noch nicht abgeschlossen. Um die einzelnen Befunde sicher zu deuten und zu datieren, sind an diesem geschichtsträchtigen Ort noch weitere Untersuchungen notwendig. Ab Frühjahr 2020 ist der Bau der Mehrfamilienhäuser geplant.
LHP