Zwischenbericht zur „Strategieplanung Ländlicher Raum“
Tolle Ideen für die Entwicklung der ländlichen Ortsteile gibt es viele. Sie kommen von den Ortsbeiräten und Einwohnern, Vereinsmitgliedern und Unternehmern, die die Probleme vor Ort kennen. Es fehlen zum Beispiel Wege, die die Ortsteile verbinden. Die Kindergartenplätze reichen hinten und vorne nicht. Die Busse müssten öfter fahren und der Bahnhof Marquardt soll endlich auch von der Ostseite angefahren und barrierefrei ausgebaut werden.
Alle Beteiligten an einen Tisch zu holen, gemeinsam mit der Verwaltung diese Fragen zu diskutieren und Projekte daraus zu entwickeln – das war die Idee hinter der Strategieplanung Ländlicher Raum.
Was bisher geschah
Zu Beginn des Jahres 2015 wurde die Stadtverwaltung von der Stadtverordnetenversammlung beauftragt, eine fachübergreifende, umsetzungsorientierte Strategieplanung zur Entwicklung des ländlichen Raums von Potsdam in Zusammenarbeit mit den Akteuren vor Ort erarbeiten zu lassen.
In den darauf folgenden Fach- und Werkstattgesprächen mit den Akteuren vor Ort und der Stadtverwaltung (moderiert von der complan Kommunalberatung) ging es vor allem um die Schwerpunkte Verkehr und Mobilität, Landwirtschaft, Obstbau(-kultur), Naturschutz, Naherholung und Tourismus. Aber auch darum, wie die Ortsteile aussehen und welche Funktionen sie erfüllen. Das heißt z.B. konkret: Wo gibt es Bedarf an Einkaufsmöglichkeiten, wo können sich Gewerbebetriebe ansiedeln? Nachdem die Projekte benannt und ausgewählt waren, ging es um die Frage, wie diese umgesetzt werden können.
Die BürgerInnen aus den Ortsteilen waren bereits im Frühjahr 2016 aufgerufen, ihre Anregungen, Ideen und Vorschläge einzubringen. Die Ergebnisse der Planung wurden in einer weiteren Veranstaltung im März 2017 in der Grundschule „Ludwig Renn“ in Potsdam-Eiche dargestellt und erörtert. Der entsprechende Bericht ist in der Stadtverordnetenversammlung am 06. Dezember 2017 beschlossen worden.
Insgesamt 146 Maßnahmen sind darin aufgelistet. Dahinter stehen konkrete Projektideen, wer dafür verantwortlich sein könnte und ob eventuell eine finanzielle Förderung möglich ist. 45 Steckbriefe sind aus dem Werkstattverfahren und der Beteiligung der Ortsbeiräte heraus entstanden. Zahlreiche Maßnahmen kommen von der Verwaltung, beruhen zum Teil auf Beschlüssen der Stadtverordnetenversammlung. Sie wurden mit aufgenommen, um ein vollständiges Bild zu gewinnen.
Ein Beispiel ist das Konzept zum Ausbau des Bahnhofs Marquardt zu einem „multi-modalen“ und barrierefreien Umsteigepunkt. Die Erstellung eines entsprechenden Planungskonzepts wurde bereits im Juni 2015 von der Stadtverordnetenversammlung beauftragt.
Der aktuelle Stand
Anfang Dezember 2018 luden Erik Wolfram, Chef des Bereichs Stadtentwickung in der Potsdamer Verwaltung, und sein Stellvertreter Bernhard Kneiding die Ortsbeiräte sowie Initiativen und Vereine aus den Ortsteilen zum 7. Werkstattgespräch der Strategieplanung Ländlicher Raum ein. Sie gaben einen Überblick über den aktuellen Stand der Umsetzung.
Fünf der 146 Maßnahmen aus der Strategieplanung Ländlicher Raum sind bereits realisiert. Hier drei Bespiele:
Die Verlängerung der TRAM Linie 96 zum Campus Jungfernsee mit dem Bau des P+R-Platzes und des Fahrradstellplatzes (Maßnahmen Nr. 49, 65, 70) wurden zum Ende des Jahres 2017 realisiert. Damit hat sich insgesamt die Verkehrsanbindung in den Norden deutlich verbessert.
In Fahrland kommt die Vergrößerung des Nahkaufs (Maßnahme Nr. 20) sehr gut an. Das Sortiment wurde erweitert. Etliche Autofahrten zu den nächsten Supermärkten Richtung Innenstadt werden dadurch eingespart. Die Lebensqualität wächst.
In Golm übernahm zu Beginn des Jahres 2018 das neue Standortmanagement im Wissenschaftspark (Maßnahme Nr. 47). Die Finanzierung für den Erweiterungsbau GO:IN 2 (Innovations- und Gründerzentrum) ist gesichert (Maßnahme Nr. 45). Dieses Projekt ist also auf einem sehr guten Weg.
Im Oktober bekam die Heinz Sielmann Stiftung eine Zusage über gut 2 Mio Euro Fördermittel aus dem GAK-Programm Pflege des europäischen Schutzgebiets Döberitzer Heide-Ferbitzer Bruch. Daraus finanziert die Stiftung Initialmaßnahmen zur Wiederöffnung von zugewachsenen Bereichen und Vorbereitung einer dauerhaften Erhaltungspflege durch Beweidung und Mahd. (Maßnahme Nr. 113). Die Fontane-Radroute durch das Havelland, ein Projekt der LAG Havelland, wird ein besonderes touristisches Highlight im Jubiläumsjahr und darüber hinaus (Maßnahme Nr. 144).
Sieben Projekte werden zurzeit als kritisch angesehen. Das heißt, diese werden wahrscheinlich nicht weiter verfolgt beziehnungsweise müssen zurück gestellt werden, zum Beispiel weil Eigentümer von Gebäuden nicht greifbar sind, wie im Falle des alten Bahnhofsgebäudes in Satzkorn (Maßnahme Nr. 7).
In Fahrland wurde die 250 Jahre alte Bockwindmühle verkauft (Maßnahme Nr. 6). Der Förderverein hat sich aufgelöst. Die dringend notwendige Restaurierung ist damit wohl in weite Ferne gerückt.
Für den Ausbau des Feldweges zwischen Grube und Golm als Fuß- und Radweg gibt es laut Auskunft der Ortsvorsteherin Dr. Saskia Ludwig keinen Bedarf mehr, seit die Straßenverbindung zwischen den beiden Ortsteilen ausgebaut wurde.
Die Idee des Erlebnis-Natur-Lehrpfads Golmer Luch (Maßnahme Nr. 132) wird von der Stadt unterstützt. Bisher hat sich aber dafür noch kein Vorhabenträger gefunden.
Nach knapp einem Jahr seit Beschlussfassung der Strategieplanung konnten laut Auskunft des Bereichs Stadtentwicklung bereits bei einem Viertel aller Maßnahmen große Fortschritte erzielt werden.
Mit der Umsetzung der Verlängerung der Regionalbahnlinie RB21 über Golm und Marquardt direkt nach Spandau und weiter Richtung Gesundbrunnen ist laut Landesnahverkehrsplan im Dezember 2022 zu rechnen (Maßnahme Nr. 57).
Wann der Bahnhof Marquardt ausgebaut wird, ist unklar. In einem ersten Schritt soll der Bahnhof an der Ostseite an die B273 angebunden werden. Dann können Busse aus Richtung Fahrland und Satzkorn den Bahnhof direkt anfahren. Dieser Teil des Ausbaus liegt im Zuständigkeitsbereich Potsdams. Bemühungen der Landeshauptstadt, den Ausbau des Bahnhofs in den Landesnahverkehrsplan aufzunehmen, sind gescheitert. Der vor einem Jahr von den Ortsbeiräten aus Marquardt, Uetz-Paaren, Satzkorn und Fahrland geforderte Runde Tisch und die Umsetzung des Planungsbeschlusses (aus 2015) sind bisher nicht zustande gekommen. Der Runde Tisch soll aber im Zuge der anstehenden Planung des P&R-Platzes eingerichtet werden.
Die Realisierung kleinerer Projekte, bei denen die Landeshauptstadt Potsdam selbst als alleiniger Vorhabenträger agiert, sind eher absehbar. Beispiele wären hier die Maßnahmen zur Verbesserung der Schulwegsicherheit in Groß Glienicke, Fahrland, Marquardt und Eiche. (Maßnahmen Nr. 89-91).
Soweit die Aufzählung einiger beispielhafter Projekte. Mehr würde hier den Rahmen sprengen. Der POTSDAMER wird die Entwicklung der Projekte der Strategieplanung Ländlicher Raum im Detail verfolgen und darüber berichten.
Resümee
Die konzeptionelle, langfristige und sehr bürgernahe Herangehensweise mit den Werkstattgesprächen hat tolle Ideen und Konzepte hervorgebracht. Sie hat den Blick auf das große Ganze geschärft und die Ortsbeiräte und Vereine in ihrem Selbstvertrauen und Verständnis untereinander gestärkt. Und die Hoffnung geweckt, dass die Ortsteile mit ihren Belangen in der Stadtverwaltung jetzt und in Zukunft deutlich stärker wahrgenommen und unterstützt werden. Ob die Projektideen letztlich umgesetzt werden, hängt in erster Linie davon ab, ob ein Vorhabenträger die Sache in die Hand nimmt und die finanzielle Verantwortung übernimmt.
Das 8. Werkstattgespräch und damit der nächste Abgleich des Status Quo der Steckbriefe ist für den April 2019 geplant. sk
Mehr Informationen über die Strategieplanung Ländlicher Raum, die Werkstattgespräche und Steckbriefe finden Sie hier: www.potsdam.de/
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