Verhalten der Verwaltung führt zu großem Unmut bei Anwohnern in Fahrland

Groß war der Unmut bei den Fahrländern als sie am 17. November dieses Jahres in die Regenbogenschule kamen, um mehr Informationen zu der Flüchtlingsunterkunft zu bekommen, die direkt neben der Grundschule gebaut wird. Während der Veranstaltung wurde jedoch klar, dass es weniger der Bau der Unterkunft ist, der die Fahrländer verärgerte, sondern die Informationspolitik der Verwaltung. Denn die Verwaltung bot die Informationsveranstaltung erst an, nachdem mit dem Bau der Flüchtlingsunterkunft begonnen wurde.

Annett Schilsky, Peter Svejda und Gregor Jekel wollten die Fahrländer informieren, ließen aber viele Fragen offen.

Annett Schilsky, Peter Svejda und Gregor Jekel wollten die Fahrländer informieren, ließen aber viele Fragen offen.
Foto: sts

Von wegen informativ und transparent

Bereits im Juni dieses Jahres habe der Ortsvorsteher von Fahrland, Stefan Matz, die Beigeordnete für Ordnung, Sicherheit, Soziales und Gesundheit, Brigitte Meier (SPD), darum gebeten, die Fahrländerinnen und Fahrländer über das Vorhaben zu informieren und dabei die Schul- und Hortleitung sowie andere involvierte Institutionen in die Planungen einzubinden. „Man hat meine Bitten aber schön ignoriert“, so Matz im Gespräch mit dem POTSDAMER. „Kein Wunder, dass sich jetzt der Ärger breit macht.“
Um dem Ärger der Fahrländer entgegenzuwirken, postete Ortsvorsteher Matz in der Gruppe Fahrland auf Facebook einige Informationen rund um die Flüchtlingsunterkunft einige Tage vor der angekündigten Veranstaltung und bat gleichzeitig um Verständnis für die Situation der Geflüchteten.
Die so oft von der Stadtverwaltung angepriesene „Bürgerbeteiligung“ hat in dem Punkt der Informationstransparenz wieder einmal nicht gut funktioniert. Es mangelte der Verwaltung allerdings nicht nur an der viel zu späten Einsicht, eine Informationsveranstaltung anzubieten, sondern auch an den Informationen an sich. Auf viele Fragen der etwa 80 Bürgerinnen und Bürger Fahrlands konnten die Verwaltungsmitarbeiter keine genauen Antworten geben, was die Anwohner noch mehr empörte. Peter Svejda und sein Vorgesetzter, Gregor Jekel, Leiter des Fachbereichs Wohnen, Arbeit und Integration, nahmen viele Fragen mit und versprachen, diese in einer Folgeveranstaltung im Januar kommenden Jahres zu beantworten. Bis dahin wird der Bau der Flüchtlingsunterkunft jedoch fast abgeschlossen sein, denn deren Bezug ist für März 2023 geplant.
Ortsvorsteher Matz postete nach der „Informationsveranstaltung“: „Es ist wie so häufig. Viele der heute zu Tage getretenen Informationsdefizite und Fehleinschätzungen auf Seiten der Stadtverwaltung hätte man vorher wissen können, wenn man die Expertise vor Ort genutzt, also den Ortsbeirat oder/und Kitas, Hort und Schule gefragt hätte. Oder zumindest auf die Hinweise hört. Man hätte also nicht ins sprichwörtlich offene Messer laufen müssen. Auf die Fortsetzung bin ich gespannt.“
Gespannt sind vermutlich alle Fahrländer, allerdings wird es an dem Vorhaben der Verwaltung nichts ändern. Die Unterkunft wird gebaut und soll im März 2023 etwa 75 Menschen ein neues und vorrübergehendes Zuhause geben. Um für eine bessere Sozialverträglichkeit innerhalb der Unterkunft zu sorgen, möchte man möglichst unterschiedliche und heterogene Nationalitäten bzw. Kulturen mischen. Aufgrund der aktuellen Kriegssituation sei es aber wahrscheinlich, dass etwa 90 Prozent der Bewohner aus der Ukraine stammen werden, so Svejda.

Petition eingereicht

Da die Zuwegung zur Flüchtlingsunterkunft über die Einfahrt der Grundschule erfolgen soll, wurde mittlerweile eine Petition eingereicht, die „den sofortigen Baustopp der Durchgangsstraße zwischen unserer Regenbogen Grundschule in Potsdam Fahrland und der sich in Bau befindenden Gemeinschaftsunterkunft erwirken“ soll eingerichtet.
Im Petitionstext heißt es: „Die Gemeinschaftsunterkunft soll ausschließlich über das Schulgelände zugänglich sein. Tag und Nacht wäre das Schulgelände für jeden geöffnet. Die Sicherheit unserer Kinder kann nicht gewährleistet werden, wenn die Müllabfuhr, Post, DHL und Co, Besucher und Bewohner über das Schulgelände zum danebenliegenden Gelände der Unterkunft fahren. Erst vor kurzem gab es auf einem anderen Schulgelände einen tödlichen Unfall mit einem LKW. Selbst die Eltern sollen das Schulgelände nicht befahren. Jetzt aber eine Durchfahrtsstraße zu bauen ist absolut inakzeptabel.
Das Gelände der Gemeinschaftsunterkunft muss eine eigene, unabhängige Zufahrt bekommen, was platztechnisch durchaus umsetzbar ist! Die Sicherheit unserer Kinder geht vor!“
Schon nach wenigen Tagen erreichte die Petition knapp 1000 Unterschriften.

Ortsbeirat fordert Nachbesserung

Auch der Ortsbeirat hat inzwischen in einem umfangreichen Antrag den Oberbürgermeister aufgefordert, Versprochendes einzuhalten, Fehlplanungen umgehend zu beheben und die Schul-, Hort- und Kitaleitungen miteinzubeziehen sowie eine Konkurrenzsituation bei Schul- und Kitaplätzen zu vermeiden.
Neben ungeklärten sicherheitsrelevanten Aspekten blieb offen, ob die Flüchtlingsunterkunft neben der Regenbogenschule wirklich nach zwei Jahren der auf dem Grundstück geplanten Sporthalle Platz machen wird. Schließlich lasse sich „Flucht nicht planen“, so Jekel.

sts