Könnte eine Straßenbahn durch die Potsdamer Straße fahren?

Noch vor fünf Jahren sahen die Pläne der Stadtverwaltung vor, Golm über eine über Eiche führende Straßenbahntrasse zu verbinden, was jedoch aufgrund starker Anwohnerproteste verworfen wurde. Gerade beginnt die Diskussion um eine alternative Trasse: Von der Endhaltestelle der TRAM 92 an der Bornstedter Kirschallee könnte die Trasse über die Potsdamer Straße durch Bornstedt bis nach Bornim geführt werden. Und weiter über die Mitschurinstraße bis ran an die Gleise der Regionalbahn. Östlich der Gleise könnte die Straßenbahn dann entlang der sogenannten Nordanbindung paralell zum Gleis bis zum Bahnhof Golm weiter fahren.

Die Potsdamer Straße ist dreispurig und wird von großen alten Bäumen flankiert.

Ganz neu sind auch diese Pläne nicht. Schon in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts war eine Straßenbahnverlängerung zumindest bis Bornim geplant. Laut eines Anwohners lagen die entsprechenden Schienen schon bereit. Der zweite Weltkrieg verhinderte den Bau. Golm wächst stetig. Neben der Universität Potsdam soll noch mehr neuer Wohnraum und Raum für Unternehmen geschaffen werden, die sich in unmittelbarer Nähe des Wissenschaftsparks niederlassen wollen. Das erzeugt noch mehr Verkehr. Da käme eine Straßenbahn genau richtig. Diese Anbindung hätte vor allem den Vorteil, das die Fahrgäste direkt in die Innenstadt fahren könnten. Das würde insbesondere bei den Studenten sicher viel Anklang finden. Mit der Regionalbahn muss man ja bekanntlich den Umweg über den Hauptbahnhof nehmen. Ob allerdings die Fahrzeit mit der Straßenbahn im Vergleich tatsächlich kürzer ist, bleibt unwahrscheinlich. Für die Bornimer wäre ein Straßenbahnanschluss ein deutlicher Gewinn. Das Umsteigen an der Kirschallee würde entfallen. Die TRAM würde öfter fahren als der Bus und vermutlich auch in den Abendstunden länger.

Mögliche TRAM-Trasse von Bornstedt (Kirschallee) über Bornim nach Golm.

Die Potsdamer Straße ist zurzeit dreispurig. Schwer vorstellbar, wo hier (insbesondere im Bereich zwischen Pappelallee und Amundsenstraße) noch Platz für ein Gleis sein sollte. Nach der Amundsenstraße könnte die Straße verbreitert werden. Allerdings müssten etliche Bäume vom nördlichen Rand des Katharinenholzes dran glauben. Laut eines Stadtsprechers gebe es zurzeit weder Zeit- noch Kostenpläne für den möglichen Trassenverlauf. Eine Machbarkeitsstudie soll frühestens im kommenden Jahr in Auftrag gegeben werden, weil derzeit alle Ressourcen der Stadtplanung um das Krampnitz-Projekt gebündelt seien, heißt es weiter aus der Stadt. Vorraussichtlich im September dieses Jahres wird die Überarbeitung des Nahverkehrskonzepts vorgestellt. Laut Norman Niehoff, Bereichsleiter Verkehrentwicklung soll das Konzept zur beschriebenen Trasse dort enthalten sein wird. Mit einer Tram nach Golm ist frühestens 2030 zu rechnen. Eine Frage sollte die Planung mit beantworten: Wie werden das riesige neue Wohngebiet Krampnitz und der wachsende Forschung- und Wissenschaftsstandort Golm (als attraktiver Arbeitsort) mit öffentlichen Verkehrsmitteln verbunden? Aktuell läuft in der Stadtverordnetneversammlung eine Diskussion um „Golm Nord“. Dieses neue Entwicklungsgebiet nördlich des Bebauungsplangebiets „Nördlich in der Feldmark“ könnte das nächste große Baugebiet im rasant wachsenden Ortsteil Golm werden. Der POTSDAMER wird in einer der nächsten Ausgaben mehr davon berichten.

Red.

Leon Troche aus Bornim

„Man merkt bereits heute, dass zu den Stoßzeiten die Busse zur Kirschallee überfüllt sind. Meiner Meinung nach ist eine Verlängerung der Tram von der Kirschallee nach Golm eine gute Chance den Potsdamer Norden besser an das ÖPNV-Netz anzubinden. Der Entscheidungsprozess darf jedoch nicht ohne die Bürger stattfinden, da ein solches Vorhaben kostenintensiv und landschaftsverändernd ist.“

Runhilde Sokoll aus Paaren

„Die Straßenbahn fährt ja elektrisch, das ist gut für die Umwelt. Für uns Paarener nützt diese Strecke nicht so viel. Wir müssen immer noch erst in die Stadt rein fahren und dann wieder raus, wenn wir mit den Öffentlichen zum Arzt nach Fahrland wollen. Das Straßenbahnticket ist zu teuer und der Bus-Anschluss unsicher.“

Uwe Adler (SPD) Stadtverordneter aus Bornstedt

„Das ist eine verkehrspolitisch sehr wichtige städtebauliche Entwicklungsmaßnahme. Dafür braucht es eine breite Akzeptanz innerhalb der Bevölkerung. Die Entwicklungsmaßnahme ist auch ein klares Bekenntnis zu unserem Forschungs- und Wissenschaftsstandort Golm! Es braucht eine begleitenden Prüfung hinsichtlich vorhandener Möglichkeiten, den Pendlerverkehr im Potsdamer Norden durch ein vernünftiges P&R Konzept zu reduzieren. Wir müssen attraktive und akzeptierte Angebote für unsere Pendler mitplanen.“

Matthias Finken (CDU), Stadtverordneter aus Bornstedt

„Die Tramverlängerung ist eine gute Idee. Golm braucht eine bessere Anbindung und entlang der B 273 ist jede Entlastung ein Gewinn. Mit attraktiven Bahnen, Preisen und Takten wird die Tram viele ansprechen, sie für den Weg in die Innenstadt und zurück zu nehmen.“

Friedrich Winskowski (SPD), Ortsvorsteher von Eiche

„Der Ortsteil Eiche würde davon indirekt profitieren. Denn wenn mehr Menschen in Golm in die Straßenbahn einsteigen wird auch die Kaiser-Friedrich-Straße entlastet. Wichtig ist, dass mögliche Baugebiete entlang der Strassenbahntrasse gleich mitgeplant werden.“

Klaus Rietz (ANW) Stadtverordneter aus Bornim

„Eine bessere ÖPNV-Anbindung für den Wissenschaftsstandort Golm ist auf jeden Fall zu begrüßen. Fraglich bleibt, ob es über Bornim überhaupt eine mögliche und wirtschaftliche Trassenführung gibt. Um Entlastungen für die Verkehre von und nach Golm zu bringen, ist aber zwingend auch eine bessere Anbindung an das überörtliche Straßennetz (B 273) mit Autobahnanbindung nötig.“

Regina und Dieter Ponke aus Bornstedt

„Ein Straßenbahn durch die Potsdamer Straße finden wir gut. Dann fahren weniger Autos und man kommt vielleicht eher über die Straße. Wir sind jetzt schon viel zu Fuß unterwegs, statt mit dem Auto zu fahren und würden die Straßenbahn auf jeden Fall nutzen.“

Dr. Saskia Ludwig (CDU), Landtagsabgeordnete, Ortsvorsteherin von Golm

„Straßenbahnen sind Transportmittel von gestern. Langsam, begrenzt in ihren Kapazitäten und unverhältnismäßig teuer. Wir brauchen innovative Lösungen. Solange diese nicht angedacht und umgesetzt werden, müssen Projekte wie Krampnitz ausgesetzt werden.“