Angelverein Hechtsprung feiert runden Geburtstag

Im Jahr 1959 gründeten die fünf Angelfreunde Paul Lohff, Helmut Günther, Heinz Kunze, Horst Seefeld und Otto Grothe an der Badewiese des Groß Glienicker Sees den Angelverein Hechtsprung. Seinen Namen entlieh man sich von der auf die Badewiese verlaufenden Straße „Am Hechtsprung“. Die amtliche und offizielle Bezeichnung des Vereins lautete damals: DAV Ortsgruppe Groß Glienicke. Lange konnte der Gründungsort jedoch aufgrund des bekannten historischen Verlaufes nicht genutzt werden, denn der Zugang zum See wurde 1962 wegen des Mauerbaus gesperrt.

Das Vereinsheim ist nicht nur schön und idyllisch gelegen, es wird auch von vielen Einwohnern für Feiern genutzt. Foto: sts

1963 zog man daher an den weiter südlich gelegenen Sacrower See. Dort teilte man dem Verein einen etwa 40 Meter breiten Uferstreifen zu, mit ausreichend Platz für ein paar Boote. Ein ausgedienter Bauwagen, der am Ufer aufgestellt wurde, diente als erstes Vereinsheim. Um 1970 baute man dann den ersten Bootssteg, um Platz für weitere Angelboote zu schaffen und die Angelplattform zu vergrößern.
Früher gehörten der Groß Glienicker See und der Sacrower See zu einer verbunden Wasserkette mit Zugang zur Havel, heute ist der Zugang durch ein Wehr gesperrt und der See wird über das Grundwasser gespeist, ein Schwanken des Wasserspiegels um einen Meter pro Jahr sei dabei normal.

Gernot Manthey, Vereinsvorsitzender

„Uns war der Kontakt zu den Groß Glienickern wichtig, deshalb wollten und wollen wir ein Fest für alle feiern.“

Das neue Vereinsgelände

Im Jahre 1973 pachtete man von der Forst ein weiter oben liegendes Gelände, um dort das heutige Vereinsgelände entstehen zu lassen. Hier bauten die auf mittlerweile 95 Mitglieder angewachsenen Petrijünger im Herbst 1975 in Eigenbauweise das heutige Vereinsheim. In einem alten Zeitungsausschnitt heißt es dazu: „Aus Abrisshäusern und Schrott wurden die hauptsächlichsten Baumaterialien gewonnen. Der Rat der Gemeinde unterstützte das Vorhaben mit ein paar Hundertmarkscheinen, ebenso der Bezirksfachausschuss des DAV der DDR.“
Schon in den frühen Gründungsjahren war es für die Mitglieder des Angelvereins wichtig, einen Beitrag zum gesellschaftlichen Dorfleben zu leisten, der außerhalb des Vereinsgeschehens liegen sollte. So initiierten die Mitglieder ein Vereinsfest für alle Groß GlienickerInnen auf der Badewiese.
„Damals war das Fest das eigentliche Dorffest. Alte Protokolle belegen, dass über 700 Einwohner und Feriengäste damals zum Feiern zusammen kamen“, berichtet Gernot Manthey, der seit 2003 Mitglied und seit 2008 Vorsitzender des Vereins ist.

Gernot Manthey mit Winfried Sträter (v.l.).

Ein Fest für alle

Bis zur Wende waren die Feste öffentlich, nach der Wende bis 2008 beschloss der damalige Vorstand, die Feste lieber in kleinerem Kreis durchzuführen und man blieb unter sich, was wider der einstigen Idee war. Auch die Mitgliederzahl und die Jugendarbeit wurde zurückgefahren.
Der heutige und ab 2008 zuständige Vorstand wollte das Leben in der Gemeinschaft und im gesamten Ortsteil lieber wieder bereichern und entschloss sich 2008, das Fest wieder allen zugänglich zu machen. „Uns war der Kontakt zu den Groß Glienickern wichtig, deshalb wollten und wollen wir ein Fest für alle feiern“, erzählt Manthey dem POTSDAMER. Auch die Anzahl der Mitglieder stieg wieder langsam an und die Jugendarbeit konnte erfolgreich aufgebaut werden. In diesem Jahr haben alle sieben zur Fischereiprüfung angemeldeten Jugendlichen die Prüfung mit Erfolg bestanden.
Aktuell hat der Verein 54 Mitglieder, darunter zehn Kinder bzw. Jugendliche und 31 Bootsplätze. Wer Mitglied ist, muss auch Arbeitsstunden leisten und sich für den Verein einbringen. So fallen Aufgaben für die Jugendarbeit, Rasenmähen, Holz hacken u.a. Arbeiten regelmäßig an, die von den Mitgliedern engagiert übernommen werden. Die vielen vereinsinternen Veranstaltungen beleben das Vereinsleben und den Teamgeist, der im Verein sehr hoch gehalten wird. Die letzten elf Jahre wurden genutzt, um das Gelände des Vereinsheims auf- und auszubauen. Weil der Ortsbeirat diese Maßnahmen stark mit öffentlichen Mitteln unterstützte, ist das Vereinsgelände heute zu einem der schönsten der Region geworden und wird von vielen Firmen, Vereinen, Schulen und Privaten aus der Region für Feierlichkeiten genutzt.

Das Vereinsleben im Jahre 1971

Naturschutz mag nicht jeder

Der Sacrower See ist ein Rinnensee und liegt inmitten des Naturschutzgebietes Königswald. „Mit seinen 36 Metern Tiefe ist er etwa doppelt so tief wie der Groß Glienicker See und daher auch wesentlich schwieriger zu beangeln, dennoch ist der Fischbestand sehr gut“, verrät Manthey. „Hier findet man insbesondere den Hecht und den Barsch unter den Räubern und den Karpfen und die Schlei unter den Friedfischen.“ Bekannt sind die im See häufig anzutreffenden und schwierig zu fangenden Maränen. Doch auch wenn der See über eine gute Fischqualität und -quantität verfügt, gibt es auch Probleme vor Ort. Die Uferregion mit ihrer dort anliegenden Flora und Fauna ist in den Sommermonaten ganz besonderen Strapazen ausgesetzt. Hintergrund sind die vielen Schwimmer am See, die sich ihr eigenes Plätzchen am Ufer suchen, um ungestört baden zu können. Ebenso werden die vielen freilaufenden Hunde ein immer größer werdendes Problem, weil diese die vielen am Ufer brütenden Wasservögel stören und vertreiben. „Der Bestand der Wasservögel hat in den vergangenen Jahren erheblich abgenommen, und auch die Uferbepflanzung ist durch die vielen illegalen Badestellen teilweise unwiderruflich zerstört worden“, beklagt Manthey.
Neben den illegalen Badestellen stören auch die vielen wilden Camper und auf Wald- und Forstwegen Parkende die Natur nachhaltig und verhindern Durchfahrten für Forst- und Rettungsfahrzeuge. Die Verwaltung versprach im vergangenen Jahr, vermehrte Kontrollen vor Ort einzusetzen, um der Natur die Möglichkeit zu geben, sich wieder zu erholen – sofern möglich.

Theodor „Theo“ Kryczek mit einem Hecht

Hausherr wohnt am See

Den Sacrower See bewirtschaftet das IfB, das Institut für Binnenfischerei, das auch die Angelerlaubnis für den Sacrower See erteilt. Seinen Sitz hat das Institut direkt am Sacrower See und in unmittelbarer Nähe zum Vereinsgelände. Der See ist daher kein Verbands-Gewässer des DAFV (Deutscher Angelfischerverband e.V.). Angeln darf man nur vom Steg des Vereins oder vom Boot aus.
Das Anglerfest, das immer am ersten August-Wochenende stattfindet, ist schon lange wieder fester Bestandteil des Groß Glienicker Gemeinschaftslebens geworden und einer der Termine, den man wahrnehmen sollte, um sich wieder zu treffen, sich auszutauschen und das Gemeinschaftsleben zu genießen.

Betonträger werden zur Uferbefestigung eingesetzt. Fotos: privat

sts