Potsdam nimmt mehr Rücksicht auf die Tier- und Pflanzenwelt

Im vergangenen Jahr hat der POTSDAMER über die unhaltbaren Zustände am und um den Sacrower See berichtet und sich mit Anwohnern wie auch Zuständigen bei der Verwaltung dafür stark gemacht, dass vermehrte Kontrollen im Naturschutzgebiet des Sacrower Sees und des Königwaldes durchgeführt und Verstöße deutlicher geahndet werden.
Die Verwaltung sagte daraufhin eine verstärkte Kontrolle am Badesee zu und organisierte die Zuständigkeiten teilweise neu. Nun weist die Landeshauptstadt Potsdam darauf hin, dass beim Baden und während des Aufenthaltes am und im Sacrower See und Königswald Verhaltensregeln unbedingt zu beachten sind. Alle Nutzerinnen und Nutzer werden gebeten, sich im Naturschutzgebiet rücksichtsvoll zu verhalten – zum Schutz der artenreichen Tier- und Pflanzenwelt im Biotop.

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Boote auf dem See und keine Hinweisschilder. So kann Naturschutz nicht funktionieren. Fotos: sts

Pünktlich zum meteorologischen Sommeranfang begann auch im Potsdamer Raum eine Schönwetter-Periode mit Tageshöchsttemperaturen nahezu täglich über der Marke von 30 °C. „Mit den zahlreichen Havelseen und angrenzenden Gewässern stehen in Potsdam dem Erfrischungssuchenden zahlreiche Bademöglichkeiten zur Verfügung, unter anderem auch der Sacrower See. Ich möchte jedoch dringend darauf hinweisen, dass der Sacrower See Teil des Naturschutzgebietes ,Sacrower See und Königswald‘ ist. Um das Gebiet in seiner Einzigartigkeit zu erhalten und den See mit dem umgebenden Königswald zu schützen, müssen Besucher einige wichtige Regeln beachten, die sich aus der Naturschutzgebietsverordnung ableiten“, sagt Bernd Rubelt, Beigeordneter für Stadtentwicklung, Bauen, Wirtschaft und Umwelt.
Waldseen wie der Sacrower See, ohne nennenswerten Zu- und Abfluss, sind wegen ihrer verhältnismäßig geringen Ausdehnung sehr empfindlich und können nur eine begrenzte Belastung unbeschadet vertragen. Daher ist der Sacrower See generell nur über eine geduldete Badestelle südlich von Groß Glienicke, Sacrower Allee und Seepromenade sowie über eine zweite nördlich von Sacrow, Weinmeisterweg, betretbar. Andere Uferbereiche sind als geschützte Biotope nicht zu nutzen. Des Weiteren sind das Befahren des Gewässers mit Wasserfahrzeugen – wie Kajak, Stand-up-Paddle (SUP), Floß – zum Schutz der artenreichen Tier- und Pflanzenwelt sowie das Tauchen im See ohne besondere Erlaubnis nicht zulässig. Gleiches gilt für das Zelten und Angeln im Naturschutzgebiet. Auch das Anlegen und Betreiben von offenen Feuerstellen ist zum Schutz des Waldes grundsätzlich verboten. Zudem sind Hunde nicht nur in diesem Naturschutzgebiet, sondern prinzipiell in allen Wäldern in Brandenburg an der Leine zu führen.

Hinweisschilder fehlen komplett, und die, die es gibt, kann man kaum noch entziffern.

Die Landeshauptstadt Potsdam wird in diesem Jahr die Beschilderung verbessern und so die Aufmerksamkeit auf die Regelungen im Naturschutzgebiet erhöhen. Des Weiteren ist eine verstärkte Kontrolle des Gebietes vorgesehen, um das Parken von Kraftfahrzeugen in und an den Wäldern zu ahnden und Gefahrenquellen für den Königswald zu verringern. Dies ist auch vor dem Hintergrund der sehr hohen Waldbrandgefahr unerlässlich.
Aufgrund seiner besonderen Schutzbedürftigkeit wurde der Bereich „Sacrower See und Königswald“ bereits im Jahre 1938 erstmalig als Schutzgebiet ausgewiesen. Die Schutzbedürftigkeit des Sacrower Sees hat sich seit der Ausweisung nicht verringert. Durch die zunehmende Mobilität der Bürgerinnen und Bürger aus den wachsenden Städten Potsdam und Berlin hat sich der Druck auf diesen See und seine Umgebung immens verstärkt. Verschärfend wirken die gehäuft auftretenden Warmwetterperioden der vergangenen Jahre, verbunden mit überdurchschnittlicher Trockenheit.

Kleine Nischen laden zum ungestörten Baden ein. Das ist im Naturschutzgebiet alllerdings verboten.

Der POTSDAMER überprüfte in den letzten Wochen die seitens der Stadt geplante Anbringung von Hinweisschildern und Kontrollen vor Ort. Nicht ein einziges Hinweisschild ist derzeit am See vorhanden, kein einziger Kontrolleur wurde angetroffen. Stattdessen traf man pro Tag mindestens 30 bis 50 Badende, z.T. mit Booten, Angler, Raucher sowie freilaufende und schwimmende Hunde. Auf die Frage, wann die Hinweisschilder aufgestellt werden, erhielt der POTSDAMER bis zum Redaktionsschluss noch keine Antwort.

Weitere Informationen zum Naturschutzgebiet gibt es hier:
www.potsdam.de/content/sacrower-see-und-koenigswald
www.lfu.brandenburg.de/cms/detail.php/bb1.c.3205 07.de

Red./LHP