Michael Schulze möchte alten Dorfparkplatz langfristig als Wohnmobilstellplatz nutzen
So einen schönen Stellplatz wünscht sich wohl jeder Wohnmobilbesitzer für seine nächste Reise: Traumhaft gelegen an weiten Wiesen mit viel Natur und direkt am Ortseingang zu einem romantischen Dörfchen. Nur ein kleiner Spazierweg durch den Park ist es zur nächsten Badestelle. Nebenan eine gutes Restaurant mit Biergarten, Brötchenservice und Dusche inklusive. Und die Bushaltestelle direkt vor der Nase. Der Bus bringt den Tourist direkt zu den berühmten Schlössern des Potsdamer Weltkulturerbes und in die Innenstadt. Auch durchreisende Urlauber schätzen den Stellplatz wegen der Nähe zu Autobahn A10.
Das Dörfchen heißt Marquardt, das Restaurant „Alter Krug“ und der Text kein Märchen sondern der wahr gewordene Traum von Michael Schulze, dem Unternehmer und Gastwirt des „Alten Krugs“. Ob Schulze seinen Wohnmobilstellpatz tatsächlich dauerhaft betreiben kann, ist allerdings immer noch mehr als fraglich.
Anfang August 2019 hat die Untere Bauaufsichtsbehörde Potsdams seinen Bauantrag auf Errichtung eines Wohnmobilstellplatzes auf dem ehemaligen Dorfparkplatz links neben dem Alten Krug abgelehnt. Mit der Begründung, das Gelände lege im Außenbereich. Auch eine Einzelfallregelung nach §35 Abs. 1 BauGB wäre nicht möglich, da das Vorhaben dem Flächennutzungsplan widerspräche. Dort ist für die Fläche landwirtschaftliche Nutzung vorgesehen. Es soll verhindert werden, dass „Vorhaben in den Außenbereich vordringen, die sich nicht in das Landschaftsbild einfügen und der beabsichtigten Nutzung nach in der Umgebung wesensfremd sind.“ Eine „bauliche Verdichtung ist nicht gewünscht“.
Michael Schulze ist enttäuscht und ratlos. Er hat alles dafür getan, den neuen Stellplatz für insgesamt 17 Wohnmobile so natürlich und ordentlich wie möglich anzulegen. Die große Wiese wird regelmäßig gewässert. Hecken sollen wachsen und als Sichtschutz zwischen den einzelnen Stellplätzen dienen. Einzige bauliche Maßnahmen: Ein Stromkabel wurde verlegt. Nur die vier Stromkästen zur Versorgung der Wohnmobile müssen noch installiert und angeschlossen werden. Und die Wege mit Splitt besser befahrbar gemacht werden. Das ist alles. Gilt das schon als bauliche Verdichtung?
Ein unlängst von der Stadt in Auftrag gegebenes Bodengutachten ergab, dass auf der alten Parkplatzfläche, die auch mal eine Müllkippe war, ziemlich viel Sulfat im Boden steckt (fast das Dreifache des zulässigen Grenzwerts). „Von dem Platz geht keine Gefahr aus, aber eine landwirtschaftliche Nutzung ist ohne größeren Aufwand nicht möglich“ heißt es im Gutachten. Der komplette Boden müsste metertief ausgetauscht werden.
Der Bedarf an Stellplätzen ist groß
Michael Schulze weiß, wovon er spricht, denn auf seinem angrenzenden Grundstück des Alten Krugs sind die schon länger vorhandenen acht Wohnmobilstellplätze heiß begehrt. „Als der neue Stellplatz noch nicht in Betrieb war, mussten wir an guten Tagen bis zu 30 Wohnmobile wieder weg schicken, die bei uns übernachten wollten. Die Idee: eine Erweiterung muss her. Und hier nebenan ist eine optimale Fläche mit idealen Bedingungen.“ Mitte Juni 2019 hat Schulze den Stellplatz auf dem Nachbargrundstück provisorisch in Betrieb genommen. Das darf er, solange das Antragsverfahren läuft.
Dr. Grittner, ehemaliger Ortsvorsteher und Eigentümer des besagten Grundstücks, hat die Fläche an Schulze verpachtet und unterstützt das Vorhaben. Die Marquardter finden den neuen Stellplatz klasse und freuen sich über die Gäste im Dorf. Schulze: „Es gibt überhaupt keinen Gegenwind, nicht mal durch den Buschfunk!“ Dieter Weirauch, Marquardter und von Beruf Reisejournalist: „Etwas Besseres gibt es nicht in einer Stadt, die sich um saubere Luft kümmert, als einen Wohnmobilstellpatz vor den Toren der Stadt. Es gibt direkte Zug- und Busverbindungen, das Wohnmobil kann stehen bleiben. So wird Verkehr in die staugeplagte Innenstadt vermieden.“
Michael Schulze hat mit seinem Konzept offenen Türen eingerannt: Die IHK, der Brandenburger Tourismusverband und die Potsdamer Wirtschaftsförderung befürworten den Marquardter Stellplatz. Denn in Potsdam sind Stellplätze extrem rar. Schulze schätzt, dass aktuell 150 bis 200 Stellplätze fehlen. Insbesondere nachdem der Stellplatz an der Biosphäre geschlossen wurde. Noch dazu sind die Stellplätze in Potsdam sehr teuer. Auf dem Sanssouci-Stellpatz kostet die Nacht 40 – 50 EUR, in Marquardt zahlt man nur 10 EUR. Toilette, Dusche, Strom und Entsorgung sogar inklusive.
Sehr vieles spricht also für den Stellplatz. „Eine Duldung würde mir ja schon reichen“ sagt Schulze und verspricht: „Ich würde natürlich alle nötigen Auflagen einhalten. Nach einem möglichen Testzeitraum, vielleicht von drei Jahren, könnten wir ja sehen, ob das so funktioniert oder was geändert werden muss.“ Vor einem Bebauungsplanverfahren ist Schulze bisher zurück geschreckt. Das wäre ein mehrjähriges und kostenintensives Verfahren mit offenem Ausgang.
Oberbürgermeister Mike Schubert zeigte beim seinem Ortsteilrundgang Mitte August Verständnis für das Problem. Vielleicht gibt es ja doch noch eine Chance auf eine dauerhafte Lösung?! sk
Grosse Party
Der alte Dorfparkpatz ist auch wunderbar für Partys geeignet. Am 3.8.2019 feierte Michael Schulze mit seinem Team vom Alten Krug und mehreren hundert Gästen ein fröhliches Sommerfest. Stargast Kerstin Ott (o.r.) begeisterte das Publikum mit ihrem berühmten Lied „Die, die immer lacht“ und vielen anderen herzerwärmenden Songs. Dafür legte sich das Team vom Krug richtig ins Zeug: Es flossen 40 kW Feststrom, 100 kW mobiler Strom, 2.000 Liter Bier und 400 Liter Cola. Drei Busse fuhren die Gäste im Stundentakt ab 23 Uhr in die Stadt zurück. Es war das bisher erfolgreichste Sommerfest des Alten Krugs in Marquardt. Und die nächste Party ist schon in Planung: Am 08.08.2020 kommt Thomas Anders mit der Modern Talking Band, Karten sind demnächst erhältlich.