Hoher Aufwand bei der Entsorgung der Altlasten in Krampnitz

Umweltschutz war kein Thema damals. Ob irgendwelche gefährlichen Stoffe frei wurden, in den Boden und sogar ins Grundwasser flossen, kümmerte wohl niemanden in der Kaserne Krampnitz.  Es gibt kaum Aufzeichnungen aus der Zeit bis 1992, als die Sowjetarmee das Gelände verließ. „Wie es steht und liegt“ sollten die Russen das Gelände verlassen. Das ließen sie sich nicht zweimal sagen. 

Joachim Hübner or der alten Wäscherei

Joachim Hübner, zuständig für Altlastenprojekte der STABAG Unmwelttechnik, erklärt die Technik des Bodentauschs vor der alten Wäscherei. Fotos: sk

Intensive Altlastenuntersuchungen, die im Auftrag des Landes Brandenburg und der Stadt Potsdam in den letzten Jahren durchgeführt wurden, ergaben: Im Bereich der alten Wäscherei sind in den 80er Jahren Lösungsmittel (leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe / LHKW) in den Boden und ins Grundwasser gelangt. 

Wie der POTSDAMER im 3. Teil seiner Krampnitz-Serie (Ausgabe März 2019) schrieb, wurde innerhalb des Wäscherei-Gebäudes eine chemische Reinigungsmaschine vom Typ Spezima installiert, die mit dem umweltschädigenden und stark wassergefährdenden Reinigungsmittel Trichlorethen – einem damals üblichen hochwirksamen Entfettungsmittel – arbeitete. Höchstwahrscheinlich aufgrund einer Havarie oder eines Befüllschadens sind östlich des Gebäudes etwa 500 kg Trichlorethen in den Boden versickert. Nach den dürftigen Quellen über die Baugeschichte muss dieser Unfall im Zeitraum zwischen Ende 1987 und Ende 1991 geschehen sein.

Die Grundwasserverunreinigung befindet sich auf einer Fläche von etwa vier Hektar ab einer Tiefe von fünf Metern unter der Oberfläche. Das belastete Grundwasservolumen beläuft sich auf circa 200.000 Kubikmeter. In den Untergrund wurde eine Menge von circa 4000 Kilogramm chlorierten Kohlenwasserstoffe eingetragen. Die vorhandenen Einzelstoffe dieser Kohlenwasserstoffe wie zum Beispiel Trichlorethen sind giftig und gehören zu den wassergefährdenden Stoffen. Die Internationale Agentur für Krebsforschung stufte Trichlorethen im Jahr 2014 als krebserzeugend ein. Aufgrund ihrer tiefen unterirdischen Lage führen die Schadstoffe laut Stadtverwaltung aber zu keiner direkten Gefährdung von Mensch und Tier auf der Fläche.

Bert Nicke, Geschäftsführer des Entwicklungsträgers Potsdam, Daniela Trochowski, Staats-sekretärin im Ministerium der Finanzen Bran-denburg und Bernd Rubelt, Bau-Beigeordneter der Stadt Potsdam

Bert Nicke, Geschäftsführer des Entwicklungsträgers Potsdam, Daniela Trochowski, Staats-sekretärin im Ministerium der Finanzen Brandenburg und Bernd Rubelt, Bau-Beigeordneter der Stadt Potsdam. Foto: LHP

Am 6. August 2019 informierte die Staatssekretärin im Ministerium der Finanzen des Landes Brandenburg, Daniela Trochowski, gemeinsam mit dem Beigeordneten für Stadtentwicklung, Bauen, Wirtschaft und Umwelt, Bernd Rubelt, und dem Geschäftsführer des Entwicklungsträgers Potsdam, Bert Nicke, bei einem Vor-Ort-Termin über das Projekt zur Sanierung der Altlasten. 

Boden muss ausgetauscht werden

An zwei Stellen mit besonders großer Schadstoffbelastung wird aktuell der Boden mit Hilfe eines Großlochbohrverfahrens ausgehoben. Die 30 Meter hohe Bohrmaschine bohrt dafür nacheinander insgesamt 344 Löcher und fördert den Boden aus bis zu neun Metern Tiefe nach oben. Mit Photoionisationsdetektoren überwachen die Fachleute der beauftragten Firma STRABAG Umwelttechnik ständig die Schadstoffbelastung und können so bei auftretenden Ausgasungen schnell reagieren. In luft- und wasserdichten Containern verladen und transportiert, kümmert sich die Entsorgungsfirma afu GmbH Anwendungsgesellschaft für Umweltschutztechniken mittels Bodenwäsche um die Reinigung. Sehr hoch belasteter Boden wird thermisch behandelt.  Wenn der belastete Boden vollständig abgetragen ist, können keine neuen Giftstoffe mehr ins Grundwasser gelangen. In die Löcher kommt unbelasteter Sand und Kies. 

Die Grundwasserreinigung dauert

Für diese Grundwassersanierung wird auf einer Länge von circa 120 Metern eine Drainage, bestehend aus einem Kieskörper, Drainagerohren, Pumpen und diversen Messfühlern bis zu zwölf Meter tief in die Erde eingebracht. An einer Stelle wird derzeit ein Senkschacht mit einem Durchmesser von drei Metern etwa 12,5 Meter in den Untergrund gebaut. Hier wird künftig das von der Drainage erfasste Wasser gesammelt und zur Reinigung geleitet. Das klappt, weil die Wäscherei auf einer Anhöhe steht und das darunter liegende Grundwasser nach Norden abfließt. Die Drainage wird das belastete Grundwasser mittels des Filterkieses und der beiden vom Senkschacht aus unterirdisch vorgetriebenen Rohrstränge auffangen und zum Senkschacht leiten. Von dort wird das Wasser in die Wasserreinigungsanlage gepumpt und dort mittels Strippung gereinigt. Damit wird die unterirdische Schadstoffweiterleitung unterbunden. Das gereinigte Grundwasser soll während des Probebetriebs langsam und verteilt ins große Luch abgeleitet werden.

Schachteingang

Dieser große Schacht führt runter zur Drainage.

Der Testbetrieb beginnt im Herbst 2019. Die Planer schätzen, dass es ca. 11 Jahre dauert, bis kein belastetes Grundwasser mehr nachfließt und gereinigt werden muss. Die Messgeräte werden es anzeigen. Ansonsten bleibt die Reinigungsanlage so lange in Betrieb, bis dieses Ziel erreicht ist. Der Grundwasserspiegel bleibt so lange künstlich stark abgesenkt. Wichtig für die Planung von Gebäuden und die Landschaftsplanung im Gebiet um die alte Wäscherei. Parallel zur Drainage wird das Selbstreinigungspotenzial des Untergrundes durch die Förderung des natürlichen Abbaus unterstützt. Dazu werden kontinuierlich Melasse-Injektionen in das Grundwasser eingebracht. Bei Melasse handelt es sich um den Endsirup aus der Zuckerherstellung. Diese organische Substanz dient den natürlich im Boden vorkommenden Mikroorganismen als Nährstoff. Diese Maßnahme wird den natürlichen mikrobiologischen Abbau der Kohlenwasserstoffe verstärken.

Altlastensanierung ist richtig teuer

Ziel der Sanierung ist es, die Ausbreitung der Schadstoffe über den verunreinigten Bodenbereich hinaus sicher zu verhindern und eine weitgehende Dekontamination zu erzielen. Die geschätzten Gesamtkosten der Sanierung der Grundwasserverunreinigung im Bereich der ehemaligen Wäscherei belaufen sich auf circa 7,56 Millionen Euro und werden vom Land Brandenburg bezahlt.

„Mit diesem Projekt beginnt das Land Brandenburg zum Schutz der Umwelt eine der letzten großen Altlastensanierungsmaßnahmen auf den ehemaligen WGT-Liegenschaften, also Liegenschaften, die vormals von den sowjetischen Truppen militärisch genutzt wurden. Es ist auch eine der aufwändigsten…“, erklärt die Staatssekretärin im Ministerium der Finanzen des Landes Brandenburg, Daniela Trochowski. Sie hofft, „dass keine weiteren bösen Überraschungen in Krampnitz auf uns warten, sondern nur gute.“

Lars Schmäh, Bereichsleiter Umwelt und Natur in Potsdam, kennt auch lustige Geschichten: „Wir haben in Krampnitz einen Container gefunden, der vergraben war. Erst dachten wir, der wurde als Tanklager benutzt, weil oben eine Öffnung war. Beim Ausbuddeln wurde festgestellt, dass unten drunter noch das Fahrgestell dran hing.“ Heißt, die Russen haben den Wagon einfach vergraben, um ihn zu verstecken. LHP/sk