Deutsche Wohnen gibt 5 ha Baufläche an die Stadt zurück und darf dafür zusätzliche Wohnungen bauen

Die Deutsche Wohnen überträgt Teilflächen in Krampnitz an den Entwicklungsträger der Landeshauptstadt Potsdam. In einer gemeinsamen Presseerklärung heißt es: „Auf Grundlage des im April 2019 durch die Potsdamer Stadtverordnetenversammlung beschlossenen Masterplans für die Entwicklung eines neuen Stadtquartiers in Krampnitz haben sich die Landeshauptstadt Potsdam, die Deutsche Wohnen SE und der Entwicklungsträger Potsdam auf die Rückgabe von Teilflächen des Areals an den Entwicklungsträger geeinigt. Die Kommune erhält damit Neubauflächen und Flurstücke mit Bestandsgebäuden im Krampnitzer Osten mit einer Gesamtgröße von rund 50.000 Quadratmetern zurück.“
Zu den rückübertragenen Flächen gehören auch Flurstücke mit insgesamt sechs denkmalgeschützten Bestandsgebäuden, die die Stadt nun für die Öffentlichkeit nutzen möchte: „Ich freue mich sehr, dass mit diesen wichtigen Flächen und Gebäuden auch unser Gestaltungsspielraum bei der Entwicklung von Krampnitz wächst“, erklärt Bernd Rubelt, Beigeordneter für Stadtentwicklung, Bauen, Wirtschaft und Umwelt der Landeshauptstadt Potsdam. „Zudem stellen wir schon jetzt Überlegungen dazu an, wie wir das Kasino je nach pandemiebedingten Rahmenbedingungen noch in diesem Jahr mit Kunst und Kultur beleben können“, ergänzt Bert Nicke, Geschäftsführer der Entwicklungsträger Potsdam GmbH. Dafür suche man jedoch einen Investor, denn der Entwicklungsträger kann die millionenschwere Sanierung nicht aus eigenen Mitteln stemmen.

Gewinner auf beiden Seiten? Bert Nicke (Entwicklungsträger Krampnitz), Bernd Rubelt (Baubeigeordneter LHP), Henrik Thomsen, (Deutsche Wohnen SE), v.l.

Gewinner auf beiden Seiten? Bert Nicke (Entwicklungsträger Krampnitz), Bernd Rubelt (Baubeigeordneter LHP), Henrik Thomsen, (Deutsche Wohnen SE), v.l. Foto: Georgios Anastasiades

Zusätzliche Wohnungen möglich

Was aber steht hinter diesem Deal zwischen der Deutsche Wohnen und der Stadt? „Gegenüber vorangegangenen Planungsständen weist der beschlossene Masterplan für Krampnitz eine höhere bauliche Dichte auf, der zufolge sich auch auf den von der Deutsche Wohnen erworbenen Flächen mehr Wohn- und Gewerbeeinheiten realisieren lassen, als ursprünglich geplant war. Mit der Rückgabe der Flächen an den Entwicklungsträger geht die Deutsche Wohnen auf diese aus dem städtebaulichen Konzept resultierenden Zuwächse ein. Insgesamt kann das Unternehmen in Krampnitz in Abhängigkeit von den Wohnungsgrößen nun bis zu 1.800 Wohneinheiten realisieren“, so der Entwicklungsträger.
Demnach kann die Deutsche Wohnen in Krampnitz statt der bisher kommunizierten 1.400 Wohneinheiten auf 25 ha Fläche jetzt 1.800 Wohneinheiten auf 20 ha Fläche bauen. Kommen damit dann bei einem Durchschnitt von 2,5 Personen pro Wohneinheit noch einmal 1000 Menschen mehr nach Krampnitz als geplant?

Zweistelliger Millionenbetrag gespart

Wenn die Deutsche Wohnen nach dem 2019 von der Stadtverordnetenversammlung bestätigten Masterplan für Krampnitz mit einer höheren Baudichte rechnen kann als beim Kauf der Flächen im Jahr 2017, wieso gibt sie dann 50.000 Quadratmeter hochwertiges Bauland unentgeltlich der Stadt zurück? Weil sich darauf Gebäude befinden, die aufwendig saniert werden müssten, ohne dass sich dieser Aufwand finanziell lohnen würde. „Bei den Objekten handelt es sich in Teilen um Sonderimmobilien, die sich in ihrer Architektur stark von den anderen Bestandsgebäuden unterscheiden und für Wohnnutzungen nahezu ungeeignet sind. Stattdessen eignen sie sich unter Umständen jedoch für öffentliche oder teilöffentliche Nutzungen. Die Tatsache, dass die Entwicklung solcher Objekte vermutlich nicht zum Kerngeschäft der Deutsche Wohnen gehört, könnte ein mögliches Motiv für die Rückgabe der Gebäude sein, zu denen das Offizierskasino sowie das Fähnrichsheim zählen“, antwortet der Sprecher des Entwicklungsträgers auf Anfrage des POTSDAMER.
Die Gebäude sind für den Wohnungsnutzen ungeeignet und daher für deshalb für die Deutsche Wohnen uninteressant. Nachdem die Deutsche Wohnen diese Gebäude an die Stadt hat wieder abgeben können, muss sie diese auch nicht mehr aufwendig sanieren und spart vermutlich einen hohen zweistelligen Millionenbetrag. Die Rechnung für die Deutsche Wohnen geht also auf: Weniger Kosten für unbrauchbare Gebäude und höhere Einnahmen durch den Bau zusätzlicher Wohnungen.

Die Stadt macht dabei gute Mine zum bösen Spiel. Hatte sie 2017 noch in einem Gesamtpaket gute und schlechte Objekte in Form einer Mischkalkulation an die Deutsche Wohnen verkaufen können, durfte sich diese nun die Rosinen herauspicken und die finanziell uninteressanten Objekte einfach zurückgeben.
Trotzdem zeigt sich die Stadt erfreut an diesem Deal, der ihr weitere Probleme beschert. Denn nun muss sie sich erneut auf Suche nach einem solventen und kreativen Investor machen, der die maroden denkmalgeschützten Gebäude saniert und sie dann der Öffentlichkeit zur Verfügung stellt, denn der Entwicklungsträger selbst kann diese Aufgabe nach eigener Aussage nicht stemmen.

Steve Schulz

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