Zum Abschied von Pfarrer Jens Greulich aus seiner Dienstzeit im Potsdamer Norden
Das Gemeindegebiet des „Pfarrsprengels Fahrland“ ist für Potsdamer Verhältnisse riesig. Es umfasst nicht nur die Kirchengemeinde Fahrland, sondern zusätzlich die Kirchengemeinden von Kartzow, Satzkorn, Paaren und Falkenrehde. Dazu gehört auch Neu Fahrland, das bekanntlich keine eigene Kirche hat. Die Gottesdienste werden dort 14-täglich in der Heinrich-Heine-Klinik gefeiert.
Der Pfarrer des Sprengels Jens Greulich kennt seine Dörfer und die Wege dazwischen gut, fuhr er doch bald zehn Jahre lang zwischen den Kirchen hin und her. Am 29. September wurde er nun während eines Gottesdiensts in der Fahrländer Kirche feierlich verabschiedet. Es war nicht seine Idee, die Pfarrstelle zu wechseln. Die Gemeindekirchenräte aller fünf Kirchengemeinden des Pfarrsprengels haben sich im Frühjahr dafür ausgesprochen, die Pfarrstelle neu auszuschreiben und damit der Verlängerung des Dienstes von Pfarrer Greulich eine Absage erteilt.
So groß wie das Gemeindegebiet mit seinen ca. 1.100 Gemeindemitgliedern waren auch die Aufgaben, die Pfarrer Greulich tagtäglich zu erfüllen hatte. Neben dem Planen und Durchführen der Gottesdienste und der Seelsorge hat er zahlreiche Paare getraut, Kinder getauft, Konfirmanden unterrichtet, die Junge Gemeinde betreut und Trauerfeiern begleitet. Der Gemeindepädagoge sang im Kirchenchor und gründete eine Männergesprächsgruppe. In allen Gemeindekirchenräten der Dörfer war Jens Greulich aktiv, oft als deren Vorsitzender. Zuletzt hatte er das Amt des Vizepräses der Kreissynode Falkensee inne.
Greulich engagierte sich besonders für die Jugend. 2017 hat er gemeinsam mit den Jugendlichen nach ihren Ideen einen eigenen Raum im Nebengebäude des Gemeindehauses für sie ausgebaut und eingerichtet. Stolz kann er auch auf die Paarener Kirche sein, die sich seit ihrer Sanierung im vergangenen Jahr zu einem neuen Dorfzentrum entwickelt.
Aber auch die Dienste, die meistens im Verborgenen geschehen müssen, wie die Verwaltung, Rechnungslegung der Finanzen, Geschäftsführung, Friedhofsverwaltung, Betreuung von Bauarbeiten, Regelung von Grundstücksangelegenheiten u.v.m. sind in den fünf Kirchengemeinden sehr umfangreich und vielgestaltig und nahmen viel Zeit in Anspruch.
Seit die Pläne für Krampnitz bekannt sind engagierte sich Pfarrer Greulich für eine kirchliche Präsenz im neuen Stadtteil. Er hat die Grundlagen dafür gelegt, dass soziale Einrichtungen in kirchlicher Trägerschaft ihren Platz bekommen werden.
Vierteljährlich brachte Pfarrer Greulich gemeinsam mit seinem Redaktionsteam den Gemeindebrief „Sprengel“ heraus, um den Gemeindemitgliedern aus dem Leben der Gemeinde zu berichten. In Ausgabe 82 (Herbst 2019) schreibt er zum Abschied: „So wie in der Natur das Wachsen im Frühjahr beginnt und im Sommer die Früchte reifen und im Herbst geerntet werden, so gibt es auch in unserem Leben Zeiten, da etwas Neues beginnt und etwas beginnt zu wachsen. Zeiten, da etwas zur Entfaltung kommt und uns Freude und Erfüllung verheißt. Zeiten, da die Früchte unserer Bemühungen geerntet werden könn(t)en und wir zurückblicken auf das Vorhergehende, und letztlich auch Zeiten des Abschieds, damit etwas Neues wieder beginnen kann.
Auch das gehört zu unserem Leben dazu, und auch wenn wir diese Zeiten jeweils intensiv erleben, mit Freude oder Schmerz. Sie gehören zu dem einen Leben. Der Jahreslauf zeigt uns, dass alles zum Leben gehört und uns nichts im Leben fehlt, das wir brauchen.
Ich hoffe, dass ich Gott auch dafür immer Dank entgegenbringen kann, egal auf welchen Wegen mein Leben entlanggeführt wird. Erntedank ist nicht nur ein schönes Fest, sondern eine Lebenshaltung.“
Der Abschied fällt Greulich sehr schwer, Fahrland und der Gemeindesprengel waren seine Heimat. Für ihn beginnt jetzt in Rathenow mit einer neuen Pfarrstelle ein neues Leben. Aus seinem Glauben heraus schöpft er Hoffnung: „Ich gehe mit dem Vertrauen, auch dort ein Stück Heimat finden zu können.“
Seine Frau und Gemeindepädagogin Annette Winkelmann-Greulich bleibt unseren Gemeinden mit ihrer engagierten Arbeit erhalten. Jetzt wird sie es sein, die viel fahren muss. Nämlich zwischen Rathenow und dem Potsdamer Norden hin und her. Da lernt sie das ganze Havelland kennen.
Wie geht es weiter?
Bis die Pfarrstelle neu besetzt ist, wird Pfarrer i.R. Johann Beneke die Gemeinde betreuen. Der Pfarrer in Ruhestand aus Minden wurde von der Evangelischen Zehntgemeinschaft beauftragt, diesen Dienst zu übernehmen. Pfarrer Beneke freut sich sehr darauf, denn er interessiert sich nach eigenen Angaben besonders für preußische Geschichte. Da ist er hier in Potsdam genau richtig.
sk