Der Kirchberg im Norden Potsdams
Haben wir Ihnen in der letzten Ausgabe des POTSDAMERs das Buch „Bergführer Potsdam“ vorgestellt, in dem Wolfgang Mörtl über 70 Berge in Potsdam identifiziert und beschreibt, stellen wir Ihnen bis zum Sommer dieses Jahres ein paar Berge daraus vor. Der erste Berg dieser kleinen Serie ist der Kirchberg im Potsdamer Norden:
Der im Heineholz (oder Hainholz) liegende Kirchberg ist die höchste Erhebung im nördlichen Teil von Potsdam. In der Zeit der Christianisierung wurde ein vermutlicher heidnischer Tempel zu einer Kirche umgebaut. Die Kirche verfiel und wurde schon 1694 bis auf die Grundmauern abgetragen. Steine der Kirche wurden für den Bau des Amtshauses in Fahrland (Marquardter Straße Ausbau) verwendet. Heute ist hier die Kindertagesstätte »Fahrländer Landmäuse« zuhause. Reste der mittelalterlichen Kirche sind auf dem Kirchberg noch als Bodendenkmal erhalten. Schon Theodor Fontane rühmte den schönen Ausblick vom Kirchberg, der auch von Landschaftsmalern, wie zum Beispiel Julius Hennicke, verewigt wurde.
Umso makaberer mutet der Umstand an, dass der großartige Ausblick nach Süden zu DDR-Zeiten missbraucht wurde. Um 1960/61 wurde hier ein Bunker erbaut, der von der Zivilverteidigung der DDR für Luftbeobachtungen genutzt wurde. Es handelte sich dabei um den gleichen Bunkertyp A wie auf dem Kleinen Ravensberg und auf dem Schäfereiberg. Der mit Panzerglas verschlossene Sehschlitz war in Richtung Potsdam und damit zur Glienicker Brücke gerichtet, einer sensiblen Nahtstelle zwischen Potsdam und West-Berlin. Nach der politischen Wende wurde dieses Areal lange Zeit vernachlässigt und erst im Winter 2004/05 wiederhergestellt. Dazu wurden an der höchsten Stelle zwei Schneisen als Sichtachsen in den Wald geschlagen, die eine in Richtung Süden über den Jungfernsee nach Potsdam und Berlin und die andere nach Nordwesten über den Fahrländer See nach Fahrland. Außerdem wurde im Jahr 2004 der Bunker zugeschüttet und auf der Deckenplatte eine Aussichtsplattform angelegt, die seit 2005 genutzt werden kann.
Die beiden wiederhergestellten schönen Ausblicke lohnen auf jeden Fall den Aufstieg. Etwas versteckt im Wald befindet sich eine Richtfunkantenne, die zum Datenaustausch zwischen den Forstbehörden im Land Brandenburg genutzt wird und besonders der Waldbrandvorsorge dient. 1983 wurden auf dem nördlichen Plateau (Höhe 84,8 Meter) zwei Trinkwasserhochbehälter gebaut. Die beiden Speicherkammern (mit je 40 Metern Innendurchmesser und 6,50 Metern Höhe) sind nach der letzten Vergrößerung im Jahr 2017 für insgesamt 14 Millionen Liter ausgelegt.
Am Rande der Bundesstraße 2, die östlich am Kirchberg vorbeiführt, steht ein Gedenkstein für den Potsdamer Ehrenbürger Friedrich Magnus von Bassewitz. In seiner Zeit als Regierungspräsident in Potsdam und Oberpräsident der Provinz Brandenburg setzte er sich für die Verschönerung der Landschaft ein. So ließ er um 1840 an den Ausfallstraßen von Potsdam Eichen und Buchen anpflanzen. Besonders markant sind die Eichen an der Bundesstraße 2, etwa 350 Meter nördlich des Bassewitzdenkmals. Die von einer Eichel bekrönte Stele steht seit 1986 unter Denkmalschutz und wurde 1998 restauriert. Die Inschrift lautet: DER KOENIG / DEM / BEGRUENDER / DIESER / ANPFLANZUNG / v. BASSEWITZ / EXC / K.O.P.d.P.Br. / 1857.
Der dankbare König war Friedrich Wilhelm IV. (Die Abkürzung EXC steht für »Excellenz« und K.O.P.d.P.Br. bedeutet »Königlicher Oberpräsident der Provinz Brandenburg«.) Unweit des Kirchberges, am südlichen Ende der Nordbrücke, erstrahlt seit Juli 2020 wieder das Wohnhaus der Familie Müller, die über Generationen hinweg die Nedlitzer Fähre besaß. Die Gestaltung im Stil einer normannischen Burg haben wir Ludwig Persius zu verdanken.