Groß Glienicke bekommt neuen Ort der Begegnung und der Bildung

Es ist vollbracht. Am 16. Juni 2019 eröffnete der Alexander-Haus-Verein das „Haus am See“ für alle Interessierten. Als Thomas Harding 2013 eine E-Mail von Sonja Richter erhielt, die gemeinsam mit anderen Recherchen zu jüdischen Familien in Groß Glienicke durchführte, und kurz darauf vor dem 1927 in Groß Glienicke gebauten Sommerhaus seiner Urgroßeltern stand, war er so ergriffen, dass es keinen anderen Entschluss für ihn gab, als dieses Haus wieder aufzubauen und es zu einem Ort der Begegnung werden zu lassen.


„Damals konnte man das Haus kaum sehen. Es war von unzähligen Büschen zugewachsen und in einem erbärmlichen Zustand. Von einer denkmalgeschützten Begegnungsstätte war damals nichts zu erahnen. Wir fanden in kürzester Zeit engagierte Menschen in Groß Glienicke, die vom ersten Tag bis zur heutigen Eröffnungsfeier an dieses Projekt geglaubt und uns mit ihrem großartigen Engagement tatkräftig unterstützt haben. Ihnen allen gehört unser großer Dank“, so Harding bei seiner Eröffnungsrede.

Sechs Jahre Frieden

In den 1930er Jahren wohnten viele jüdische Familien in Groß Glienicke. Laut Richters Untersuchungen waren etwa 25 Prozent der Häuser in jüdischem Besitz als auch die Familie Alexander 1927 ihr kleines Sommerhaus am See bauten, um dort die Wochenenden im Grünen und abseits der Großstadt zu genießen. Doch die Idylle währte nicht lange. Schon sechs Jahre später – die Nationalsozialisten waren gerade an die Macht gekommen – nutzte man die Gunst der Stunde und wanderte nach England aus, wo sich bereits ein kleiner Teil der Familien befand.
Für Harding, der auch Präsident des Alexander-Haus Vereins ist, war es von Beginn an wichtig, dass es ein Projekt für und mit den Menschen war. Hardings Ziel ist es, dass die Menschen mit der Geschichte und aus der Geschichte für die Geschichte lernen. Nur so könne ein friedliches und verständnisvolles Miteinander über die Religionen und Kulturen hinweg gelebt werden, ist sich Harding sicher. „Geschichte hat immer etwas mit Menschen zu tun, und deshalb ist es wichtig, dass Menschen zusammenkommen.“
Die Direktorin des Alexander-Haus Vereins, Yasmeen Akhtar, möche die erfolgreichen Gemeinschaftsdialogprogramme mit den Einwohnern aus Groß Glienicke weiterführen sowie weitere Kulturaktivitäten und Bildungsprogramme im und außerhalb des Hauses anbieten, die regionale, nationale und internationale Reichweite haben sollen.

Besorgte Stimmen

Einige Einwohner, deren Grundstücke direkt neben dem des Alexander Hauses liegen, äußerten sich noch besorgt und verstanden nicht, warum Ortsvorsteher Winfried Sträter bei seiner Rede nicht auch darauf hingewiesen hat, dass die geplanten Programme und Seminare auf dem Grundstück mit dem Ort und seiner Wohnsituation abgestimmt werden müssen.
Konkret äußern die Anwohner Bedenken über die Menge der Veranstaltungen. Laut Angaben plane der Verein jede Woche mindesten ein bis zwei Veranstaltungen über mehrere Tage mit bis zu 30 Schülern und anderen Gruppen. „Bei einer so intensiven Nutzung wird bald nicht mehr viel von der Idylle übrig bleiben, die die Familie Alexander an diesem Ort so geschätzt hat“, so eine Anwohnerin gegenüber dem POTSDAMER.
Thomas Harding versicherte gegenüber dem POTSDAMER, dass er um die Einwände der Nachbarn wisse und sich nach den vielen bereits gemachten Zugeständnissen weiterhin darum bemühe, nach einer adäquaten Lösung zu suchen.

sts