Zustände an Badeseen werden immer extremer

Als „unzumutbar“, „verantwortungslos“ und „ignorant“ beschreiben Anwohner in Groß Glienicke und Sacrow die Zustände an und um die Seen, an denen das Baden offiziell nur geduldet wird. Autos werden überall dort geparkt, wo Platz ist, Verkehrsregeln dabei grundsätzlich ausgeblendet. Die Stadtverwaltung verspricht seit Jahren eine Besserung der Zustände, doch wird es stattdessen immer schlimmer.

Bootfahren und Stand-Up-Paddling sind auf dem See verboten, trotzdem hält sich keiner dran. Potsdam duldet badende Menschenmassen im Naturschutzgebiet Sacrower See. Naturschutz nur bis 20 Grad.

Busse fielen aus, weil sie wegen falsch parkender Autos nicht mehr durch die Straßen fahren konnten, ein Glück, dass es keine Rettungsfahrzeuge waren, denen der Weg versperrt blieb. Riesige Müllberge türmten sich an den Badestellen, fehlende Toiletten sorgten bei der Sommerhitze für starken Fäkalgeruch… Alles keine wirklichen Probleme aus Sicht der Stadtverwaltung, denn sonst hätte diese sicherlich schon vor Jahren ein Konzept entwickelt, wie man diesen Menschen-, Auto- und Müllmassen effizient begegnen kann.

Was ist denn Naturschutz? Hier fehlen deutliche Hinweisschilder, was verboten ist.

Ordnungsamt fehlen die Mittel

Doch weit gefehlt. „Das zuständige Ordnungsamt kommt nur, wenn sie von Einwohnern angerufen werden, die wegen zugeparkter Einfahrten nicht mehr von ihren Grundstücken kommen“, beschwert sich ein Anwohner. Warum das so ist, erklärte ein Mitarbeiter der Stadtverwaltung bei einer Ortsbeiratssitzung in Groß Glienicke: „Das Ordnungsamt ist völlig überlastet. Es hat im letzten Jahr die Mitarbeiteranzahl fast verdoppelt, aber das reicht nicht.“ Grund dafür sei auch das immer weiter ausgebaute Parkplatzbewirtschaftungskonzept vor allem in der Innenstadt, so dass Mitarbeiter in den Ortsteilen fehlen, begründet der Mitarbeiter des Fachbereichs Grün- und Verkehrsflächen die Situation. Auch konstatierte er, dass das Ordnungsamt nicht über die notwendigen Mittel verfüge, die es brauche, um seine Aufgaben zu erfüllen. Ein Zustand, der nicht tragbar und ebenso wenig zu erklären ist.

Auch hier werden HInweisschilder im Naturschutzgebiet erfolgreich ignoriert.
Fotos: sts

Leere Versprechungen verärgern Einwohner

Die immer größer werdenden Probleme, die an den Badeseen im Potsdamer Norden jedes Jahr zu beobachten sind, sind der Verwaltung längst bekannt. Und wie in jedem Jahr versprechen Mitarbeiter der Stadtverwaltung, sich der Problemen anzunehmen. „Das sind doch alles nur leere Versprechungen. Jedes Jahr das Gleiche. Die Stadt hat überhaupt kein Konzept, wie sie der Situation Herr werden kann“, äußert sich ein Einwohner aus Groß Glienicke gegenüber dem POTSDAMER.
Mit dieser Einschätzung ist er nicht allein. Aufgrund der Situation am Groß Glienicker See haben Bürger*innen aus Groß Glienicke und Kladow eine Bürgerinitiative gegründet, um gegen die Müllberge und Falschparker etwas zu tun. „Wir können doch nicht mehr tatenlos zusehen, dass es Potsdam und Berlin versäumen, Ihrer Pflicht nachzugehen“, meint Cordula Benndorf aus Groß Glienicke, Mitbegründerin der Bürgerinitiative.

Die Spitze des Eisbergs: Autos parken auf Gehwegen direkt am See. Vom Ordnungsamt fehlt jede Spur.

Keine offizielle Badestelle

Die Verantwortlichen der Stadt seien sich auch nicht einig, hieß es in der Sitzung des Ortsbeirats Groß Glienicke. Baubeigeordneter Bernd Rubelt spräche sich gegen eine offizielle Badestelle am Groß Glienicker See aus. Seine Kollegin, Sozialbeigeordnete Brigitte Meie,r hingegen wolle die Badestelle zu einer offiziellen erklären. So unentschieden, wie sich die Stadtverwaltung ist, so unentschlossen sind auch die Maßnahmen, mit denen man der Entwicklung an den Badeseen begegnet. Statt massiv durchzugreifen und deutliche Zeichen zu setzen, werden vereinzelt Knäulchen verteilt, die ohne Wirkung bleiben.

sts