Oberbürgermeister und Beigeordnete stellten sich den Fragen der Einwohner
Oberbürgermeister Mike Schubert sowie die Beigeordneten der Landeshauptstadt haben am 17. August den dritten Bürgerdialog durchgeführt. Die Begehung führte durch die Ortsteile Neu Fahrland, Fahrland und Marquardt. Im Anschluss daran fand der Bürgerdialog Potsdamer Norden in der Kulturscheune Marquardt statt. „Der direkte Kontakt mit den Einwohnerinnen und Einwohnern ist uns bei diesem Format der Bürgerbeteiligung wichtig. Die Potsdamerinnen und Potsdamer haben uns heute wieder ihre Bedürfnisse und Wünsche zur noch besseren Entwicklung der Ortsteile mitgeteilt“, sagt Mike Schubert.
In Neu Fahrland ging es u.a. um die Entwicklung von Wegen für Fußgänger und Radfahrer im Ortsteil, ebenso in Fahrland. Für Marquardt standen vor allem die barrierefreie Nutzung des Bahnhofs sowie die Entwicklung eines Grundstücks der Landeshauptstadt im Vordergrund. Insgesamt haben etwa 150 Einwohnerinnen und Einwohner an der Veranstaltung teilgenommen, darunter die Ortsvorsteher bzw. deren Vertreter aus Neu Fahrland, Fahrland, Marquardt, Satzkorn und Uetz-Paaren.
Neu Fahrland: Der vom Ortsbeirat seit Jahren geforderte Fußweg an der B2 entlang wurde auch hier noch einmal zu Sprache gebracht, ebenso ein sichererer und räumlich abgetrennter Radweg. Eine Nutzung des derzeitigen Fahrradweges beschreiben die Anwohner und Nutzer als zum Teil lebensgefährlich.
Bereits seit Jahren hat der Ortsbeirat bei der Verwaltung genau diesen Bedarf angemeldet, woraufhin auch Ortsbegehungen mit den Mitarbeitern der Verwaltung stattfanden. Geschehen ist bisher noch nichts. Viele Einwohner haben hier nach eigenen Aussagen das Gefühl, ignoriert zu werden. Die Äußerung von Oberbürgermeister Schubert „Ist angekommen!“, sollte wohl Zustimmung suggerieren, war jedoch nicht verbindlich. Ebenso die Aussage des Baubeigeordneten Rubelt, dass Wegeverbindungen durch Waldgebiete noch einmal zu prüfen seien und dass auch eine damit verbundene Beleuchtung notwendig wäre. „Da wächst ja auch der Anspruch, dass man möglicherweise über andere Dinge redet“, so Rubelt.
Insgesamt zeigten die Zeichen der Verwaltung eine konstruktive Suche nach einer Lösung, die jedoch nicht in greifbarer Nähe schien. Die Neu Fahrländer werden wohl daher noch weiterhin eine Weile – insbesondere während der dunkleren Jahreszeiten und bei schlechtem Wetter – durch unwegsames und nicht beleuchtetes Gelände gehen müssen, um zur Kita, dem Bürgerhaus, dem Sportgelände oder der Freiwilligen Feuerwehr zu kommen.
Etwas Hoffnung machten hingegen die Äußerungen von Noosha Aubel, der Beigeordneten für Bildung, Sport und Kultur. Sie möchte in Neu Fahrland die Sportfläche An der Birnenplantage hinter der Freiwilligen Feuerwehr um ein Sportfunktionsgebäude erweitern, in dem sich Umkleideräume und sanitäre Anlagen für die das Sportfeld nutzenden Vereine befinden werden. Auch der Bau einer Sporthalle scheint nach Aussagen der Beigeordneten als durchaus vorstellbar. Bei dem sehr begrenzten Angebot an Sportflächen und Sporthallen im Norden Potsdams wäre das ein wichtiges Zeichen der Verwaltung. Das Sportfeld soll dann von den umgebenden Fußballvereinen sowie von einem Baseball- und einem Footballverein genutzt werden.
Ebenso in Fahrland warteten viele Einwohner auf die Beigeordneten und den Oberbürgermeister, um den zuvor mit dem neuen Ortsvorsteher, Stefan Matz, abgestimmten Rundgang zu begleiten. Trampelpfade, die wegen ungünstiger Verläufe der Straßen und Fußwege von Einwohnern genutzt werden, zu eng gebaute Straßen, in denen parkende Autos die Durchfahrt für die Feuerwehr blockieren und fehlende Querungshilfen auf der Hauptstraße, auf der das Tempolimit selten eingehalten wird, waren nur einige der Punkte, die aufgrund des sehr engen Zeitfensters angesprochen und vor Ort besichtigt werden konnten.
Um das Problem der zu engen Straßen deutlich zu machen, fuhr die Feuerwehr durch einige Straßen, um zu demonstrieren, worin die Schwierigkeit bei der Durchfahrt liegt. Die Kenntlichmachung von Parkflächen könnte für die ungehinderte Durchfahrt der Feuerwehr und anderer Großfahrzeuge sorgen, schlug Ortsvorsteher Matz vor. Wie es jedoch zum Bau von zu engen Straßen gekommen war und warum Trampelpfade durch mannshohes Grün von vielen Einwohnern bevorzugt werden, kam nicht zur Sprache.
Deutlich brachten die Einwohner auch zum Ausdruck, dass die seitens der Verwaltung geplante PKW-Stellfläche von 0,5 pro Wohneinheit in den nördlichen Ortsteilen nicht realistisch ist. Aufgrund der noch nicht ausreichend vorhandenen ÖPNV-Verbindungen, der langen Wege, des zum Teil über die ganze Stadt ausgedehnten Freizeitangebots uvm. brauche fast jede Familie mindestens ein, oft auch zwei Autos – insbesondere, wenn zwei oder mehr Kinder in der Familie sind.
Am Beispiel der Ketziner Straße, deren Überquerung für die Fahrländer zum Beispiel vom Fischladen rüber zum Bäcker eine gefährliche Herausforderung darstellt, bat Oberbürgermeister Schubert die Mitgelaufenen um Verständnis, dass man keine Lösung aus dem Hut präsentieren könne und es für eine rechtssichere Lösungsfindung mehr brauche als nur „einen Eimer Farbe für einen Zebrastreifen“.
Auch in Marquardt war das Interesse der Einwohner groß. Allen voran stand hier der Bahnhof Marquardt im Fokus. Die Notwendigkeit eines barrierefreien Bahnhofes ist allen Beteiligten völlig klar. Diesen möchte der Baubeigeordnete Rubelt möglichst schnell mit der Deutsche Bahn umsetzen. Der Bahnhof Marquardt soll bei der Erschließung des Potsdamer Nordens durch den ÖPNV und die Bahn eine wichtige Rolle spielen. Hier wies Rubelt auf die laufenden Planungen hin, am Bahnhof Marquardt eine mobile Drehscheibe insbesondere für Pendler zu installieren, um den motorisierten Individualverkehr zu reduzieren. Die Planungen dazu sollen nach Angaben von Rubelt noch in diesem Jahr vorgestellt werden.
Nach einer kleinen Stärkung mit belegten Brötchen und Getränken, die auf die Spaziergänger in der Marquardter Kulturscheune warteten, konnten sich alle Anwesenden an drei Thementischen mit den Beigeordneten der jeweiligen Fachbereiche austauschen und gemeinsam Lösungsansätze für notwendige Verbesserungen erörtern. Leider waren zu diesem Zeitpunkt nur noch etwa 40 Potsdamerinnen und Potsdamer anwesend, so dass die Anzahl der anschließend von den Beigeordneten präsentierten Themen recht überschaubar blieb.
Der Potsdamer Bürgerdialog ist Bestandteil der Bürgerbeteiligung in der Landeshauptstadt. Seit diesem Jahr führt Oberbürgermeister Mike Schubert die öffentlichen Wanderungen sowie die Dialogveranstaltungen in den einzelnen Stadt- und Ortsteilen durch. Der am 17. Augst im Potsdamer Norden durchgeführte Bürgerdialog war nach Potsdam-West und Schlaatz die dritte Veranstaltung dieser Art in diesem Jahr. Wer allerdings Lösungen oder Antworten auf seine Fragen erwartete, wurde stellenweise enttäuscht, denn Schubert wies immer wieder darauf hin, dass der Bürgerdialog dazu sei, sich vor Ort ein Bild machen zu können. Nachhaltige und rechtssichere Lösungen seien jedoch nicht spontan vor Ort zu entwickeln. Auch bat er die Anwesenden darum, lediglich das Problem und die Anforderungen zu schildern. Mitgelieferte Lösungsvorschläge könne er zwar verstehen, diese würden aber leider oft nicht die Vorschriften in ausreichendem Maße berücksichtigen, die es seitens der Verwaltung zu beachten gebe.
Am 2. November wird die vierte und letzte Tour in diesem Jahr durch Babelsberg führen und der Dialog am 22. November in Babelsberg stattfinden. Zusätzlich bietet Oberbürgermeister Mike Schubert monatlich Bürgersprechstunden an, um im direkten Gespräch mehr über die Anforderungen der Potsdamerinnen und Potsdamer zu erfahren. Weitere Informationen zu dem Bürgerdialog finden Sie unter www.potsdam.de/OBMdialog.
LHP/Red.