Einwohner lehnen aktuelles Baukonzept ab

Die Ortsbeiratssitzung am 24. Oktober in Neu Fahrland wurde wegen der angekündigten Präsentation des aktuellen Baukonzeptes auf der Nedlitz-Insel mehr zu einer Bürgerversammlung, bei der die Einwohner Neu Fahrlands ihren Unmut deutlich zum Ausdruck brachten.

Wenig Begeisterung

Schon 1994, lange vor der (erneuten) Eingemeindung Neu Fahrlands in Potsdam, existierte ein Aufstellungsbeschluss für einen B-Plan, mit der von der damaligen Gemeindevertretung beschlossenen Absicht, auf der Insel ein Zentrum des Ortes entstehen zu lassen. Im Laufe der Jahre kamen und gingen verschiedene Investoren und mit ihnen die unterschiedlichsten Vorhabenbeschreibungen und architektonischen Entwürfe. Keine wurden umgesetzt.
Nun präsentierte Viola Holtkamp, Bereichsleiterin für Verbindliche Bauleitplanung der Stadtverwaltung, die jüngsten Bebauungspläne. Nach eigenen Worten käme sie jedoch nur, um den Status quo der Planungen vorzustellen, Fragen könne sie nicht im vollen Umfang beantworten, entschuldigte sie sich im Vorfeld. Fragen hatten die etwa 50 Neu Fahrländer jedoch eine Menge, denn die vorgestellten Pläne stießen auf wenig Begeisterung.
Drei- bis fünfgeschossige Gebäude mit insgesamt etwa 125 Wohnungen soll es auf der Insel geben. Daneben sind Kleingewerbeflächen für Dienstleister, Arztpraxen, Gastronomie und andere vorgesehen. Im nordwestlichen Teil der Insel ist eine öffentliche Grünfläche vorgesehen, die zum Flanieren und Verweilen einladen soll.

So sieht der aktuelle Bebauungsplan aus. Grafik: ProPotsdam

„Wo soll man denn hier verweilen wollen, wenn alles andere zubetoniert ist“ hieß es einvernehmlich aus der Reihen der Einwohner? „Wir möchten die Gestaltung unseres Ortsteilzentrums selbst mitbestimmen.“ war ebenso häufig zu hören.
Die vorgestellten Pläne ließen leider noch viele weitere Fragen offen, wie z.B. den Verlauf der Straßenbahntrasse, der Parkplatzsituation sowie nach einem Lärm-, Emissions- und einem Naturschutzkonzept, dass bestehende Eisvogel-, Adler- und andere Wildtierpopulationen zu berücksichtigen habe.

Ortsvorsteherin ruft zum Mitmachen auf

Weil im Laufe des B-Plan-Verfahrens auch die öffentliche Meinung eingeholt werden und in der weiteren Planung mitberücksichtigt werden soll, rief Ortsvorsteherin Dr. Carmen Klockow (Bürgerbündnis) noch einmal alle Anwesenden dazu auf, sich in das Verfahren entsprechend einzubringen. Ebenso bestätigte sie die alten Pläne der Gemeindevertretung, auf der Insel ein neues Zentrum entstehen zu lassen, betonte jedoch auch die Absicht, dass die Insel mit einer leichten architektonischen Struktur und einem intensiven Ufererleben eher erholenden Charakter haben sollte. Ein Vorhaben, dass sich in den vorgestellten Plänen nicht wiederfindet.
Ebenso stellte sie das von Holtkamp erwähnte Parkkonzept in Form einer Tiefgarage infrage, weil sie bei der Finanzierung des Baues selbst, dessen Umsetzung sowie der Betreibung des Parkhauses noch viel Klärungsbedarf sehe.

Viola Holtkamp, Bereichsleiterin für die Verbindliche Bauleitplanung präsentierte den Bebauungsplan. Foto: sts

Bürger schließen sich zusammen

Viele der Anwesenden waren sich einig, das aktuelle Konzept dürfe so nicht realisiert werden.
Um den Interessen der Einwohner ein Gewicht zu geben, haben sich bereits einige von ihnen zu einer Art Bürgerinitiative zusammengeschlossen. Diese „Bürgerinitiative“ befände sich derzeit noch in der Findungsphse, werde aber sicherlich in Kürze ihre organisatorisch-juristische Entsprechung finden, sagte Mitinitiator Dr. Wilhelm Wilderink. Im Laufe des B-Plan-Verfahrens hält Wilderink auch die Erarbeitung eines Gegenentwurfes für denkbar. Eine schon anderen Orts häufig gehörte Forderung war, auch hier erst einmal für den Ausbau der Infrastruktur zu sorgen, bevor man mit dem Wohnungsbau beginnt.
Hotkamp schätzt, dass bis Anfang 2020 das B-Planverfahren abgeschlossen sein kann, wenn alles gut läuft. Sie verwies in ihrer Präsentation dennoch mehrfach darauf, dass der B-Plan zwar Baurecht schaffe, er aber nicht vorschreiben könne, welche Gewerbe sich anzusiedeln hätten.
Vielleicht wäre es eine gute Idee, wenn sich die „Bürgerinitiative“, die Stadtverwaltung und der Investor gemeinsam an einen Tisch setzen und die drei unterschiedlichen Positionen erörtern, um zu einem Konsens zu finden. Zu wünschen wäre es dem Ortsteil und seinen Einwohnern, denn noch hat Neu Fahrland einen gewissen Charme, und ein intelligentes Nutzungskonzept der Insel könnte ein Gewinn für den gesamten Norden sein, ein Konzept, dass die Einwohneranforderungen ignoriert, kann dazu führen, dass Neu Fahrland zu einer reinen Schlafstätte mutiert.sts