Entwurf von Carlos Zwick gewinnt weltweiten Architektenpreis

wei marode, einsturzgefährdete Fachwerkhäuser, wildwucherndes Gestrüpp. Wenig einladend präsentierte sich das Grundstück in Neu Fahrland, am Potsdamer Jungfernsee, dem Architekten Carlos Zwick, als er 2011 von der Terrasse des Nachbargrundstücks den Ruinen einen flüchtigen Moment der Aufmerksamkeit schenkte. Zerfressen von Hausschwamm und Nassfäule standen die denkmalgeschützten Gebäude kurz vor dem Einsturz. Und dabei suchten er und seine Lebensgefährtin schon eine Weile nach einem Grundstück am Wasser. Viel Natur, ein schöner See, die Stadt um die Ecke und bezahlbar – so sollte es sein.

Jahrzehntelanger Verfall

25 Jahre hatte dort alles brachgelegen. Einst legten die Schiffe der Weißen Flotte hier an den Kaiserterrassen an und brachten Tausende Ausflügler in den Sommermonaten her. Doch der Charme vergangener Tage war längst Geschichte.
Potentielle Käufer hatte es immer wieder gegeben. Doch die waren genauso schnell weg, wie sie gekommen waren. Zum einen wegen des verheerenden Zustands der Denkmale, zum anderen wegen der hohen Auflagen des Denkmalamtes.

Das ausgezeichnete Haus des Architekten Zwick in Neu Fahrland.
Foto: privat

Gewagte Entscheidung

Drei Jahre später sprang der Funke bei Zwick doch noch über. „Mir war klar, dass da ein Haufen Arbeit auf uns zukommen würde. Aber je mehr ich mich mit dem Gedanken beschäftigte, dort ein Haus für die Familie zu bauen, desto faszinierter war ich.“
Von der großen Herausforderung motiviert unterzeichnete er 2014 den Kaufvertrag, ohne Gewissheit, ob er dort jemals eine Baugenehmigung erhalten würde.

Schwerer Start

Ein flaches, den Boden nicht berührendes Haus sollte es werden, mit genug Platz für die große Familie. Ein Haus, das die Natur in seine Architektur integriert. Es folgte ein zähes Ringen mit dem Bauamt. Vier Anträge wies es ab, den fünften genehmigte es. Das Vorhaben Familienhaus konnte starten.
Heute steht das zwischen 2016 und 2020 gebaute Haus mit einer Bruttogeschossfläche von über 700 qm auf insgesamt 10 Einzelfundamenten und 40 diagonalen Stelzen, in drei Metern Höhe. Mit seiner Fassade aus vertikalen schmalen Lärchenholzlatten verschmilzt der Baukörper mit den Kronen der ihn umgebenden riesigen Bäume. Ein großer Ahorn wächst mitten durchs Wohnzimmer.

Von der ganzen Welt gewählt

Im Rahmen des seit 2010 jährlich ausgelobten Architizer A+Awards bewarb sich Zwick 2021 mit seinem Entwurf.
Über 5000 Projekte weltweit aus über 100 Ländern bewarben sich um die Auszeichnungen in unterschiedlichen Kategorien. Etwa 400.000 Menschen haben in einem Zeitraum von 14 Tagen online ihre Stimme abgegeben. Die Finalisten und Gewinner werden von der Architizer Fach-Jury ausgewählt, die sich an Form, Funktion und Wirkung der Projekte orientiert.
Nach Meinung der Jury war in diesem Jahr das Projekt „Haus am See“ das überzeugendste in der Kategorie “Private Häuser XL”.

ck/sts