Olaf Scholz im Interview nach seinem Wahlsieg

Es wahr ein sehr knappes vorläufiges Endergebnis, das die Medien am Abend des 26. September den Wählerinnen und Wählern präsentierten. Eines mussten alle – manche mit mehr, andere mit weniger Freude – eingestehen: die SPD ist stärkste Kraft.
Allen Unkenrufen zum Trotz, blieb Olaf Scholz während der letzten Wochen und Monate ruhig und zog seinen Wahlkampf in der für ihn typischen Besonnenheit durch -­ bis zum Schluss. Auch in den Triellen, in denen sich die drei Kanzlerkandidaten gegenübersahen, ging er den Umfragen nach als Sieger hervor. Ruhig, konzentriert, sachlich, und dabei in seiner Meinung fest, hat man Scholz erlebt, ganz egal wann und wo er auftauchte. Und er tauchte oft auf. Allein in seinem Wahlkreis waren es seit Februar dieses Jahres über 120 Termine – anfangs viele davon digital. Wenn er konnte , besuchte er Vereine, Betriebe, die IHK, die Handwerkskammer und viele andere Institutionen, um mit möglichst vielen ins Gespräch zu kommen. Zu den von Scholz beiuchten Bürgerversammlumngen kamen viele Hundert Menschen. War diese Präsenz das Geheimnis für den landesweiten Erfolg der SPD in Brandenburg?


Noch im letzten Jahr konnte lediglich ein Direktmandat in den gesamten „neuen Bundesländern“ von der SPD gewonnen werden. 2017 setzte sich Manja Schüle (SPD) knapp gegen Saskia Ludwig (CDU) in Potsdam und Umgebung durch.
„Das Ergebnis im Land für die SPD ist sehr bemerkenswert“, so Scholz. Aber auch das Ergebnis der SPD in ganz Deutschland sei ein deutlicher Auftrag, mit den anderen Parteien Gespräche über eine mögliche Regierung zu führen.
Troz des sehr vollen Terminkalenders am Tag nach der Wahl war es ihm ein Anliegen, einigen Medienvertretern in Potsdam für ein kurzes Interview zur Verfügung zu stehen.
„Ich bin sehr glücklich darüber, dass die Bürgerinnen und Bürger in dem Wahlkreis, in dem ich selbst kandidiert habe, mir ein so deutliches Mandat gegeben haben. Es ist für mich aber auch ein Auftrag, so zu bleiben, wie mich viele im Wahlkampf erlebt haben“, so Scholz. Er möchte weiterhin in Potsdam wohnen und ansprechbar bleiben, auch – oder vor allem – als Kanzler.
Auf die Frage des POTSDAMERs, welche Themen er jetzt als erste angehen werde und welches seine 100-Tages-Ziele wären, sagte er: „Ich halte nicht viel von 100-Tage-Zielen. Aber es ist wichtig, bestimmte Dinge sofort auf den Weg zu bringen.“ So würden Themen wie die Anhebung des Mindestlohns, die Modernisierung der Industrie in Bezug auf den Klima- und Energiewandel keinen Aufschub erlauben.
Scholz möchte aber die Ausrichtung der zukünftigen Politik erst einmal mit den infragekommenden Parteien besprechen und dies nicht über die Medien tun.
Jede der später regierenden Parteien müsse nach Abschluss der Koalitionsgespräche ihren Wählern erklären, warum die vereinbarten Wege, aus der aktuellen Situation die bestmöglichen für die eigenen Wähler als auch für das Land insgesamt seinen, sagte Scholz. „Die SPD hat eine Fortschrittsidee und diese bilden mit den Ansätzen der Grünen und der FDP Ausgangspunkte für eine gute Regierung, die dann nicht nur vier Jahre zusammenbleibt, sondern wiedergewählt werden möchte.“

sts