CO2-neutral und fossilfrei soll es werden

In Krampnitz entsteht an der Schnittstelle zwischen Potsdam und Berlin in den nächsten 20 Jahren ein urbanes und innovatives Stadtquartier für rund 10.000 Menschen. Bei den Planungen für die Entwicklung des rund 140 Hektar großen ehemaligen Kasernengeländes stehen zukunftsweisende Lösungen aus den Bereichen Stadtentwicklung, Energieversorgung und Mobilität im Fokus. So soll in Krampnitz ein autoarmes Quartier entstehen, das perspektivisch CO2-neutral mit Energie versorgt wird. Dem trägt das innovative Energiekonzept der EWP konsequent Rechnung, indem es Bewährtes mit Innovationen kombiniert und dabei konsequent auf erneuerbare Energien setzt. Wichtiges Prinzip: Die Energie wird vor Ort erzeugt und genutzt. Der Fokus liegt auf regenerativen Quellen.

Eckard Veil, Geschäftsführer der Energie und Wasser Potsdam GmbH, ist stolz auf das flexible, ökologische und innovative Energiekonzept

Eckard Veil, Geschäftsführer der Energie und Wasser Potsdam GmbH, ist stolz auf das flexible, ökologische und innovative Energiekonzept Fotos: sts

Autarke, klimaneutrale Wärme

Die Wärmeversorgung in Krampnitz funktioniert autark, sprich unabhängig vom übrigen Fernwärmenetz. Zentrales Element ist ein Wärmenetz, das als Niedertemperaturwärmenetz auf < 50°C Vorlauf- und 30°C Rücklauftemperatur ausgelegt ist. Damit lassen sich Wärmeverluste im Netz minimieren und zudem regenerative Energiequellen einfach integrieren. Ein weiterer Vorteil: Neue technische Lösungen sind jederzeit unkompliziert zu implementieren.
In einem ersten Schritt kommen bis zu drei Blockheizkraftwerke (BHKWs) zum Einsatz. Technisch und wirtschaftlich erprobt erzeugen sie – auf Basis von Kraft-Wärme-Kopplung – neben Wärme zugleich einen Großteil des im Quartier benötigten Stroms. Betrieben werden sie mit Biomethan. Für die Deckung des Spitzenbedarfes werden die BHKWs durch Heizkessel ergänzt, die sowohl mit Biomethan als auch mit Erdgas arbeiten können. Ein Wärmespeicher – mit der Funktionsweise einer Thermoskanne – unterstützt die optimale Fahrweise der BHKWs, indem er Bedarfsspitzen glättet.

Erneuerbare Energie auf dem Vormarsch

Die Verwendung von Erdgas wird schrittweise minimiert. Unter anderem durch Wärmepumpen, die oberflächennahes Grundwasser (Geothermie) nutzen können. Die auf diese Weise gewonnene Wärme wird über einen Wärmetauscher direkt dem Krampnitzer Niedrigtemperaturwärmenetz zugeführt. Für zusätzliche Wärme aus der Sonne sorgt eine circa 1.000 Quadratmeter große Freiflächensolarthermieanlage.
Da bei dieser Art der Wärmeerzeugung kein Brennstoff eingesetzt wird, entstehen nahezu weder Betriebskosten noch umweltschädliche Emissionen. Das Abwasser im Quartier soll zudem durch den angedachten Einsatz von Wärmepumpen zur Gewinnung von Abwasserwärme genutzt werden.
In einem nächsten Schritt wird die zukünftige Weiterentwicklung des Energiekonzepts betrachtet. So könnte sich z.B. sommerliche Wärme sowie überschüssige Abwärme (etwa aus den BHKWs) unterirdisch in sogenannten Aquifer-Speichern aufbewahren lassen. Auch der Einsatz von Wärmepumpen zur Seewassernutzung sowie die Förderung von warmem Wasser aus circa 2.200 Metern (Tiefengeothermie), das nach Nutzung über einen Wärmetauscher ins Erdreich zurückfließt, werden für Krampnitz untersucht.

Strom vom eigenen Hausdach

Die Stromerzeugung des neuen Stadtquartiers wird durch dezentrale, auf den Gebäudedächern installierte Photovoltaikanlagen unterstützt. Interessierte Mieter können dann den Strom vom eigenen Hausdach nutzen. Überschüssiger Strom aus erneuerbaren Energien soll künftig mittels Power-to-Heat-Technik in „grüne“ Wärme umgewandelt werden. Dazu wird in einem Elektrodenkessel Wasser mit Strom erhitzt, gelangt dann direkt ins Wärmenetz oder wird im Wärmespeicher zwischengelagert.
Koordiniert und gesteuert wird die gesamte Energieversorgung über eine zentrale Leitstelle. Zu den Vorzügen des Energiekonzeptes gehört, dass sich die Erzeugerleistung modular ausbauen und damit dem stetig wachsenden Bedarf anpassen lässt. Zudem ermöglicht das System die sogenannte Sektorenkopplung, also die Kombination von Strom mit Wärme und zum Beispiel E-Mobilität oder Haustechnik im Rahmen des Smart Meterings.

So viel kostet die Wärme

Die klimaneutral erzeugte Wärme in Krampnitz ist mit höheren Investitions- und Betriebskosten für die EWP verbunden. Im Vergleich zum Bundesdurchschnitt werden Bewohner aber nicht mehr für ihre Wärme aufbringen müssen, da die Neubauten deutlich weniger Wärme verbrauchen. Dabei gilt: je mehr Häuser sich am Niedrigtemperaturnetz anschließen, desto preiswerter wird die Wärme für alle Beteiligten.

Wirtschaftsminister Dr. Jörg Steinbach übergibt die Fördermittelbestätigung an Sophia Eltrop, Geschäftsführerin der Stadtwerke Potsdam GmbH und Energie und Wasser Potsdam GmbH

Wirtschaftsminister Dr. Jörg Steinbach übergibt die Fördermittelbestätigung an Sophia Eltrop, Geschäftsführerin der Stadtwerke Potsdam GmbH und Energie und Wasser Potsdam GmbH

5,4 Millionen Euro Fördermittel

Wirtschaftsminister Jörg Steinbach hat am 07.09.2020 im Beisein des Vorstandsvorsitzenden der Investitionsbank des Landes Brandenburg, Tillmann Stenger, und des Bürgermeisters der Landeshauptstadt Potsdam, Burkhard Exner, offiziell einen Fördermittelbescheid in Höhe von bis zu 5,43 Millionen Euro an die EWP-Geschäftsführung Sophia Eltrop und Eckard Veil übergeben. Die Fördermittel sind zweckgebunden für die Realisierung des Energiekonzeptes für Potsdams neues Stadtquartier im Norden.

Wirtschaftsminister Jörg Steinbach erklärte: „Wir stehen bei der Energiewende im Wärmesektor vor enormen Herausforderungen. Um die Klimaziele im urbanen Raum erreichen zu können, kommt CO2-armen Wärmenetzen eine Schlüsselstellung zu. Die Landeshauptstadt Potsdam hat sich dieser Herausforderung gestellt und trägt mit innovativen Fernwärmeprojekten wie in Krampnitz zu einer Dekarbonisierung der Wärmeversorgung bei.“
„Die Entwicklung von Krampnitz zu einem neuen Stadtteil ist eines der wesentlichen und großen Wohnungsbau- und Infrastrukturprojekte der Landeshauptstadt Potsdam in den nächsten Jahren“, so Bürgermeister Burkhard Exner. „Wir wollen, dass ein urbanes, innovatives, CO2-neutrales und autoarmes Quartier entsteht.“

Bürgermeister Burkhard Exner bedankt sich für die Unterstützung der ILB und des Wirtschaftsministeriums

Bürgermeister Burkhard Exner bedankt sich für die Unterstützung der ILB und des Wirtschaftsministeriums

Die Geschäftsführerin der Energie und Wasser Potsdam GmbH, Sophia Eltrop, sagt: „Für unsere Idee, ein modulares und zukunftsweisendes Energiekonzept für Krampnitz zu entwickeln und umzusetzen, jetzt Fördermittel zu erhalten, bestätigt unsere Arbeit und ist Ansporn zugleich.“
Das Energiekonzept der EWP spielt bei den Plänen eine entscheidende Rolle. Es kombiniert Bewährtes mit Innovationen und setzt dabei konsequent auf erneuerbare Energien. Das Besondere für das neue Stadtquartier: Bewohnerinnen und Bewohner werden von Anfang an flächendeckend CO2-neutral und ab 2040 / 2050 auch fossilfrei mit Energie versorgt. Und das zu verbraucherfreundlichen Preisen, so die Verantwortlichen.
Die Erschließungsarbeiten für die Medien im neuen Stadtquartier im Norden starten Mitte 2021. Das Herzstück des Energiekonzeptes – das ehemalige Heizhaus und die zukünftige Energiezentrale ausgestattet mit Blockheizkraftwerken, Wärmepumpen, Spitzenlast- und Elektrodenkessel – wird im ersten Halbjahr 2021 saniert und dann sukzessive je nach wachsendem Wärmebedarf mit den Erzeugungsanlagen ausgestattet.

EWP/Red.