Die Linde und ihr unerschöpfliches Einsatzpotential

In den Linden am Straßenrand und in den Parkanlagen tummeln sich die Bienen.
Zuerst in der Sommerlinde, etwas später sind die Winterlinden mit den etwas kleineren Blättern dran. Und dann gibt es wieder frischen Lindenhonig vom Imker unseres Vertrauens. Wir müssen also nicht die Lindenblüten in irgendwelchen Honig einlegen, um anständigen Lindenhonig zu bekommen. Aber es lohnt sich allemal, von einem Baum unseres Vertrauens einen kleinen Vorrat an Lindenblüten zu ernten, um für schlechte Zeiten gerüstet zu sein. Als Tee aufgebrüht und getrunken wirken sie schweißtreibend, vor allem bei Erkältungskrankheiten.
Bei WIKIPEDIA können Sie u.a. Folgendes lesen: Die Linde oder ein Blatt von ihr waren ein Zeichen für Frieden, Treue und Gerechtigkeit sowie das Symbol des freien Standes der Grundbesitzer und Viehzüchter (Beuchert 1996). Im erstmals 1472 erwähnten altdeutschen Kartenspiel zeigt das Lindenblatt den freien Bauernstand.
Durch die schöne Form des Lindenbaumes, sahen die Menschen in ihm schon früh den Baum der Liebe. Ihre weiche Rinde lädt dazu ein, die Anfangsbuchstaben der Liebenden in ihr zu verewigen. Der Duft ihrer Blüten gilt als betörend und ist ein Zeichen der Fruchtbarkeit.


Lindenholz wird vor allem in der Bildhauerei, zum Schnitzen und für Drechselarbeiten verwendet. Verbreitet war zum Beispiel der Einsatz von Lindenholz in der deutschen Bildhauerei vor allem der Spätgotik, so unter anderem durch Tilman Riemenschneider oder Veit Stoß. Aber auch in wesentlich späterer Zeit wurde Lindenholz von Bildhauern als Material bevorzugt, etwa seitens Ludwig Schwanthalers. Da Heiligenstatuen häufig aus Lindenholz gefertigt wurden, galt es als „lignum sacrum“ (lateinisch für „heiliges Holz“). Heute wird für Schnitzarbeiten jedoch häufiger das leichter zu beschaffene Holz der Weymouths-Kiefer (Pinus strobus) eingesetzt. In Deutschland wird der jährliche Verbrauch an Lindenholz für Schnitzarbeiten auf 3000 bis 5000 m³ geschätzt.


Des Weiteren wird Lindenholz als Blindholz und Absperrfurnier in der Möbelherstellung eingesetzt, es eignet sich auch zur Imitation von Nussbaumholz. Frontpartien von Kuckucksuhren, Reiß- und Zeichenbretter, Hutformen und Holzköpfe als Modelle für Perückenknüpfer werden häufig aus Lindenholz gefertigt. Es dient zur Herstellung von Gießereimodellen, Spielwaren, Küchengeräten und Holzpantoffeln. Lindenholz wird auch zur Fertigung von Fässern und Behältern für trockene und geruchsempfindliche Waren verwendet, zur Fertigung billiger Bleistiftsorten und von Zündhölzern. Im Musikinstrumentenbau wird es zur Herstellung von Harfen, als Tastatur von Klavieren, als Korpus für Gitarren und als Zungenpfeifen von Orgeln verwendet. Aus Lindenholz wird auch Zeichen- und Filterkohle hergestellt, früher wurde Kohle aus Lindenholz auch zur Erzeugung von Schwarzpulver und als Zahnpflegemittel verwendet.
Vor der Einführung von Leinen und Hanf (also vermutlich bis zur Spätantike) verwendete man in Mitteleuropa die Fasern des weichen Lindenholzes – den Bast – zur Herstellung von Seilen, Matten, Taschen und Kleidung. Der Lindenbast wurde im Mai von jungen Linden (auch Baest genannt) gewonnen, indem man die Rinde abschälte, die weiche Innenseite abtrennte und ins Wasser legte, bis sich der Bast ablöste, der dann in der Sonne getrocknet wurde.
Bei den Germanen und den Slawen galt die Linde als heiliger Baum.
Viele Orte in Mitteleuropa (wie z.B. auch Marquardt!) hatten früher ihre Dorflinde, die das Zentrum des Ortes bildete und Treffpunkt für den Nachrichtenaustausch und die Brautschau war. Anfang Mai wurden meist Tanzfeste unter diesem Baum – zum Teil auch auf sogenannten Tanzlinden – gefeiert. Außerdem wurde hier auch meist das Dorfgericht abgehalten. Die Linde ist deshalb auch als „Gerichtsbaum“ oder „Gerichtslinde“ bekannt.
Nach Kriegen (oder Pestepidemien) gab es den Brauch, sogenannte Friedenslinden zu pflanzen. Die meisten erhaltenen Exemplare erinnern an den Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71, einige aber auch noch an den Westfälischen Frieden, wie etwa die „Friedenslinde am Dreierhäuschen“ im thüringischen Ponitz, oder an lokale kriegerische Ereignisse wie die Zerstörung Ratzeburgs.


Etwa 850 Orte oder Ortsteile in Deutschland tragen Namen, die auf den Lindenbaum zurückzuführen sind. Der Name der Stadt Leipzig beispielsweise leitet sich vom sorbischen Wort Lipsk ab und bedeutet Linden-Ort.
Der Lindenbaum – und besonders sein Blatt – ist das Symbol des sorbischen Volkes. Auch in Tschechien gilt die Linde (tschechisch lípa) als nationaler Symbolbaum, zahlreiche Ortsbezeichnungen leiten sich von ihr ab (z. B. Česká Lípa (Böhmisch Leipa), Lipno-Stausee, Lipnice, Lipník, Lípová). In Kroatien ist die lipa ‚Linde‘ als Untereinheit der Kuna Teil der gesetzlichen Währung.
Lindenblättertee (Ihlamur Çayı) ist ein sehr beliebter Kräutertee in der Türkei und in der türkischen Kultur üblich gegen Beschwerden aller Art.
Auch in einem lateinischen Zungenbrecher (Filia sub tilia nectit subtilia fila) ‚verknüpft die Tochter unter der Linde feine Fäden‘.
Ein literarisches Denkmal hat dem Baum Wilhelm Müller in seinem Gedicht „Der Lindenbaum“ gesetzt. Die Vertonung des Gedichts durch Franz Schubert wurde in einer musikalischen Bearbeitung von Friedrich Silcher zum Volkslied : „Am Brunnen vor dem Tore“
Im Lied „Dragostea din tei“ der moldawischen Pop-Gruppe O-Zone wird von der „Liebe in der Linde“ gesungen.
Seit 2014 zeigt das Lindenbaum-Museum in Neudrossenfeld anhand von Modellen über 40 Beispiele von geleiteten Lindenbäumen in Europa, davon viele Tanzlinden.
2016 war die Linde der Baum des Jahres!
Auch Potsdam hat eine berühmte Linde: die Bittschriftenlinde am Stadtschloss. Es ist nicht mehr die originale Linde aus der Zeit des Großen Kurfürsten, an der noch zur Zeit Friedrichs des Großen Bittschriften an den König übergeben werden konnten. Später wurden diese einfach an die Zweige der Linde geheftet. Altersschwach wurde sie 1949 gefällt.
Heutzutage steht neben der neuen Linde, die zunächst zur 1000-Jahrfeier Potsdams neu gepflanzt, während der Bauarbeiten des Stadtschlosses gesichert und 2015 nochmals gepflanzt wurde, eine Hinweistafel, die über den Baum und dessen Geschichte informiert. Darauf ist auch ein Datencode angebracht, über den man sich mittels Mobiltelefon direkt mit der Internetseite des Petitionsausschusses des Brandenburgischen Landtags verbinden kann, um dann gegebenenfalls gleich an Ort und Stelle eine Petition, die parlamentarische Form der Bittschrift, einreichen zu können.

Ihre Kräuterfrau vom Lavendelhof in Marquardt