Hier gibt es Geld für die Realisierung kleiner Projekte im ländlichen Raum

Ideen für tolle Projekte im ländlichen Raum gibt es viele. Oft bleibt es bei der Idee, denn die Frage steht im Raum: Wer soll das bezahlen?
Da lohnt ein Blick auf die Förderbedingungen der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) Havelland e.V. Sie wählt besonders gute Projektideen aus dem Havelland und Potsdams ländlichen Raum aus, die sich um LEADER-Förderung (siehe Kasten) bewerben und empfiehlt diese dem Landesamts für Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung (LELF) zur Förderung.

Anfang November dieses Jahres hat die LAG Havelland e.V. einen neuen zusätzlichen Fördertopf aufgemacht: Im Havelland und in einigen Potsdamer Ortsteilen ansässige Initiativen können für eigene kleine Projektideen, die im Jahr 2019 umgesetzt werden sollen, bis spätestens 31. Januar 2019 eine Finanzierung beantragen.
Antragsberechtigt sind Initiativen natürlicher Personen, Vereine, Verbände, Stiftungen und juristische Personen des öffentlichen Rechts. „Die inhaltliche Ausrichtung der Vorhaben muss dem Gemeinwohl dienen und zur sozialen Entwicklung auf dem Lande beitragen“, heißt es im Aufruf der LAG Havelland.
Je Einzelprojekt kann die Förderung maximal 5.000 Euro betragen, bei einem Fördersatz von bis zu 80 Prozent. Für den verbleibenden Eigenanteil von mindestens 20 Prozent hat die LAG eine ungewöhnliche und sehr lebensnahe Regelung gefunden: Natürliche Personen und Vereine oder andere juristische Personen des Privatrechts können erforderliche Eigenmittel entweder in bar oder aber als unbare Leistungen erbringen, also mit Muskelkraft, beispielsweise beim Malern oder Schreinern. Wenn 5.000 Euro für das Projekt nicht ausreichen, ist es zulässig, Geld aus anderen Töpfen dazu zu besorgen, z.B. aus dem Wettbewerb „Zukunft Region“.
Der LAG-Vorstand bewertet die Vorhaben anhand ihrer auf der Website einsehbaren Bewertungskriterien und entscheidet am 12.02.2019 über die Auswahl der Kleinprojekte für eine Förderung im Jahr 2019. Bis 30.11.2019 muss das Kleinprojekt durch die lokale Initiative realisiert und abgerechnet werden. Dabei übernimmt die LAG Havelland alle Beratungsaufgaben und bezahlt die Dienstleister (z.B. Handwerker) und Materialrechnungen direkt. Projektorganisation und Angebotseinholung obliegt dem Antragsteller.
Ulrike Riebau, in der Potsdamer Stadtverwaltung zuständig für den Ländlichen Raum und die Landwirtschaft: „Es wäre wünschenswert, wenn sich auch aus Potsdam Imitativen für die Förderung kleiner Projekte bei der LAG Havelland bewerben. Die Stadt Potsdam unterstützt das ausdrücklich.“ Frau Riebau ist selbst für Potsdam im Verein der LAG Havelland dabei.

Beispiele aus dem Fläming

Im Fläming gibt es diese Form von Förderung schon länger. Dort hat zum Beispiel der Anglerverein in Nahmitz seine Toilettenhäuschen auf diese Weise saniert. Die Feuerwehr in Damsdorf kam so zu einem überdachten Freizeitbereich. Und das Sportgebäude der SG Turbine Golzow wurde mithilfe solcher Mittel energetisch saniert.

Gefördert im Fläming: neue Küche im Dorfgemeinschaftshaus Mützdorf. Foto: LAG Fläming-Havel e.V.

Josephine Lenk, Pressesprecherin der LAG Havelland: „Wir möchten darauf hinweisen, dass auch Jugendliche (gemeinsam mit einem erwachsenen Antragsteller) eine Förderung für kleine Projekte beantragen können, zum Beispiel für einen Treffpunkt.“
Leider stehen für die Auswahlrunde 2019 im Fördergebiet Havelland insgesamt nur 50.000 Euro bereit. Damit lassen sich im kommenden Jahr nur zehn Projekte aus dem gesamten Havelland mit dem Höchstsatz von je 5.000 Euro unterstützen. Ob das ausreicht?
Die Antragstellung für die kleinen Projekte ist relativ einfach. Je mehr Projekte sich bewerben, desto deutlicher wird damit auch der Bedarf. Es wird sich zeigen, ob das Budget ab der nächsten Förderperiode 2020 vom Land Brandenburg erhöht werden muss.
Uetz, Paaren, Satzkorn und Fahrland gehören nach Einschätzung des Landesamts für Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung zum ländlichen Raum. Diese vier Potsdamer Ortsteile haben neben dem Havelland eine Chance auf finanzielle Förderung.
Marquardt, Grube und Neu Fahrland gehören zwar auch zur „Gebietskulisse Havelland“, aber Projekte aus diesen Ortsteilen sind laut Landesamt nur in besonderen Ausnahmefällen förderfähig.
Und zwar wenn es sich um wirtschaftliche Vorhaben handelt und ein Nutzen für die ländlichen Ortsteile entsteht, z.B. wenn es sich um eine Existenzgründung handelt bei der Arbeitsplätze geschaffen werden.

Gefördert im Fläming: Kräuterbeet am Mehrgenerationenhaus Brück. Foto: LAG Fläming-Havel e.V.

Große Projekte

Diese Unterteilung der Potsdamer Ortsteile (Förderkulisse) bezieht sich auch auf die klassische Förderung großer Projekte (ab 2.500 € Förderung) aus dem LEADER-Programm. Dazu gehören z.B. Sanierungsmaßnahmen und der Ausbau von Kirchen und Dorfgemeinschaftshäusern, Kitas, Ateliers und Ferienwohnungen, Existenzgründungen, Schulungsmaßnahmen oder Konzepte für ländliche Entwicklung. Es kann sich zum Beispiel um Vorhaben aus den Themenfeldern Tourismus, Kultur- und Naturerbe, Lebensqualität auf dem Lande (Wohnen, Arbeiten, Freizeit), Leben im Alter und Mobilität handeln.
In unserem Gebiet wurden z.B. der alte Bahnhof Ketzin, die Kirche in Paaren oder das Atelier von Caris Schwinning in Kartzow gefördert. Auch alle kleinen und mittelständischen Unternehmen sowie Selbstständige können eine Förderung beantragen. Das Antragsverfahren ist recht aufwändig, aber das Regionalmanagement der LAG Havelland steht mit Rat und Tat von Anfang an beratend zur Seite. Nach einer Vorauswahl durch die LAG entscheidet dann das Landesamt über die mögliche Vergabe von Fördermitteln. Noch bis 2020 geht die aktuelle Förderperiode. Immer halbjährlich besteht die Möglichkeit Förderanträge einzureichen.

Große Projekte, die gefördert wurden: Sanierung des ehemaligen Bahnhofs Ketzin. Foto: LAG Havelland

Projekte von Kommunen und gemeinnützigen Vereinen werden mit einem Fördersatz von 75 Prozent gefördert, Projekte von Privatpersonen mit 30 bis 45 Prozent. Der nächste Ortungstermin (Abgabe der Antragsformulare) ist Ende Mai 2019. Das Budget für diesen Ortungstermin steht noch nicht fest. Bei den letzten Ortungsterminen waren es jeweils um die zwei Millionen Euro. Viele inspirierende Beispielprojekte, die in den letzten Jahren gefördert wurden, sind auf der Website der LAG Havelland gelistet. sk

Ansprechpartner für große Projekte: Marcus Kollodziej, www.lag-havelland.de

Große Projekte, die gefördert wurden: Ausbau des Ateliers von Caris Schwinning im Bauerngarten Kartzow. Foto: Jürgen Ohlwein

Förderung beantragen für kleine Projekte

Antragstellung und Abwicklung erfolgen über die LAG Havelland. Interessenten reichen ihre vollständig ausgefüllte Projektskizze bis zum Stichtag am 31.01.2019 beim Regionalmanagement der LAG Havelland ein. Dabei steht das Regionalmanagement den Initiativen beratend und unterstützend zur Verfügung. Die Dokumente (Projektskizze, Mindest- und Bewertungskriterien, Kosten- und Finanzierungsplan, Hinweise und Erläuterungen) und weitere Informationen finden Sie auf der Webseite.

Kontakt/ Information:
Regionalmanagement der LAG Havelland, Lena Steinke
Voltaireweg 4, 14469 Potsdam
Tel. 0331 201510, E-Mail: lena.steinke@lag-havelland.de
www.lag-havelland.de/projekte/3428

„LEADER“

…ist ein methodischer Ansatz der nachhaltigen Entwicklung des ländlichen Raums, der es Menschen vor Ort ermöglicht, regionale Prozesse mitzugestalten. So kann das Potenzial einer Region besser für deren Entwicklung genutzt werden. Begleitet wird LEADER von sogenannten Lokalen Aktionsgruppen (LAGn), einem Zusammenschluss von Akteuren aus Vereinen, Verwaltungen, Privatpersonen und Unternehmen einer Region, die sich mit einem eigenen Entwicklungskonzept und entsprechenden Projekten an dem Programm beteiligen. Europaweit bestehen derzeit über 1.500 derartige Gruppen. LEADER ist ein Programm aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung ländlicher Räume (ELER).