Landwirte, Bierbrauer und Gastgeber auf der Grünen Woche
Potsdam ist jung, wild, kraftvoll, kreativ und hat viel Rhythmus im Blut! Diesen Eindruck hinterließ die Show der Landeshauptstadt auf der Internationalen Grünen Woche (IGW), als sie sich am 19. Januar auf der Bühne der Brandenburghalle präsentierte. Das Kindermusiktheather Buntspecht begeisterte das Publikum mit Ausschnitten aus seinem aktuellen Bühnenstück „Die Schatzinsel“. Die Cheerleader des SC Potsdam zeigten tolle akrobatische Kunststücke. Und die Bürgel-Dancing-Stars, die Tanz-AG der Bruno H. Bürgel Grundschule aus Babelsberg, verzauberten mit ihren fröhlichen Tanzeinlagen.
Die Arnold Hänsch Jazz Band, die den Nachmittag eröffnete, passt da wunderbar ins Bild. Das etwas gehobenere Alter der Musiker fällt nicht ins Gewicht. Sie hatten das Publikum mit ihren fetzigen Dixieland- und Swingklängen sofort auf ihrer Seite.
Die Moderatoren Claudia Heber und Alexander Dieck von Antenne Brandenburg begrüßten Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert freudig überrascht, denn im Vorfeld der Veranstaltung hatte sich herausgestellt: Mike Schubert ist ein Ex-Kollege. In jungen Jahren hatte er einmal für den Sender gejobbt.
Auf die Frage, was Potsdam für ihn bedeute, antwortet Schubert prompt: „Potsdam ist die schöne kleine Schwester von Berlin“ und präzisiert lächelnd: „Berlin wird da schön, wo Potsdam anfängt.“ Die Schönheit der grünen Stadt möchte Schubert bewahren und deshalb das Wachstum begrenzen. Den ökologischen Gedanken lebt er schon mal selbst, indem er z.B. mit einem Elektromobil durch die Stadt fährt. Lobenden Worte findet er für den PotsPRESSO Becher – die Alternative für den Wegwerf-Kaffeebecher. Für den PotsPRESSO-Becher zahlt man 2 EUR Pfand. Mit Rückgabe des Bechers bei einem der stadtweiten PotsPRESSO-Partner, wie Bäckereien, Cafés, Kantinen, Fahrradläden, gibt es die 2 EUR zurück. Somit können alle weiterhin unterwegs ihr Lieblingsgetränk genießen – ohne Müll und schlechtes Gewissen. Der PotsPRESSO Becher ist eine Initiative der Potsdamer Bürgerstiftung. Mit Blick auf die vielen Stände rings um die Bühne der Brandenburg-Halle bekräftigt Mike Schubert: „Potsdam will Partner sein für das Land Brandenburg.“
Ideen und Produkte
Auch die Sielmann Stiftung stellte sich den Fragen der Moderatoren. Der Vorsitzender der Stiftung, Michael Beier, wies auf die dringende Notwendigkeit hin, deutlich mehr für den Erhalt der Artenvielfalt zu tun. Mit Hilfe von Fördermitteln der Europäischen Union (insgesamt 4,7 Mill EUR) wurde und wird in der Döberitizer Heide schon sehr viel getan für den Erhalt vieler seltener Tier- und Pflanzenarten. Die Heidelandschaft muss als spezieller Lebensraum erhalten bleiben. Ziegen und Schafe halten das Land offen. Dahinter steckt ein komplexes Weidemanagement.
Beier plädierte für den Anbau eines Energiepflanzenmixes aus Wildblumen statt Mais. Damit und mit der vermehrten Anlage von Streuobstwiesen und Blühstreifen soll die Lebensgrundlage der Insekten verbessert werden. Die Politik forderte Michael Beier auf, dafür mit den Bauern der Region eine Kooperation einzugehen und ihnen die nötigen finanziellen Mittel zur Verfügung zu stellen.
Sehr wohl fühlen sich die Wildschweine in der Döberitzer Heide. Sie vermehren sich prächtig. Deshalb muss die Zahl ab und zu dezimiert werden. Aus dem Wildschweinfleisch wird leckere Wurst gemacht, die man am Potsdamer Gemeinschaftsstand auf der Grünen Woche probieren konnte.
Manfred Kleinert vom Obstgut Marquardt präsentierte einen Teller mit verschiedenen Apfelsortenstückchen. Gäste aus dem Publikum durften probieren und entdenken, wie lecker alte Apfelsorten im Vergleich zu den standardtisierten Äpfeln aus dem Supermarkt schmecken. Das neue Kochbuch von Heidi Kleinert zum Thema „Wurzelgemüse“ aus der Reihe „Kulinarisches aus Marquardter Früchten“ wird im April/Mai dieses Jahres heraus gebracht.
Braumeister Jörg Kirchhoff aus der Braumanufaktur Forsthaus Templin reichte eine ganz besonders exklusive Biersorte zur Verkostung: Das mit historischer Imperialgerste aus dem 18. Jahrhundert handwerklich gebraute Bio-Bier „Imperial 1834“. Nur 700 Liter wurden davon gebraut. Ganzjährig werden Bio-Hell, Bio-Dunkel und Potsdamer-Stangenbier hergestellt. Saisonal erhältlich sind Märzen, Maibock, Weizenbier, Erntebock und Weihnachtsbock. Die Biere unterscheiden sich von der breiten Masse der industriell hergestellten Einheitsbiere durch ihren unverwechselbaren vollmundigen Charakter.
Das Bier der Braumanufaktur ist unter anderem erhältlich in den Bio-Company Läden, den regionalen Getränke Hoffmann Filialen, den regionalen Rewe- und Edeka-Märkten sowie in der Obstscheune Marquardt (dort auch mit Sonntagsverkauf). Jeden Mittwoch gibt es im Forsthaus Templin um 19°° Uhr kostenlose Brauereiführungen auch ohne Voranmeldung!
Wer schon immer davon geträumt hat zu lernen, wie man Bier braut, kann an einem Wochenendseminar in der Braumanfuktur teilnehmen. Nächster Termin: Freitag, 01.03. bis Sonntag, 03.03.2019. Am Ende des Brauseminars ist der Hobbybrauer in der Lage, zu Hause selber Bier zu brauen. Wer das Bierbrauen professionell erlernen möchte, kann in der Braumanufaktur eine Lehre machen. Jörg Kirchhoff: „Das Forsthaus Templin ist sowas wie eine kleine Kaderschmiede der Bierbrauerei.“ Stolz erwähnte er, dass ehemalige Azubis es als Braumeister sogar schon bis in die Schweiz und Dänemark geschafft haben.
Unterdessen wurde im Kochstudio der Brandenburghalle etwas Leckeres zubereitet: „Püree von Äpfeln & Kräutern, Wild-Jagdwurst und Rehrücken an Rosenkohl mit einer kräftigen Jus“ vom Team des Restaurants „Lemon“ des Kongresshotels Potsdam.
Am späteren Nachmittag des Potsdam-Tags erschien die Witwe Bischoffwerder (alias Ramona Kleber vom Lavendelhof Marquardt) auf der Bühne der Brandenburghalle und berichtete von den neuesten Entwicklungen im Schloss Marquardt. Das bewohnte die Witwe vor 200 Jahren.
Das Schloss wird von innen heraus schrittweise saniert. Einige Zimmer erstrahlen inzwischen in neuem Glanz. Sehr begehrt ist das Schloss nicht nur bei Filmproduzenten wie Steven Spielberg („Bridge of Spies“) als Drehort, sondern auch als Event-Location für private Feiern. Insbesondere für Hochzeitsfeiern ein toller Ort! Im Fontanejahr 2019 wird die Witwe Bischoffwerder durch Schloss und Park Marquardt führen und dabei viele spannende Geschichten zu Fontanes Blick auf Marquardt erzählen (siehe Kasten).
Insgesamt dreimal besuchte Fontane das malerische Dorf. „Fontane war bei seinen ‚Wanderungen durch Brandenburg‘ in Wirklichkeit viel mit der Kutsche unterwegs, sonst hätte er das gar nicht alles geschafft.“ erklärt Ramona Kleber.
Präsentation vorab
Unter dem Motto „Potsdams ländlichen Raum entdecken und genießen“ stellten schon am 14. Januar in Uetz einige der insgesamt 19 Unternehmen ihre Produkte vor, bevor es zur IGW nach Berlin ging. Potsdam präsentierte sich zum 11. Mal auf der IGW. Der amtierende Oberbürgermeister, Mike Schubert, ließ es sich nicht nehmen, schon bei diesem Termin dabei zu sein und zeigte sich voller Begeisterung über die breite Angebotspalette der regionalen Betriebe. In diesem Amt ist die IGW eine Premiere.
Neben den „alten Hasen“ waren auch die vier neuen Partner dabei, die in diesem Jahr zum ersten Mal ausstellen, und alle brachten Proben ihrer kulinarischen Köstlichkeiten mit. Würste mit Rumaroma, Wildschwein-Leberwurst, Walnusskracher-Brot, Rote-Beete-Brot, Kürbiskernkruste, Apfelkuchen Sanssouci, Sortenreine Apfelsäfte, Wildschwein-Räucherschinken, historische und neue Biersorten, leckere Honigsorten, Nuß-in-Honig-Pralinen, Marmorkuchen mit Zitronen und Lavendelaroma, historische und neue Biersorten und viele andere Leckereien gab es zu probieren.
Frau Dr. Sommer vom Stadt-Marketing begrüßte die Aussteller und Gäste mit den Worten: „Die Gesichter wechseln, die Begeisterung bleibt!“ Der Anspruch der Grünen Woche sei Qualität, so Sommer, und das Fontane-Jahr sei für Potsdam ein wahrer Glücksfall, denn er bindet die Ortsteile noch einmal in einzigartiger Weise zusammen und viele Veranstaltungen werden im Laufe des Jahres auf die einzelnen Ortsteile aufmerksam machen.
Schade, dass die Uetzer Pläne zum Fontanejahr mit keinem Wort Erwähnung fanden (der POTSDAMER berichtete). Fontanes Texte haben noch deutlich mehr Potential, um sich kreativ damit auseinander zu setzen. Aber das Fontane-Jahr 2019 hat ja auch gerade erst begonnen.
Bäckerhandwerk und Umweltschutz
Die Bäckerei Exner aus Beelitz wartete auf ihrem siebten Grüne-Woche-Auftritt wieder mit neuen Kreationen, die auch in den Fachgeschäften erhältlich sind. In diesem Jahr verbindet Bäckermeister Tobias Exner regionalen Umweltschutz mit traditionellem Bäckerhandwerk: Mit dem Potspresso-Brot und dem Potspresso-Pfannkuchen unterstützt Exner die Potspresso-Initiative, das saubere Pfandbechersystem der Potsdamer Bürgerstiftung.
Von jedem verkauften Potspresso-Brot gehen 20 Cent und von jedem Pfannkuchen 10 Cent an die Stiftung. Am Messestand in Halle 21a bot die Bäckerei eine limitierte Auflage eigener Potspresso-Becher mit einer Kaffee-Flatrate für einmalig 15 Euro. Diese gilt bis zum 28. Februar 2019 in allen Fachgeschäften der Bäckerei.
Landpartie mit Fontane
Auf den Spuren Fontanes führt die „Witwe Bischofwerder“ durch den Marquardter Schlosspark.
Samstag, 9. Februar; 9. März; 6. April; 11. Mai; 8. Juni; 6. Juli; 10. August; 7. September; 5. Oktober; 9. November,
Termine: jeweils 11 Uhr, Treffpunkt: Kirche Marquardt, Teilnehmergebühr: 10,- € p.Pers. Um Anmeldung wird gebeten unter: ramonakleber@web.de oder mobil: 0160 84 59 324
sk