Die Potsdamer Bürgerstiftung stellte das stadtweite Pfandsystem mit den bunten Mehrwegbechern zum 30.09.2022 ein. Danach werden die beliebten Mehrwegbecher im Potsdam-Design aber weiterhin über den Online-Shop der Stiftung und ausgewählte Geschäfte käuflich erhältlich sein.
Bereits Ende 2021 fiel die Entscheidung der Landeshauptstadt Potsdam, das über drei Jahre von ihr, den Stadtwerken und der ProPotsdam geförderte Projekt nicht weiter zu unterstützen. Eine Übernahme des gut etablierten Projekts durch die STEP oder andere städtische Unternehmen, wie in Frankfurt a.M. oder Hannover, war nicht möglich.
Die Potsdamer Bürgerstiftung entwickelte daraufhin in diesem Jahr, ebenfalls mit Unterstützung der Landeshauptstadt, in einem Anschlussprojekt „Mehrweg 2.0“ einen Fahrplan für den Übergang von PotsPRESSO zu einem kommerziellen Mehrwegsystem. Mittlerweile gibt es auf dem Markt viele professionelle Anbieter von Getränke- und Speisebehältern, teilweise als Pfandsystem oder über Abrechnung mittels einer App. Insofern musste eine Auswahl getroffen werden. Ziel des Projekts ist es, möglichst viele Betriebe auf ein einheitliches System zu vereinen, damit die Akzeptanz der Kunden für Mehrweg erhalten bleibt. Wenn alle dasselbe System nutzen, sinkt der Erklärungsaufwand für das Personal und spart Zeit an der Theke – und für die Kunden ist es einfacher, wenn die Rückgabe der Behälter überall erfolgen kann und nicht jeder Laden einen anderen Anbieter hat.
Die Bürgerstiftung, die sich Müllvermeidung in Potsdam auf die Fahnen geschrieben hat, profitiert hier von ihrer Mehrweg-Pionierleistung: Als sie mit PotsPRESSO 2018 an den Start ging, gab es erst zwei Cafés in Potsdam, die Mehrwegbecher anboten. Mit PotsPRESSO waren es dann über 60 Partnerbetriebe und 80 Ausgabestellen in der Stadt, wie z.B. alle Filialen von Bäckerei Exner und Fahland und viele Cafés in der Innenstadt und Babelsberg.
Die Bürgerstiftung hat für die Auswahl einer funktionierenden Anschlusslösung ein Beteiligungsformat für die gastronomischen Betriebe entwickelt, die ab 1. Januar 2023 ohnehin bundesweit einer Mehrwegpflicht unterliegen. Es war der Bürgerstiftung ein Anliegen, zu sehen, inwiefern die Gastronomie diese Mehrwegpflicht schon wahrgenommen hat und wie man die durch die Pandemie und jetzt durch Personalmangel, steigende Preise und hohe Energiekosten gebeutelten Betriebe unterstützen und entlasten kann.
Die Bürgerstiftung übernahm daher die Marktanalyse, wer in Potsdam bereits welche Systeme nutzt und verglich die bestehenden Systemanbieter hinsichtlich Kosten, Handling und Angebotspalette über die sie die Betriebe informierte.
In einer Umfrage vom 1.7. bis 30.8. dieses Jahhres bat die Bürgerstiftung, unterstützt von dem DEHOGA Brandenburg, die PotsPRESSO-Partnerunternehmen und weitere Gastronomen, um ihr Feedback, welches Mehrwegsystem sie auswählen würden, um sich „fit für die Mehrwegpflicht“ ab Januar 2023 zu machen.
Eine Mehrzahl der Betriebe sprach sich für RECUP als Nachfolge-Pfandsystem aus, das mittlerweile nicht nur Becher in verschiedenen Größen, sondern auch Boxen für Liefer- und Take-away-Essen anbietet. Ab dem 1. Oktober 2022 wird der Roll-out des neuen Systems in der Stadt beginnen. Um den Umstieg auf das neue Pfandsystem zu erleichtern, werden die ersten drei Monate kostenfrei für die Gastronomen sein, bei Anmeldung bis zum 1.12.2022.
„Als wir mit PotsPRESSO 2018 an den Start gingen, gab es noch keine zufriedenstellenden Mehrweglösungen im Markt. Deshalb stellten wir unser eigenes Pfandsystem auf die Beine, das durch das liebevolle Potsdam-Design des vor der Kulisse der Sehenswürdigkeiten fahrenden Radlers der Babelsberger Künstlerin Jenne Baule-Prinz und die Farbvielfalt viele Potsdamer und Gäste der Stadt begeisterte“, sagt Marie-Luise Glahr, die Initiatorin des Projekts und Vorsitzende des Vorstands der Bürgerstiftung. „Heute gibt es mehrere Anbieter auf dem Markt und wir können unsere Herzensangelegenheit ‚Müllvermeidung durch Mehrweg‘ in andere professionelle Hände geben. Wir haben nachhaltiges Konsumverhalten früh thematisiert und mit unserem bunten PotsPRESSO-Angebot einen wichtigen Beitrag zur Umweltbildung geleistet – nicht mit dem Zeigefinger, sondern mit einer positiven Handlungsalternative“, ergänzt Christine Zeidler, die das Projekt „Mehrweg 2.0.“ leitet.
Alle Potsdamer, die sich noch einen der bunten Becher für 2 € sichern wollen, können das noch bei der Bürgerstiftung in der MAZ Pyramide tun, solange der Vorrat reicht. Die Potsdamer Bürgerstiftung, die gemeinnützig ist, freut sich über alle, die ihren Becher behalten und nicht zurückgeben und so das darin liegende Pfand spenden für nachfolgende Projekte im Bereich Müllvermeidung in Potsdam.
Potsdamer Bürgerstiftung