Aus mit der Idylle am Fahrländer See?

Seit 1978 gibt es den Angelverein Fahrland bereits, und mit seinen knapp 50 Mitgliedern ist er einer der größeren in der Region. Das Vereinsgelände des Angelvereins liegt idyllisch am unteren Ende des Weinbergs, direkt am Fahrländer See. Doch bald kann Schluss sein mit der Idylle am See, denn die Stadt plant direkt neben dem Gelände des Angelvereins ein neues Tourismus-Projekt.

Jörg Steffen kämpft erfolgreich für „seinen“ Angelverein. Foto: sts

Verkleinerung des Geländes

Der Mittelpunkt Brandenburgs liegt direkt im Fahrländer See. Aus dieser Tatsache möchte die Landeshauptstadt Kapital schlagen und den im Fahrländer See liegenden und mit einer Stele kenntlich gemachten Mittelpunkt zu einem weiteren touristischen Highlight machen. Die Verwaltung plant ein Grundstück am See, das direkt neben dem des Angelvereins liegt, umzugestalten. Als Rast- und Ausguckplatz für Radfahrer, Spaziergänger und mit dem Auto Anreisende sowie als Anlegeplatz für Wassertouristen soll das Grundstück genutzt werden. Dafür soll das derzeit vom Angelverein genutzte Grundstück wesentlich verkleinert werden. „Der Uferzugang wird fast halbiert und auch für unsere Boote werden wir weniger Platz haben“, erklärt der Vereinsvorsitzende, Jörg Steffen, dem POTSDAMER bei einer Vor-Ort-Besichtigung.

Falscher Pachtvertrag

Das Gelände wird vom Angelverein seit der Seeübertragung an die Landeshauptstadt gepachtet. Dieser Pachtvertrag sollte Ende 2018 verlängert werden. Wurde er jedoch nicht, weil er erst wenige Tage vor Fristablauf dem Vereinsvorstand vorgelegt wurde. „Im Vertrag fehlten auch viele im Vorfeld abgesprochene Dinge, so dass wir den Vertrag nicht haben unterschreiben können“, erinnert sich Steffen immer noch verärgert. In den daraufhin folgenden Gesprächen mit der Verwaltung, soll eine Mitarbeiterin des Grünflächenamtes nach Angaben von Steffen sogar gesagt haben, dass der Verein eigentlich sofort das Gelände zu räumen hätte, weil es ja keinen gültigen Pachtvertrag gebe. Daraufhin wandte sich Steffen direkt an den Leiter des Fachbereichs 47 – Grün- und Verkehrsflächen, Thomas Schenke, und forderte die bereits zugesagten Versprechungen ein. Schenke stimmte zu und versprach die Überarbeitung des Pachtvertrages. Mittlerweile sei ein neuer Mitarbeiter der Verwaltung mit der Angelegenheit betraut worden und eine konstruktivere Zusammenarbeit entstanden, so Steffen. „Schade ist nur, dass man uns den neuen Pachtvertrag schon vor ein paar Wochen zugesagt hat. Bis heute liegt uns aber der neue Pachtvertrag immer noch nicht vor“, bedauert Steffen.

Vorsitzender befürchtet Ende der Idylle

Auch wenn der neue Pachtvertrag bald zur Unterschrift bereit liegt, die Pläne der Verwaltung begrüßt Steffen nicht: „Wir rechnen mit der Umsetzung der geplanten Neunutzung des anliegenden Grundstücks nicht vor 2021. Allerdings wird es zusätzliche Probleme mit sich bringen: Durch das neue touristische Nutzungskonzept am Fahrländer See werden wir mehr Müll am und im See haben. Der motorisierte Individualverkehr wird zunehmen, genauso wie das wilde Parken.“ Zurzeit seien laut Steffen nur sieben PKW-Stellflächen eingeplant und auch die Zuwegung zu dem neuen Grundstück am See sei weiterhin noch ungeklärt.

Vor allem befürchtet Steffen, dass die Ruhe und Abgeschiedenheit dahin sein wird, besonders an Wochenenden. „Jäger und Bauern ärgern sich schon jetzt über die vielen wilden Camper am See und um den Weinberg, gegen die die Verwaltung nichts oder zu wenig macht. Wenn die Stadt nun neue Tourismus-Angebote machen will, muss sie sich auch über deren Begleiterscheinungen Gedanken machen. Am besten vorher“, fordert Steffen. sts