Fahrländer Erden bietet der Energiekrise die Stirn

Mit Beginn der Industrialisierung hat sich das Konsumverhalten der Menschen grundlegend geändert. Aus einer Zeit der Grundbedarfsdeckung ist eine Zeit des Überangebots geworden. Neue Produkte entwickelten sich, die den Alltag erleichterten. Neue Verfahren wurden entwickelt, um in kürzerer Zeit mehr produzieren zu können. Eine Mentalität des „Höher-Schneller-Weiter“ zog in die Wirtschaft ein und übertrug sich auf das Konsumverhalten der Menschen. Doch diese Zeit barg auch ein Risiko bzw. eine viel zu lange ignorierte Eigenverantwortung in sich: der schonende und nachhaltige Umgang mit der Umwelt und deren Ressourcen.
Bereits seit Jahrzehnten – vor allem in Wahlkampfzeiten – gerne von Seiten der Politik angesprochen, wurde der nachhaltige Umgang mit den Ressourcen unserer Erde bis heute nicht ernsthaft verfolgt.
Ganz aktuell ist das Thema, das derzeit in den Medien als Energiekrise bezeichnet wird. Umso wichtiger sind Unternehmen, die sich aus Überzeugung der Nachhaltigkeit und des Umweltschutzes verschrieben haben. Eines dieser Unternehmen ist die Biowork GmbH, deren Geschäftsidee darin besteht, aus Bio- und Gartenabfällen sowie anderem organischen Material qualitativ hochwertige Erden zu produzieren.

Die Anlage in Schmergow
Foto: Fahrländer Erden

Das Unternehmen wurde von Dr. Wilfried Müller gegründet. Müller studierte Landwirtschaft an der Humbolt Universität und promovierte am Institut für Düngungsforschung in Potsdam, das heute nicht mehr existiert. So wurde er zum Experten für landwirtschaftliche Produktion und Düngungsfragen.
Nach der Wende wollte Müller seinem Thema treu bleiben und gründete ein Ingenieurbüro. Unter anderem sollte das Büro ein Konzept für die Entsorgung der Reststoffe aus dem Pektin-Werk in Werder entwickeln, dessen Umsetzung ein anderes Unternehmen verantworten sollte. Weil dieses aber in Konkurs ging, bevor es seine Arbeit aufnehmen konnte, übernahm Müller auch die Umsetzung seines Entsorgungskonzeptes. Aus der Konkursmasse des vorher beauftragten Unternehmens konnte Müller eine sich im Aufbau befindende Kompostieranlage in Schmergow erwerben, der heutige Hauptsitz der Biowork GmbH, die im Jahr 2000 als praxisorientierter Betrieb neben dem Ingenieurbüro von Müller gegründet wurde.
Das Unternehmen entwickelte sich durch diverse Aufträge schnell weiter und begann parallel die Kompostierung weiter auszubauen. Hier kam es zur Zusammenarbeit mit der APM (Abfallwirtschaft Potsdam Mittelmark) im Jahr 2002. Die Biowork kompostierte sämtliches organisches Material (Grünschnitt und Biotonnenabfälle), die die APM einsammelte. In der Folgezeit wurde die Anlage durch verschiedene Genehmigungen erweitert und der Betrieb vergrößert.

Dr. Wilfried Müller kann riechen, ob die Erde schon reif für den Verkauf ist
Fotos sts

2011 hatte Müllers Sohn Sebastian sein Studium als „Verfahrenstechniker für erneuerbare Energien“ an der BTU (Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg) erfolgreich abgeschlossen und arbeitete seit 2013 fest im Unternehmen des Vaters mit. 2018 trat der Unternehmensgründer nach fast 30 Jahren in die zweite Reihe zurück, und die Unternehmensführung ging an Sebastian Müller über, der das Thema Technik im Unternehmen stärker einbinden wollte und die bestehende Betriebslizenz der Biogasanlage wieder reaktivierte. Zusätzlich wollte sich der junge Geschäftsführer weiter von anderen Mitbewerbern abheben und entwickelte zusammen mit seinem Vater Pläne für ein speziell auf Privatkunden und Garten-Landschaftsbauer ausgerichtetes Erdensortiment mit separatem Verkaufsplatz. Großen Wert legten Müllers von da an grundsätzlich darauf, torffreie Produkte zu produzieren und somit möglichst ressourcenschonend und nachhaltig zu arbeiten.
Die 2019 eröffnete Anlage dient nun als Produktions- und Verkaufsstelle des selbstproduzierten Komposts für unterschiedliche Zwecke in hoher Qualität.

Die eigenen Hochbeete dienen auch der Qualitätskontrolle

Aufgrund der hohen Nachfrage und Produktionskapazitäten sollte eine zusätzliche Verkaufsstelle an hochwertigen Erden die drei Hauptzielgruppen Gartenlandschaftsbauer, private Haushalte und landwirtschaftliche Betriebe auch im Potsdamer Raum bedienen. So entstand die Idee, eine Gewerbefläche in Fahrland zu kaufen und eine entsprechende Anlage als Verkaufsfläche zu installieren. Die Fahrländer Erden GmbH war geboren.
„Wir verwenden und generieren über unsere Anlagen organische Abfallprodukte und reichern sie so an, dass sie von unseren Kunden als hochwertige Wertstoffe genutzt werden können“, beschreibt Dr. Wilfried Müller im Gespräch mit dem POTSDAMER die Tätigkeit des Unternehmens und betont dabei die sich ändernde Sicht auf die breite Einsatzmöglichkeit und den damit einhergehenden Wert organischer Abfälle.
Zwei Jahre haben die Planungs- und Bauphase in Fahrland gedauert. Seit März dieses Jahres bietet die Fahrländer Erden neben Sand, Kies und Splitt vor allem besondere und auf die Nutzungsart optimierte torffreie Erden aus eigener Produktion an, darunter Rasenerde und Pflanzerde. Dabei werden die Erden nicht nur allein aus der Kompostierungsanlage gewonnen, sondern mit unterschiedlichen Zutaten wie Sand, Ton, Pflanzenfasern und anderem organischen Material so angereichert, dass neben dem benötigten Nährstoffgehalt auch die Durchlüftung, Wasserspeicherung und andere auf den Einsatz abgestimmte Eigenschaften der Erden gewährleistet sind.
Parallel entwickelt das Unternehmen weitere Erden, wie z.B. allgemein oder speziell einsetzbare Blumenerden, um die steigende Nachfrage bedienen und eine breiter werdende Produktpalette anbieten zu können. Somit bereichert die Fahrländer Erden nicht nur die unternehmerische Vielfalt Potsdams, sondern demonstriert beispielhaft, wie einfach und effizient ein nachhaltiger Umgang mit den Ressourcen der Natur ist.

sts