Die Erweiterung des Golfplatzes

Schon als die Briten im September 1994 Berlin verließen und das Fortbestehen des vorhandenen Golfplatzes noch völlig ungewiss war, begann man mit der Überlegung, den Golfplatz um eine weitere 9 Spielbahnen auf 18 Loch zu erweitern. Aus Sicht des Golfclubs war dies die einzige Möglichkeit, um die Existenz des Golfplatzes langfristig zu sichern. Mit einer vollständigen 18-Loch-Anlage würde man den Golfplatz den im Umland entstehenden Golfanlagen gegenüber wettbewerbsfähig machen und man würde mit der Einnahme zusätzlicher Mitgliedsbeiträge die entstehenden Kosten decken können.
Konkreter wurde die bereits angedachte Erweiterung der Golfanlage um das ehemals von der Firma Hafemeister zum Kiesabbau mit nachfolgender Bauschuttverfüllung genutzte Deponiegelände, als die Gespräche 1994 zwischen dem Golfclub, der Firma Hafemeister und der Senatsverwaltung für Wirtschaft aufgenommen wurden. Zu dieser Zeit präsentierte sich das Deponiegelände der ehemaligen Kohlegrube für den unvoreingenommenen Betrachter wie eine geschundene Industrielandschaft. Es bedurfte viel Fantasie und einer großen Portion Optimismus, sich hier eine grüne und ästhetische Natur- und Spiellandschaft vorstellen zu können.

Die Kohlengrube vor der Renaturierung

Der richtige Zeitpunkt
Golfclubpräsident Bernhard Neumann nahm die Gespräche mit der Senatsverwaltung zu einem Zeitpunkt auf, als man auf Senatsseite mitten in den Überlegungen über die weitere Zukunft der ehemaligen Kohlegrube steckte. Laut Planfeststellungsbeschluss zum Betreiben einer Bauschuttdeponie hätte die Firma Hafemeister Anspruch gehabt, die Grube mit Bauschutt zu verfüllen, was jedoch politisch nicht mehr gewollt war. Auf der anderen Seite hatte der Senat die Verpflichtung, nach Ausbringung der „Senatskohle“ die Grube zu verfüllen. Durch den Mauerfall war das Einbringen von Kohle, die für den Notfall einer weiteren Berlin-Blockade gedacht war, nicht mehr nötig und zwang die Verantwortlichen zu Handeln. Auf der einen Seite drohte die Firma Hafemeister mit einer Schadensersatzklage, wenn man ihr die Verfüllung mit Bauschutt verweigern würde. Auf der anderen Seite sollte die Grube mit unbelastetem Erdreich verfüllt werden. Doch solche Mengen standen nicht zur Verfügung. Selbst wenn, hätte diese Maßnahme zu einer Beeinträchtigung der Kladower Lebensqualität geführt. Bei einem Füllvolumen von etwa 1,2 Mio. m3 hätte es nach Schätzung der Wirtschaftsverwaltung bei 50 LKW-Ladungen pro Tag ca. 5 bis 6 Jahre gedauert, die Grube wieder zu verfüllen. Verbunden mit Gesamtkosten von rund 20 Mio. Mark für den Rückbau der Grube.

Wo früher die Kohlegrube war, liegt heute der Golfsee.

 

B. Neumann beim Schlag des Goldenen Balls.

In dieser ausweglos zu scheinenden Situation kam den zuständigen Behörden- und Firmenvertretern der Anruf des Golfclubpräsidenten mit der Absicht der Golfplatzerweiterung mehr als gelegen. Die geplante Erweiterung war die beste Lösung für alle Beteiligten.
Die Folgejahre waren geprägt von Verhandlungen und der Umsetzung einer Vielzahl organisatorischer Aufgaben: Für die auf dem Gelände beheimateten drei Hundevereine wurde eine neue Heimat gefunden, das Gelände musste in der Aktualisierung des Flächennutzungsplans 1998 als ungedeckte Sportfläche ausgewiesen werden. Im August 1999 erfolgte die Änderung des vorhandenen Plangenehmigungsbescheides dahingehend, dass die Gestaltung des Golfplatzes als Rekultivierungsmaßnahme dient und die Grubenstruktur der „Kohlegrube“ beibehalten wird. So konnte ab Mitte Oktober 1999 mit den geplanten Baumaßnahmen begonnen werden. Im darauffolgenden Frühjahr begann ma n mit der Pflanzung von Bäumen, der Einsaat der Spielflächen, dem Bau eines Grundsees im Grubenbereich mit einer Wasseroberfläche von 13.000 qm. Entlang des Golfplatzes führte man einen Wanderweg, um die Erlebbarkeit des Landschaftsraumes Golfplatz und Kladower Feldflur der Bevölkerung zu ermöglichen.
Am 15. Juni 2001 erfolgte die offizielle Eröffnung des auf 68 Hektar erweiterten Golfplatzes durch den Abschlag des Goldenen Balles durch den Präsidenten Bernhard Neumann.
Heute zählt der Golfplatz Gatow zu den schönsten Golfplätzen in der Region Berlin-Brandenburg und ist nach dem Olympiapark (inkl. Olympiastadion, Maifeld, Reiterstadion und Waldbühne mit ca. 130 Hektar) die zweitgrößte Sportanlage Berlins.

sts

Fotos: Berliner Golf-Club Gatow