Ein Streifzug durch die Geschichte des Ortes Satzkorn / 4. Teil der Serie

Satzkorn besitzt heute eine europaweite Bedeutung, was archäologische Funde aus dem Neolithikum angeht. Aber nicht nur das ist erwähnenswert. In unseren Bodendenkmälern, zum Beispiel denen aus der Satzkorner Ringstraße, unserem Dorfzentrum, liegen die Funde aus vielen Epochen – Neolithikum, Bronze-, Eisen- und Kaiserzeit – übereinander. Seit Jahrtausenden wurde Satzkorn kontinuierlich bewohnt, offensichtlich eine sehr gute Lage zum Siedeln.
Auf dem ehemaligen Dorfanger steht unsere kleine, sehr helle und freundliche Barockkirche, die auf der Karte von 1683 zu sehen ist, aber aus dem 13. Jahrhundert stammt. 1688 wurde aus dem Feldsteinbau eine vergrößerte und „moderne“, verputzte Barockkirche. Die barocke Kanzel und der Altaraufsatz sind im 17. Jahrhundert von den von Hüneckes gestiftet worden. Die geschnitzte und bemalte Decke stammt aus dem Jahr 1873. Inzwischen machen sich Konstruktionsmängel der Vergangenheit dramatisch bemerkbar. Unsere Kirche ist dringend sanierungsbedürftig!

Wir sind wieder zu Hause
Unser Spaziergang um Satzkorn hat etwas länger gedauert. Wir haben viel über unsere Vergangenheit nachgedacht, die sehr weit zurückreicht. Sie ist beachtlich für unseren kleinen Ort und immer berührt sie die Geschichte des Havellandes, ist eng verbunden mit der Entwicklung in Brandenburg bzw. Preußen. Vieles haben wir weggelassen, könnten noch manches erzählen. Satzkorn war in Bezug auf die Berliner und Potsdamer Kulturlandschaft stets etwas abseits gelegen. Trotzdem ging deren Entwicklung nicht ohne Spuren an uns vorbei. Inzwischen sind wir durch die Eingemeindung nach Potsdam mittendrin und können unseren Anteil an dieser Geschichte einbringen. Der von Friedrich Wilhelm I. geschätzte Chirurg und Militärarzt, Johann Conrad Friedrich Brandhorst, erfuhr eine späte Würdigung in Potsdam: bis zum Juli 1949 hieß die heutige Schlegelstraße zwischen Pappelallee und Voltaireweg „Brandhorst-Weg.
Wir Einwohner von Satzkorn lieben unser Dorf. Wir fühlen uns eng verbunden, mit der Landschaft, die uns umgibt, mit den Wiesen und Feldern, den Kanälen, unseren alten Wegen ringsum, mit den blühenden Obstbaumalleen im Frühjahr und den knorrigen Weiden. Im Sommer fliegen Schwalben und Feldlerchen über uns. Störche klappern. Rotmilane und Fischadler ziehen ihre Bahn. Am Ende des Sommers duftet es nach frischem Heu. Im Herbst und im Winter kommen Tausende von Gänsen und Scharen von Schwänen zur Rast und zum Fressen und besetzen die Felder. Im Dickicht sind Rehe und Wildschweine verborgen. All das gehört auch zu unserem schutzbedürftigen Dorf. Wir sind verbunden mit unseren Baudenkmälern im Ort und ihren wechselvollen Geschichten und Geschichtchen und natürlich mit unserer wunderbaren Landschaft, die viele Zeugnisse aus der Vergangenheit im oder auf dem Boden – nicht nur für uns – bewahrt. Ja, ganz klar, wir leben in einer historischen Kulturlandschaft.

Und in Zukunft …?
Der Bruch könnte größer nicht sein: Diese Kulturlandschaft könnte sich in den kommenden Jahren massiv verändern, wenn alles realisiert wird, was aktuell in Planung ist. Bebauungspläne für große Möbelmärkte, Logistikhallen und Gewerbeflächen, für eine Tank- und Rastanlage an der westlichen A10 und für eine neue, riesige Photovoltaik-Freiflächenanlage (PV-FFA) – obwohl in Satzkorn bereits jetzt die größte Anlage Potsdams steht – werden aktuell entworfen. Aktuell wird in der Lokalpolitik über den Bau von Windkraftanlagen und die Ausweisung von Windkrafteignungsgebieten diskutiert, u.a. auf Satzkorner Flur.
Wir Satzkorner Bürgerinnen und Bürger haben uns gefragt, wie wir mit den für unsere Zukunft wichtigen Klimaschutzprojekten unsere Kulturlandschaft erhalten können. Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass die speziellen Belange unseres Ortsteils deutlich mehr Beachtung bei planerischen Entscheidungen finden müssen. Dazu zählen nicht nur unsere lange Geschichte und deren Bodendenkmäler, der historische Ortskern, die wertvolle Kulturlandschaft und die schützenswerte Natur, sondern auch die besonders günstigen Standortbedingungen mit ihren sehr guten Ackerböden für die Landwirtschaft.

Unterstützt fühlen wir uns durch die am 23. August 2023 erschienene „Gemeinsame Arbeitshilfe Photovoltaik-Freiflächenanlagen, Gestaltungs- und Steuerungsmöglichkeiten für Kommunen im Land Brandenburg“, die gemeinsam durch die Ministerien für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz, für Infrastruktur und Landesplanung und für Wirtschaft, Arbeit und Energie erarbeitet wurde. Städte und Gemeinden werden in die Pflicht genommen, die Flächennutzung durch PV-Freiflächenanlagen (PV-FFA) städtebaulich zu steuern. Es heißt in der Arbeitshilfe: „Bei Ausbau von PV-FFA ist darauf zu achten, dass dieser städtebaulich tragfähig sowie gesellschafts- und naturverträglich gestaltet wird. Dies ist wesentlich, um die Stärkung des gesellschaftlichen Rückhalts für den weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien bei der Bevölkerung zu erhalten und potentielle Konflikte frühzeitig zu minimieren.“ Daraus wird geschlussfolgert: „Auch der neue Privilegierungstatbestand darf nicht zu der Annahme verleiten, dass damit eine generelle Zulässigkeit entsprechender PV-FFA begründet würde.“

Als öffentlich zu beachtende Belange werden Bodenschutz, Naturschutz und Landschaftspflege einschließlich Landschaftsbild und Erholungswert aufgeführt, die durch die Dimensionierung großflächiger PV-FFA beeinträchtigt werden können. Für Dorf-, Misch- und Kerngebiete werden kleinere PV-FFA als sinnvoll betrachtet, und auch nur, „wenn der Gebietscharakter gewahrt bleibt“.

Das lässt uns optimistischer in die Zukunft sehen: wir müssen und wollen den dringend notwendigen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Aber wir erwarten, dass für alle zukünftigen Vorhaben Rücksicht auf den Erhalt unserer historischen Kulturlandschaft mit ihren Denkmälern, archäologischen Schätzen und unsere wertvolle Natur genommen wird. Denn auch die Vergangenheit ist wichtig für die Zukunft von Potsdam.
Wer sich für die Geschichte der Kulturlandschaft interessiert, dem empfehle ich die Dissertation von Dr. Ramona Simone Dornbusch „Landschaft als Kulturgut“. Ihrer Arbeit verdanke ich die grundlegenden Erkenntnisse und Gedanken über Landwirtschaft und Kulturlandschaft in diesem Artikel.
Ich bedanke mich außerdem bei den Mitarbeiterinnen des Ortsarchivs im Landesamt für Denkmalpflege für ihre sehr freundliche Unterstützung. Renate Mohr