Der Satzkorner Weinberg erlebt nach 200 Jahren eine neue Blütezeit

Eintausend Löcher graben, eintausend Reben einpflanzen, tausend Mal wässern, tausend Mal vorher gesiebten Sand einfüllen. Ziemlich k.o., aber glücklich konnte der Winzer Andreas Meyer-Aurich das Ergebnis seines extremen Arbeitseinsatzes vermelden. Drei Tage lang (vom 5. bis 7. April 2019) schuftete er mit rund 20 Freunden in wechselnder Besetzung auf dem Satzkorner Weinberg. Selma Schlichting brachte ihren Berliner Chor „And even the girls are beautiful“ mit. Einige Helfer (mit Erfahrungen im Wein- und Olivenanbau) waren sogar aus Stuttgart und Hamburg angereist. 

Diese Reben warten auf ihren Einsatz.

 

Der Zaun wird verlegt. Fotos: sk

So wurde es lustig trotz Knochenarbeit bei teils steinhartem Boden, die so manchen an seine Grenzen brachte und darüber hinaus. Dazu kam, dass der Wildschutzzaun an drei Seiten des Geländes nach außen verlegt werden musste. Also wieder Löcher graben, Pfosten raus und rein, Zaun von A nach B und wieder spannen… 

Der Zaun wird neu gespannt.

Aber jetzt ist es so weit. Andreas Meyer-Aurich hat das vom Land Brandenburg genehmigte Kontingent von 0,8 Hektar Weinanbaufläche komplett bestellt. Insgesamt 1.500 Reben warten nun auf Regen im Frühling und ganz viel Sonne im Sommer. Ein paar Jahre brauchen die kleinen Reben. Aber dann hoffen alle auf eine reiche Ernte und köstlichen Marquardter Wein. Neben den bewährten Sorten Cabernet blanc, Sauvignac, Johanniter und Phönix pflanzt Meyer-Aurich jetzt auch Riesling und Grauburgunder an – ein Versuch, denn diese beiden Sorten sind nicht pilzresistent. Gelber Muskateller, Gewürztraminer und  Siegerrebe sind ebenfalls neu dazu gekommen. „Ich habe im letzten Jahr festgestellt, dass Rotwein hier erstaunlicherweise gut gedeiht.“ Deshalb baut Meyer-Aurich auch Cabernet Mitos und Cabertin an.

Der Weinberg, der genau auf der Gemarkungsgrenze zwischen Satzkorn und Marquardt, steht hat eine lange Geschichte. Davon weiß Peter Woratz zu berichten. Woratz, der auch im Satzkorner Gemeindekirchenrat engagiert ist, hat sein Grundstück an der Südseite des Berges. Vor 200 Jahren wurde dort die damals beliebte Königstraube angebaut. Eine dieser Pflanzen hat an seiner Hauswand überlebt und wird gehegt und gepflegt. 

Die Königstraube am Haus von Peter Woratz.

Früher war der ganze Hang mit Wein bepflanzt. Die Bedingungen sind ideal: Viel Sonne aus Süden, Schutz vor den kalten Nordwinden durch den Berg und reicher, tiefgründiger Lehmboden. 

Die Königstraube am Haus von Peter Woratz. Foto: Peter Woratz

Andreas Meyer-Aurich konnte mit der Hilfe seiner Freunde den alten Weinberg auf der Westseite, also der Marquardter, aus dem Dornröschenschlaf erwecken. So bewahrt er unsere Weinbau-Tradition und haucht ihr neues Leben ein. sk