Nach schwerem Einbruch gibt es viel zu tun für die Mitarbeiter

Wir hatten Glück im Unglück.“ sagt Mirko Tanneberger, Marktleiter des Hornbach-Baumarkts in Marquardt. Als der Brand im Kassenbereich ausbrach, schlossen sich die Brandschutztore zur Baustoffabteilung und zum Gartenmarkt automatisch. Deshalb ist nur das Mittelschiff betroffen. „Der breite Gang hinter den Kassen wirkte zudem wie eine Brandschutzschneise im Wald. Dadurch konnte das Feuer nicht auf die Regale mit den vielen brennbaren Waren, wie Tapeten und Farben übergreifen. Nicht auszudenken, was dann passiert wäre!“
Vor allem sind Mirko Tanneberger und sein Team froh und sehr dankbar, dass die Feuerwehr so schnell vor Ort war. Beteiligt waren die Potsdamer Berufsfeuerwehr sowie die Freiwilligen Feuerwehren aus Satzkorn, Fahrland, Uetz-Paaren, Neu Fahrland, Groß Glienicke und Sacrow. Sie unterstützten unter schwerem Atemschutz die Brandbekämpfung und sicherten den Einsatzort. Die Marquardter Feuerwehr, die eigentlich zuständig wäre, konnte so schnell nicht ausrücken, da ihr Löschzug noch immer in Satzkorn steht. Denn trotz Einweihung im Mai ist das neue Marquardter Feuerwehrhaus noch nicht voll funktionsfähig.

Der Gartenmarkt bekommt Unterstützung von Kollegen aus den anderen Abteilungen. Rechts im Bild: Marktleiter Mirko Tanneberger.

In der Nacht von Pfingstmontag auf Dienstag, dem 11.6.2019, durchbrachen Täter mit einem extra präparierten Jeep den Eingangsbereich des Baumarkts und versuchten mittels einer Seilwinde den Tresor im angrenzenden Tresorraum aus seiner Verankerung zu lösen. Als das misslang, legten sie Feuer am Jeep und flüchteten offensichtlich mit einem zweiten Fahrzeug.
Bezirksleiter Andy Kunz: „Es wurde kein Cent entwendet. Der Tresor vom Fabrikat AKV ist kaum einnehmbar.“ Kunz bestätigt, was viele schon vermutet haben. Soviel Geld war gar nicht im Tresor, denn der Geldtransporter holt täglich das Bargeld ab.
Wegen der brachialen Gewalt, mit der die Täter in das Gebäude einbrachen, wegen des Brandes und der nötigen Löschmaßnahmen sind die Auswirkungen auf das Gebäude, die Waren in den Regalen und vor allem auf den aktuellen Betrieb des Baumarkts immens.
Eine feine Rußschicht, die sich über alles gelegt hat, macht die meisten Produkte unverkäuflich. Die Bilder von Kunden, die zum Rahmen im Markt lagen, konnten in einer flinken Aktion der Mitarbeiter noch gerettet werden und wurden kurzerhand in den Hornbach-Baumarkt nach Ludwigsfelde gefahren und dort gerahmt.

Das Mittelschiff des Markts ist für die Kunden gesperrt. Fotos: sk

Ansonsten sieht es aber düster aus. Eisenteile beginnen wegen der Rauchgase (Chloride) in der Luft teilweise schon zu rosten. Aktuell räumen Mitarbeiter von Spezialfirmen mit Atemmasken und Schutzausrüstungen den abgesperrten Mittelteil des Marktes komplett aus. Auch die großen Lagerregale müssen aus Sicherheitsgründen raus. Mit großen Spezialmaschinen werden dann Ruß und Brandgeruch neutralisiert.
Nach Angaben des Bereichsleiters wird es voraussichtlich mehrere Monate dauern, bis der Markt komplett wieder hergerichtet ist. Bis dahin versuchen Kunz und Tanneberger gemeinsam mit ihrem Team alles möglich zu machen, um die Kunden trotz der Einschränkungen weiterhin zu ihrer Zufriedenheit zu bedienen..

Olaf Lemke (l.) und Mario Kisser von der TEG sind zufrieden: „Wir bekommen alles, was wir brauchen, aus der Baustoffabteilung. Die geben sich hier wirklich Mühe!“

Dafür lassen sie sich einiges einfallen: Die Fliesenabteilung wird verkleinert und die Baustoffabteilung etwas umgeräumt. Schon am 1.8.2019 sollen dann in den beiden freigewordenen Gängen viele Standardprodukte wieder angeboten werden. Dazu gehören u.a. Schrauben, Farben, Armaturen, Beschläge, Eisenwaren und einige Keramikprodukte. Ein Grundsortiment der gängigsten Schrauben steht jetzt schon bereit.
Alle anderen Produkte können persönlich im Markt bestellt werden. Die Mitarbeiter nehmen sich viel Zeit für die Beratung. Die bestellten Waren werden möglichst schnell in den Markt geliefert und können dort abgeholt werden. Als besonderen Service bietet Hornbach für diesen Fall die kostenlose Lieferung nach Hause oder auf die Baustelle an.
Ansonsten sind rund 95% aller Produkte sowieso schon jetzt online verfügbar. Direkt bei der Artikelbestellung wird angezeigt, wann die Ware im Markt abgeholt werden kann. Das dauert in der Regel 1-2 Werktage. Für die Lieferung nach Hause wird in diesem Fall aber wie üblich eine Gebühr fällig.

Alle Waren aus dem Mittelschiff werden komplett ausgeräumt.

Die Farbmischmaschine ist leider außer Betrieb. Eine Kundin, die es besonders eilig hatte, ist deshalb extra nach Magdeburg gefahren. 45 Minuten hat sie angeblich gebraucht. So genannte Profikunden (Kunden aus dem gewerblichen Bereich) wurden schon in den benachbarten Hornbach-Baumärkten in Ludwigsfelde und Velten gesichtet. Wenn nicht gerade Rushhour ist, auch eine Option.
Leider sind im Marquardter Markt die beiden Verkaufsflächen Baustoffhandel und Gartenmarkt räumlich getrennt. Wer also zu beiden Abteilungen möchte, muss zweimal an verschiedenen Kassen bezahlen. In der Nähe des Eingangs zum Gartenmarkt finden sich die neuen Kundentoiletten in extra angelieferten Containern. Die Imbissbude hat übrigens weiterhin geöffnet und freut sich über jeden Gast.
Für die Mitarbeiter, von denen viele in den umliegenden Ortsteilen wohnen, war die Nachricht vom Einbruch mit der extremen Gewaltbereitschaft ein Schock. „Das grenzt ja schon an Terror!“ sagt Petra Weiße aus der Abteilung für Elektroartikel, Eisenwaren und Werkzeuge. Sie hilft jetzt im Gartenmarkt aus. Weiße arbeitet schon seit 21 Jahren im Markt und hat einiges erlebt. „Das hier war extrem, ich hatte Tränen in den Augen. Wir hoffen nur, dass so etwas nicht noch einmal passiert!“

Kurz nach dem Einbruch: Ein Bild der Verwüstung im Eingangsbereich des Baumarkts. Foto: Feuerwehr

„Die Kollegen rücken zusammen, ziehen alle an einem Strang und tun alles für ‚ihren‘ Markt.“ sagt Mirko Tanneberger und freut sich, dass er sich von keinem der 90 angestellten Mitarbeiter trennen muss. Einige Hilfs- und Leiharbeiter konnten allerdings nicht länger beschäftigt werden. „Es passieren viele ungeplante Dinge. Wir haben viel zu tun und sind alle aufeinander angewiesen. Ich bin froh, dass ich hier ein so tolles Team habe!“

sk