Kinder setzen sich für die Rettung der Bienen ein

Der Spendenlauf an der Grundschule Bornim ist wie für andere Schulen auch ein probates Mittel, um über den Förderverein Gelder zu generieren, die den Schülerinnen und Schülern direkt zugutekommen. Diese zusätzlichen finanziellen Mittel ermöglichen die Anschaffung von Gerätschaften, Durchführung von Projekten und vielem mehr, was sonst nicht so einfach oder aber gar nicht zu realisieren wäre.
Die Grundschule Bornim bzw. ihr Förderverein geht dabei mit den erlaufenen Geldern noch ein bisschen anders um als man vielleicht glauben mag.

Abgeben kann man lernen

„Uns geht es in Bornim sehr gut. Wir leben hier privilegiert. Und wir möchten von dem, was wir haben, abgeben. Auch das wollen wir unseren Kindern beibringen“, so Silvana Green, Schulleiterin der Grundschule Bornim, in einem Gespräch mit dem POTSDAMER.
Laut Green habe es nach dem letzten Spendenlauf (2018) seitens einiger Eltern Unverständnis darüber gegeben, dass man einen Teil der Spendengelder an eine soziale Organisation gegeben hat, auch die Höhe der Abgabe habe man nicht einheitlich begrüßt. Ein Hauptargument gegen die Abgabe eines Teils der Spendengelder war, dass man eine Schule sei, die selbst noch im Aufbau begriffen sei und der es selbst an vielen Ecken und Enden fehle. Man solle daher die gesamten Gelder für die Schule einsetzen, hieß es von Seiten einiger Eltern.
Als Green die Leitung der Grundschule Bornim im März 2019 übernahm, wurde der Spendenlauf und der Umgang mit den Spendengeldern unter dem Kollegium ausgiebig besprochen. „Schnell war allen klar, dass es ohne Abgeben nicht geht. Wir wollten es aber auf jeden Fall transparenter machen“, fasst Green das Ergebnis zusammen.
Man entschied sich nach umfangreichen Recherchen dafür, allen Klassen drei Organisationen vorzustellen, von denen sie sich für eine entscheiden konnten. Diese waren: Unicef (das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen), der NAJU (Naturschutzjugend im NABU) und die Aurelia-Stiftung (Stiftung zum Wohle der Bienen und anderer bestäubender Insekten).

Die Kinder der Grundschule Bornim beim Spendenlauf.

Die Kinder der Grundschule Bornim beim Spendenlauf. Foto: GS Bornim

Eindeutiges Votum der Kinder

Um den Kindern mehr Informationen zu den drei unterschiedlichen Organisationen zu geben, integrierte man deren Tätigkeitsfelder in den Unterricht und in damit verbundene Projekte. Dadurch sollte gewährleitet werden, dass die Entscheidung der Kinder auf Informationen und Wissen beruht.
Am Ende stand für die große Mehrheit der Schülerinnen und Schüler fest, sie wollten die Bienen unterstützen und deshalb einen Teil der Spendengelder an die in Berlin ansässige AURELIA-Stiftung geben.
„Die 1. Klassen haben im letzten Schuljahr ein umfängliches Projekt zum Thema Insekten in Zusammenarbeit mit der Naturschutzjugend durchgeführt. Die Kinder haben unter anderem den Körperbau von Insekten studiert, die Schritte der Bestäubung kennengelernt, Samenbomben und Wachstücher hergestellt und Insektenhotels vorbereitet. Wahrscheinlich rührt daher das Interesse und das Wissen über die Bienen“, erklärt sich Green das Abstimmungsergebnis. Weil jedoch zur Aurelia-Stiftung seitens der Schule vorher noch kein Kontakt bestand, informierte sich das Kollegium über die Stiftung, die unter anderem auch Forschungsprojekte unterstützt.

Daniela Maul-Radetzki (l.) und Silvana Green mit dem selbstgebastelten Scheck.

Daniela Maul-Radetzki (l.) und Silvana Green mit dem selbstgebastelten Scheck. Fotos: sts

Große Summe für kleine Tiere

Auch die Höhe des Prozentsatzes, der von den Spendengeldern an die Stiftung gehen sollte, konnte von Eltern und Schülern selbst bestimmt werden. So wurde der Umgang mit den Spendengeldern zu einem Gesamtprojekt der Lehrer, Schüler und Eltern.
Nachdem nun der letztjährige Spendenlauf im Rahmen der Eröffnungsfeier der Schule bei heißen 30 Grad im Schatten erfolgreich durchgeführt wurde, dauerte es noch etwas, bis der genaue Betrag ermittelt werden konnte, der den fleißigen Bienen zugutekommen sollte. Insgesamt erliefen die Kinder für den Förderverein eine Summe von unglaublichen 5.031,50 EUR, wovon ein bis zwei zusätzliche Spielgeräte für den Schulhof angeschafft werden sollen. Die fleißigen Bienen erhielten davon die großartige Summe von 1.466,85 €!
Und so einfach überweisen wollte man den Betrag der Aurelia-Stiftung dann auch nicht, sondern feierlich übergeben. So hatten sich die Klassen für die symbolische Scheckübergabe ein kleines Showprogramm ausgedacht, in dem sie Tänze und Lieder über das Leben und Verhalten von Bienen vortrugen. Den selbstgebastelten Scheck übergab im Beisein aller Schülerinnen und Schüler Silvana Green an die Referentin des Vorstands der Aurelia-Stiftung, Daniela Maul-Radetzki, die sich sehr über diese Spende und noch mehr über das große Interesse am Leben und Überleben der Bienen bedankte. „Wer etwas liebt, schützt es auch“, so Maul-Radetzki bei Ihrer Dankesrede. Als Dankeschön bekam jedes Kind eine Tüte Blumen-Samen zum Einpflanzen, damit die Bienen im Frühjahr und Sommer ausreichend Blüten finden. Auch ein paar Gläser frischen Honig bekam jede Klasse mit dazu.
„Beim Spendenlauf im nächsten Jahr werden wahrscheinlich wieder drei andere Organisationen zur Wahl stehen, an die ein Teil der Spendengelder gehen wird“, so Green. „Dennoch wollen wir die Zusammenarbeit mit der Aurelia-Stiftung intensivieren“. So seien zum Beispiel einige Besuche bei der Stiftung geplant, um die Bienen bei der Arbeit beobachten zu können. „Die Kinder haben auch die Möglichkeit, den frischen Honig direkt aus den Waben zu kosten“, verriet Daniela Maul-Radetzki dem POTSDAMER.

Lernen durch Erleben

In der Grundschule Bornim legt man großen Wert auf die Integration außerschulischer Lernorte, was vor allem in den Klassen 1 bis 3 überdurchschnittlich oft praktiziert wird. Mindestens einmal im Monat wird seitens der mehrere Fächer unterrichtenden KlassenlehrerInnen das Theoretische mit der erlebten Praxis verbunden. „Ziel der KollegInnen ist es, das Gelernte durch praktische Erfahrungen zu vertiefen. So versuchen wir, den theoretischen Unterrichtsinhalt mit der Anwendung zu verbinden“, erklärt Green das Lehrkonzept.
Ab Klasse vier nimmt die Menge der Ausflüge und Projekttage wegen des Anstiegs des Fachunterrichtes zwar ab, dennoch bleibt der ganzheitliche Ansatz zum Lernen bestehen und ist somit essentieller Teil des Unterrichts. Der POTSDAMER wird den Ausflug zur Aurelia-Stiftung begleiten und davon berichten, was die Kinder vor Ort so alles erlebt und gelernt haben.

sts