Ohne Hilfe von außen kippt der See bald um / Teil 1

Einst war der etwa 36 Meter tiefe Sacrower See dafür bekannt, einer der klarsten Gewässer in der Region zu sein. Doch schon seit langem atmet der See schwer. „Die Wasserqualität hat in den letzten fünf Jahren massiv abgenommen“, erzählt Achim Haid-Loh von der Sacrower Bürgerinitiative „Schützt Potsdam e.V.“ dem POTSDAMER. Haid-Loh nennt vor allem zwei Gründe für die Verschlechterung des Wasserzustands. „Dem See fehlt es einerseits an Sauerstoff und der Badetourismus setzt dem See mächtig zu.“

Achim Haid-Loh beschäftigt sich schon lange mit dem Naturschutzgebiet Sacrower See und Königswald

Achim Haid-Loh beschäftigt sich schon lange mit dem Naturschutzgebiet Sacrower See und Königswald.
Fotos: sts

Wissenschaft bestätigt Sorgen um den See

„Es stimmt“, bestätigt Dr. Uwe Brämick, Leiter des Institut für Binnenfischerei, das den Sacrower See von der Landesforst Brandenburg gepachtet hat und für dessen Bewirtschaftung zuständig ist, dem POTSDAMER. „Der Zustand des Sees hat sich in den letzten Jahren gravierend verändert. Vor Jahren hatten wir eine Sichttiefe von vier Metern, heute messen wir Sichttiefen von nur 50 Zentimetern und weniger. Das System See arbeitet also anders als bisher.
Wir beobachten derzeit eine deutliche Nährstoffanreicherung. Aber das ist erst einmal eine Beobachtung. Um genau herauszufinden, was diese Entwicklung begünstigt, müssten Nähstoffbilanzen durchgeführt werden. Diese beauftragt jedoch niemand, auch in den letzten Jahren nicht“, bedauert Brämick. „Wir haben es hier mit einem sehr komplexen und sensiblen System zu tun. Eine der Hauptursachen der aktuellen Entwicklung ist der stetig fallende Wasserspiegel. Die trockenen Sommer, hohen Temperaturen und die geringen Niederschläge führen zu einer negativen Wasserbilanz in dem Gebiet. Der Rückgang des Wasserspiegels um fast einen Meter bedeutet bei einem See wie dem Sacrower See ein Verlust von fast zehn Prozent der Gesamtwassermenge. Allein dieser Wasserverlust bedingt eine prozentuale Erhöhung an Nährstoffen, die nicht mitverdunsten. Die Eindickung, also die Konzentration der Nährstoffe wird höher, selbst wenn die absolute Menge nicht zunimmt“, erklärt Brämick.

Fast unscheinbar liegt die alte und vor über 20 Jahren abgeschaltete Sauerstoffanlage inmitten des Sees. Ist sie nun seine Rettung?

Fast unscheinbar liegt die alte und vor über 20 Jahren abgeschaltete Sauerstoffanlage inmitten des Sees. Ist sie nun seine Rettung?

Gründe für die Trübung

Am Boden des Sees werden vorhandene Nährstoffe durch biologische Prozesse im Sediment gebunden und bleiben es dort, solange man dort ein Minimum an Sauerstoff hat. Tritt ein Sauerstoffmangel am Boden auf, wird ein Teil der gebundenen Nährstoffe rückgelöst und im Wasser wieder verfügbar. Diesen Prozess hält Dr. Brämick für den wahrscheinlichsten Grund, warum es zu der aktuellen Entwicklung des Sees gekommen ist.
Wodurch der Sauerstoffmangel auftritt, und was man dagegen tun kann, lesen Sie in der kommenden Ausgabe.

sts