Der Neue Garten, ein lebendes Beispiel der Freimaurerei in Potsdam

Hunderttausende flanieren jährlich durch den „Neuen Garten“ in Potsdam und erfreuen sich dabei an der Natur, den historischen Gebäuden und an der architektonischen Gestaltung des Parks. Doch kaum jemand kennt die unzähligen Geheimnisse, die der Park nur Eingeweihten offenbart. Für alle sichtbar und dennoch unbekannt sind die vielen Geschichten und Bedeutungen hinter merkwürdigen Bauwerken sowie ihrer Anordnung und geografischen Ausrichtung. Auch die unzähligen Symbole, denen Touristen und Erholungsuchende im Park begegnen, sind Zeugen für die Existenz eines Jahrhunderte alten Geheimbundes, dem im 18. Jahrhundert kein geringerer vorsaß als der König von Preußen: die Freimaurerei.

Im Marmorpalais war einst eine alchemistische Bibliothek untergebracht

Im Marmorpalais war einst eine alchemistische Bibliothek untergebracht
Foto: Hans Bach / SPSG

Von wegen „Geheimbund“

Initiiert, organisiert und durchgeführt von dem Wolfstieg-Gesellschaft e.V., werden am 14. August 2021 in der Golmer Kunst-Galerie „Art-Supermarkt“ viele Geheimnisse für Nichteingeweihte, bzw. für die „profane Welt“, wie es im freimaurerischen Jargon heißt, ans Licht gebracht und deren Hintergründe und Bedeutungen von Wissenschaftlern und Eingeweihten erklärt. Aber auch für Freimaurer wird es sicherlich viel Neues und Interessantes zu erfahren geben.
„Die Freimaurerei ist kein Geheimbund, sie ist ein Bund mit Geheimnissen. Und einige der Geheimnisse, die der Neue Garten in sich birgt, werden Sie am 14. August dieses Jahres in Potsdam erfahren“, sagt Giovanni Grippo, der Pressesprecher des Wolfstieg-Gesellschaft e.V., dessen Ziel die unabhängige Freimaurerforschung ist. Aktuell konzentriert sich der Verein auf die Erforschung der freimaurerischen Geheimnisse des Neuen Gartens.

Die Hohenzollern – eine Familie der Freimaurer

Der „Alter Fritz“, Begründer der Freimaurerei in Deutschland

Der „Alter Fritz“, Begründer der Freimaurerei in Deutschland
Foto: Graff, Anton: Friedrich der Große © SPSG / Jörg P. Anders

Der „Alte Fritz“, wie König Friedrich II. fast schon kumpelhaft vom Volk genannt wurde und noch immer genannt wird, war der erste der Hohenzollern, der dem Bund der Freimaurer beitrat. Graf Albrecht Wolfgang zu Schaumburg-Lippe, der als der erste deutsche Freimaurer überhaupt gilt, nahm Friedrich II. 1738 in den Geheimbund auf. Nachdem Friedrich II. 1740 König von Preußen wurde, etablierte sich die Freimaurerei im deutschen Adel. Friedrich II. hatte eigene Logen, nahm selbst Freimaurer auf und übernahm das Protektorat über die Logen in seinen Provinzen. 1740 gründete er gemeinsam mit anderen Adligen die Freimaurerloge „Zu den drei Weltkugeln“, die auch Nichtadlige aufnahm. Diese Loge ist bis heute aktiv und damit die älteste Großloge Deutschlands.
1786 bestieg Friedrich Wilhelm II. (1744 – 1797) den Thron. Er war der Sohn des Freimaurers Prinz August Wilhelm und hatte somit drei Freimaurer als Onkel: Prinz August Wilhelm (1722 – 1758), Prinz Heinrich (1726 – 1802) und Prinz August Ferdinand (1730 – 1813), alle Brüder von Friedrich II. 1781 wurde Friedrich Wilhelm II. in die Mysterien der Rosenkreuzer eingeweiht, ebenfalls ein bis heute aktiver „Geheimbund“.
Bis ins 20. Jahrhundert hinein war das Haus Hohenzollern eine der bedeutendsten deutschen bzw. preußischen Freimaurerfamilien.

Freimaurer und Rosenkreuzer mit ähnlichen Ideologien

Die Ideologie der Gold- und Rosenkreuzer gibt als Ordensziel an, den gefallenen Menschen läutern zu wollen, um „das verunstaltete Ebenbild Gottes wiederherzustellen“. Dabei nutzten die Gold- und Rosenkreuzer die sprachliche Symbolik der Alchemie, in der Gold durch Veredelung unedler Metalle produziert wird und somit den Veredelungsprozess des Menschen von einem minderwertigen zu einem wertvollen symbolhaft darstellt. Mit der Idee der Entwicklung der menschlichen Persönlichkeit war der Orden der Gold- und Rosenkreuzer auch für die Freimaurerei attraktiv. Auch die Abstammungslinie beider Orden wird von Adam über Moses, der in Ägypten in die hermetische Weisheit eingeweiht wurde, bis zu König Salomo zurückgeführt. Der Tempel Salomos ist für die Freimaurerei das elementare „Bauwerk“, das die Gesellschaft symbolisiert. Diese wiederum setzt sich aus den Tempelsteinen zusammen, die den Tempel der Menschlichkeit ergeben.

Die Geheimnisse des Neuen Gartens

Im Neuen Garten finden sich unzählige Gebäude, Pflanzungen und Wege, die auf die rituellen Arbeiten, das Selbstverständnis und die Stellung der Freimaurerei sowie der Gold- und Rosenkreuzer zu jener Zeit hinweisen.
Bei dem Kolloquium erfahren Sie, welchen Bezug die Orangerie mit ihren ägyptischen Sphinxen zur Sonne und dem Aufnahmeritual der Freimaurer haben. Warum griechische Philosophenköpfe und schreitende Ägypter die Verbindung von Ost und West repräsentieren, und was beide Himmelsrichtungen für die Freimaurerei bedeuten. Wo es im Neuen Garten geheime unterirdische Gänge gibt, und welche Gebäude sie verbinden. Wieso Eichenrinde die fensterlose Eremitage verkleidet, und welche Geheimnisse ihr Fußboden preisgibt. Warum die Muschelgrotte eine Versammlungsstätte der Rosenkreuzer war, und welche Rituale in ihr abgehalten wurden. Warum große Steine und Säulenfragmente nicht zufällig herumliegen, und wieso die gesamte Pfaueninsel das vermutlich größte freimaurerische Symbol der Gegenwart ist.

14. August 2021
Reiherbergstraße 14
14476 Potsdam – Golm
Eintritt: ab 09:30 Uhr
Beginn: 10:30 Uhr
Veranstalter: Wolfstieg-Gesellschaft e.V.
Anmeldung: Kontakt@Wolfstieg-Gesellschaft.org
Eintritt: 45 Euro