Wie man die Übernahme einer Zahnarztpraxis meistert

Seit 1993 existiert die Zahnarztpraxis Bresse in Potsdams nördlich gelegenem Fahrland, die von der Zahnärztin und Dipl. Stomatologin Liane Bresse gegründet wurde. Nach fast 30 Jahren wurde nun erfolgreich der Generationenwechsel durchgeführt, indem ihr Sohn, Lars Bresse, die Leitung der Praxis im vergangenen Jahr übernahm. Doch so einfach wie es nach außen wirkt, war dieser Prozess nicht.

Berufswunsch schon als Kind

„Ich war als Kind von Zähnen umgeben“ erinnert sich der 1985 geborene Zahnarzt im Gespräch mit dem POTSDAMER und lacht dabei. „Ich habe schon in der Grundschule in einem Freundschaftsalbum als Berufswunsch ‚Zahntechniker und Zahnarzt‘ angegeben. Wahrscheinlich hat mich der Beruf meiner Mutter als Kind doch stärker geprägt als ich damals gemerkt hatte.“
Nach dem Abitur (2006) absolvierte Bresse eine Ausbildung zum Zahntechniker und begann 2012 das Studium der Zahnmedizin an der Georg-August-Universität in Göttingen, das er 2017 erfolgreich abschloss. Nach einer zweijährigen Assistenzzeit in einer Babelsberger Zahnarztpraxis wechselte er als angestellter Zahnarzt in die mütterliche Zahnarztpraxis nach Fahrland – und brachte neue Ideen mit.

Rollentausch

Während die Praxisinhaberin, Liane Bresse, nach etwa drei Jahrzehnten etwas weniger arbeiten wollte, sprühte der junge Lars Bresse vor Ideen, die er schnellstmöglich umsetzen wollte. So wurde kurzerhand die Übergabe der Praxisleitung zwischen Mutter und Sohn abgestimmt, organisiert und 2020 offiziell durchgeführt. Nach und nach zog sich die Praxisgründerin aus dem administrativen Arbeitsbereich zurück und konzentrierte sich auf die medizinische Betreuung der Patienten.
Der Prozess der Übergabe dauerte trotzdem fast zwei Jahre. Durch die vielen Gespräche mit ihrem Sohn musste Liane Bresse lernen, die Praxisleitung immer mehr loszulassen und ihrem Sohn Raum für die Umsetzung eigener Ideen zu geben. Was auch bedeutete, dass er seine eigenen Erfahrungen machen musste, gute und schlechte.
„Der regelmäßige Austausch mit meiner Mutter war für mich sehr wichtig. Ich wollte, dass nicht nur Neues umgesetzt, sondern vor allem an Bewährtem festgehalten wird. Vor allem die Philosophie der Praxis, den Menschen in den Mittelpunkt der Arbeit zu stellen, sollte beibehalten und den Patienten deutlich kommuniziert werden“, so Bresse. „Ich bin froh, dass meine Mutter auch weiterhin in der Praxis arbeitet. Ich lerne nicht nur viel von ihr, sondern sie ist auch die tragende Kraft der Praxis, die seit Jahrzehnten das Vertrauen der Patienten genießt. Sie hinterlässt große Fußstapfen, in die ich erst einmal reinwachsen muss. Um ein solches Verhältnis zu den Patienten aufzubauen, braucht es Jahre und Leidenschaft“, so Bresse anerkennend.

Zahnarzt Lars Bresse (l.) mit seiner Mutter, Zahnärztin Liane Bresse

Zahnarzt Lars Bresse (l.) mit seiner Mutter, Zahnärztin Liane Bresse (r.)
Fotos: privat

Mehr Qualität als Quantität

Bresse bringt in die Praxis nicht nur neue Ideen, sondern auch zusätzliche Behandlungsmöglichkeiten ein. So erweitert sich das Portfolio um Maßnahmen wie Wurzelkanalbehandlungen und den Bereich der Implantologie. „In unserer ländlich geprägten Region ist es wichtig, dass wir ein breites Angebot an Behandlungen anbieten, um die Anforderungen unserer Patienten zu erfüllen“, so Bresse, der sich mehr als Generalist sieht, denn als Spezialist.
„So können wir alle Generationen behandeln und nur dann Spezialisten einbinden, wenn diese wirklich erforderlich sind.“
Um die neuen Behandlungsmethoden auch anbieten zu können, musste die Praxis nicht nur umgebaut und vergrößert, sondern auch neu ausgestattet werden. Doch trotz der Verdoppelung der Behandlungsräume, den vielen neuen Geräten und technischen Raffinessen, die heutzutage die Behandlungen für Ärzte und Patienten gleichermaßen verbessern und erleichtern, legt Bresse großen Wert darauf, den Charakter der Region in der Praxis widerzuspiegeln. „Unsere Patienten sollen sich in den Praxisräumen wohlfühlen“, ist sein Ziel. Das wolle er durch das räumliche Ambiente einerseits und die persönliche Note andererseits erreichen. „Das Wichtigste ist es, Vertrauen zu schaffen. Das Verhältnis zwischen Zahnarzt und Patienten ist ein sehr nahes. Aus diesem Grund ist Vertrauen die Grundlage für das Wohlbefinden unserer Patienten und für einen erfolgreichen Behandlungsverlauf.
Wir setzen mehr auf Qualität als auf Quantität. Deshalb nehmen wir uns nicht nur für die Behandlung ausreichend Zeit, sondern auch für ein privates Gespräch zwischendurch. So erfahren wir mehr über unsere Patienten und können sie besser behandeln, und sie schenken uns ihr Vertrauen, wodurch die Angst vor dem Zahnarztbesuch geringer wird. Wer zu uns in die Praxis kommt, soll sich gut aufgehoben und fast wie zuhause fühlen. Wir möchten eine angenehme Atmosphäre schaffen und Sicherheit vermitteln.“
Dass Patienten, die schon als Kind in der Praxis behandelt wurden, heute als Eltern mit ihren Kindern in die Praxis kommen, bestätigt den Erfolg der Philosophie. „Wenn wir mit unseren Patienten älter werden und nachfolgende Generationen behandeln, ist das Ergebnis einer erfolgreichen Arbeit“, sagt Bresse.

In der Praxis sollen sich alle wohlfühlen.

 

Wichtige Assistentinnen

Eine Idee zu haben ist die eine Sache, sie kommunizieren und umsetzen zu können, eine andere. Das musste auch Lars Bresse erfahren. „Es war schon eine kleine Meisterleistung, dass wir den Praxisbetrieb während der Umbauarbeiten im vergangenen Jahr haben aufrechterhalten können. Denn trotz Corona haben wir nicht weniger Patienten behandelt als sonst. Wir wollten zeigen, dass wir uns zwar neu aufstellen, aber unsere Werte und Prinzipien aufrechterhalten. Dass das möglich war, ist vor allem unseren Mitarbeiterinnen zu verdanken, die sich an die neuen Gegebenheiten schnell angepasst haben.“
Doch nicht alles funktionierte reibungslos. „Ich musste lernen, dass mein Kopf zwar voller Ideen ist, ich diese Ideen aber nur umsetzen kann, wenn ich unsere Mitarbeiterinnen mitnehme. Ich hatte angenommen, dass sich alle über die Ideen, neuen Behandlungsfelder und damit verbundenen Prozesse und Technologien freuen würden. Doch dem war nicht so. Ich musste erkennen, dass meine Assistentinnen und ich nicht in allen Bereichen gleiche Vorstellungen hatten und habe daher meine Pläne langsamer angehen müssen. Im Nachhinein eine wichtige Erfahrung, durch die mehr als deutlich geworden ist, wie wichtig es ist, dass sich alle in der Praxis als Team verstehen und an einem gemeinsamen Ziel arbeiten.“
Ab Ende 2022 will Bresse anfangen, in seiner Praxis auszubilden, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. „Eine gute Assistenz ist wichtig für die hochwertige Betreuung der Patienten und das Erreichen der selbstgesteckten Qualitätsanforderungen“, ist Bresse überzeugt.

Mehr Mensch als Patient

Dass sich Bresse als junger Zahnarzt nicht nur seinen Mitarbeiterinnen gegenüber beweisen, sondern auch erst einmal das Vertrauen seiner Patienten erarbeiten muss, ist ihm klar. „Die meisten unserer Patienten sind schon seit vielen Jahren in der Praxis. Einige kennen mich noch als Kind. Da ist es selbstverständlich, dass ich mir das Vertrauen der Patienten erst einmal erarbeiten muss. Das geht aber nicht nur auf der medizinischen Ebene. Unsere Patienten sind vor allem Menschen. Und deshalb ist uns auch die persönliche Ebene sehr wichtig. Wir haben hier keine Laufkundschaft und leben nicht von einem schnellen Rein und Raus unserer Patienten.
Mein Eindruck ist, dass die meisten Patienten sehr aufgeschlossen auf mich reagieren. Vielleicht liegt das an dem guten Ruf, den meine Mutter bei den Patienten genießt. Ich hatte also eher das Glück, eine positive Neugier, statt Skepsis zu erfahren.“
Zu dem Dienstleistungsverständnis Bresses gehören sogar Hausbesuche. „Wenn Patienten nicht zu uns in die Praxis kommen können, die Behandlung aber ohne großen Aufwand und Gerätschaften möglich ist, gehe ich selbstverständlich auch zu unseren Patienten nach Hause.“

Bald in dritter Generation?

Der Beruf des Zahnarztes ist für Bresse keine „Arbeit“ im eigentlichen Sinne. „Ich liebe meinen Beruf und bin leidenschaftlicher Zahnarzt. Ich helfe gerne, bin abends zwar müde, aber nicht erschöpft. Die Arbeit gibt mir viel zurück.“ Nie habe er von elterlicher Seite den Druck verspürt, eine bestimmte berufliche Richtung einschlagen zu müssen, erzählt Bresse. Diese Erfahrung möchte der junge Zahnarzt und Familienvater an seine drei Kinder weitergeben. „Wenn ich nach der Arbeit nach Hause komme, fragt mich meine älteste Tochter oft ganz gespannt, was ich den ganzen Tag so alles gemacht habe. Und das muss ich ihr dann möglichst detailliert erzählen.“
Wer weiß, vielleicht wächst da ja schon die dritte Generation heran.

sts

Die Zahnarztpraxis sucht ab sofort folgende Mitarbeitende:

Zahnmedizinische/r Fachangestellte/r (ZFA),
Zahnmedizinische/r Prophylaxeassistent/in (ZMP),
Dentalhygieniker/in (DH)