Anne Werz (WerteUnion) war vorher nie Mitglied einer Partei
Die Rechtsanwältin Anne Werz aus Glienicke/Nordbahn ist Mutter einer erwachsenen Tochter und am 12. Mai zum ersten Mal in ihrem Leben einer Partei beigetreten: der bürgerlich-konservativen WerteUnion des früheren Verfassungsschutz-Präsidenten Hans-Georg Maaßen. Für die Landtagswahl am 22. September kandidiert sie als Spitzenkandidatin der noch jungen Partei.
Frau Werz, Sie waren zuvor noch nie in einer Partei aktiv. Und nun sind Sie Spitzenkandidatin der WerteUnion zur Wahl für den Brandenburger Landtag. Was hat Sie motiviert, in den politischen Ring zu steigen?
Das mag abgedroschen klingen, aber ich mache mir tatsächlich große Sorgen um unser Land. In den letzten Jahren pendelte ich zwischen Ohnmacht und Wut über die Entwicklung hier. Aber nur zu Hause oder im Freundeskreis zu meckern, führt zu keiner Veränderung oder Verbesserung. Daher habe ich mich entschlossen, mich aktiv für Veränderungen zu engagieren. Die Frustration im Land ist doch mit den Händen zu greifen. Lange Jahre des bloßen Verwaltens haben uns in eine Abwärtsspirale geführt. Stichworte: ungeregelte Massenmigration aus gewaltaffinen Kulturen, Willkür in der Corona-Politik, eine „Energiewende“, die sichere und bezahlbare Versorgung durch Abhängigkeit vom Wetter und Stromimporten ersetzt hat, eine auf De-Industrialisierung hinauslaufende Wirtschaftspolitik, Verfall der Infrastruktur, Bildungsmisere und Inflation.
Mit 0,3 Prozent in Sachsen und 0,6 Prozent in Thüringen ist die WerteUnion bei den Landtagswahlen deutlich hinter den Erwartungen der Partei zurückgeblieben. Warum wird es in Brandenburg besser laufen?
Die Wahlergebnisse in Sachsen und Thüringen sind ernüchternd. Das Ergebnis liegt aber gewiss nicht an einem falschen Programm oder einem fehlenden Wählerpotential. Ganz im Gegenteil! Ich gehe davon aus, dass unsere sehr junge Partei – die Gründung war ja erst im Februar diesen Jahres und die Gründung des Landesverbandes Brandenburg erst am 12. Mai – leider schlichtweg noch weitgehend unbekannt ist. Sachsen und Thüringen sorgten wohl auch nicht für ausreichende Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit. Wir Brandenburger versuchen, die uns noch verbleibende Zeit zu nutzen, um Bürger zu überzeugen, Plakate zu hängen, Flyer zu verteilen und Infostände zu betreiben.
Aber ist das Angebot für die Wähler hier in Brandenburg nicht ausreichend? Neben den etablierten SPD, CDU, AfD, Grüne, Linke, BVB/Freie Wähler gibt es noch reichlich andere Herausforderer wie Wagenknechts sozialistische BSW, das Wahlbündnis aus ÖDP, Piraten und Volt oder die Tierschutzpartei. Warum sollen Brandenburger im September Ihre WerteUnion wählen?
Ich war vor der WerteUnion noch nie in einer Partei und sehe mich in den anderen Parteien auch nicht politisch beheimatet. Die Programmatik der WerteUnion hat mich persönlich angesprochen und inhaltlich überzeugt. Die WerteUnion steht für freiheitlich-konservative Politik. Die anderen Parteien nicht.
Wir brauchen meines Erachtens dringend einen Politikwechsel, ein Angebot für den mündigen Bürger, zurück zu einer Gesellschaft, die Werte und Leistung schätzt und mit Ideologie nichts am Hut hat. Einen solchen Politikwechsel halte ich mit bzw. durch die sogenannten „Altparteien“ schlichtweg nicht für möglich. Die jetzige Situation haben wir ja gerade nach 16 Jahren Merkel und der jetzigen Ampel-Katastrophe. Ich sehe auch keine politische Einsicht bei den Politikern, sondern eine erschreckende „Abgehobenheit“, die ich als unfassbar überheblich und bürgerfremd empfinde. Dr. Maaßen sagt oft „Wir müssen die Politik wieder vom Kopf auf die Füße stellen!“ So empfinde ich es auch.
Es mag sich tatsächlich populistisch anhören, aber es läuft nicht nur nicht gut, sondern vielmehr verkehrt! Ich vermisse schlicht gute Sachpolitik für das eigene Volk! Für unsere Kinder, für die Rentner, die Erwerbstätigen, für den Mittelstand! Stattdessen wird Symbolpolitik für Kleinstminderheiten betrieben. Milliarden fließen ins Ausland; Länder und Kommunen stehen dafür aber blank da. Das ist alles nicht richtig, und nicht selten bin ich an DDR-Zeiten erinnert. Unsere derzeitige politischen Macht-Elite verhält sich übergriffig. Ich habe den Eindruck, sie hält sich für den Staat, statt für eine lediglich auf Zeit gewählte Volksvertretung. Kritik wird kriminalisiert, die Meinungsfreiheit ist akut gefährdet. Unser aller Wohlstand, Sicherheit und Freiheit stehen auf dem Spiel. Und ja, ich wiederhole mich, aber mir bereitet das wirklich große Sorgen!
Sie selbst sind im Hauptberuf Rechtsanwältin, haben also ein handfestes Leben außerhalb des politischen Zirkus? Wenn Ihre Partei über 5 Prozent kommt – ist Ihnen klar, was das für die nächsten Jahre für Sie persönlich bedeutet?
Natürlich ist mir das klar. Aber wer A sagt, muss auch B sagen! Ich bin seit nunmehr über 24 Jahren ohne Unterbrechung als selbstständige Rechtsanwältin tätig. Derzeit betreibe ich natürlich vor allem Wahlkampf für die WerteUnion. Die Gründe habe ich bereits benannt. Natürlich ist es unser Ziel, die Fünf-Prozent-Hürde zu überspringen, sonst wäre unser Engagement ja vollkommen sinnfrei. Wenn wir das also schaffen, werde ich mich in den nächsten Jahren politisch für die Menschen in Brandenburg stark machen. Wenn nicht, werde ich mich weiter für die Menschen stark machen, die meine anwaltliche Hilfe in Anspruch nehmen.
Jeder, der sich in einer Partei engagiert, hat ein oder zwei Herzensthemen. Welche sind das bei Ihnen?
Ein gutes gesellschaftliches Fundament bilden Wohlstand und Sicherheit. Das gilt auf allen Ebenen, also im Bund, im Land und bis hinein in jede einzelne Familie. Privater wie auch gesellschaftlicher Wohlstand sind aber keine Selbstläufer, sondern Ergebnis von klugen Entscheidungen und stetiger harter Arbeit. Im Großen wie im Kleinen. Die dazu notwendige Leistungsbereitschaft und Eigenverantwortlichkeit haben in den letzten Jahrzehnten nach meinem Gefühl abgenommen. Diese Entwicklung halte ich für fatal und für radikal korrekturbedürftig. Da die Familie das Herz unserer Gesellschaft bildet, würde ich dort ansetzen. Sozusagen: Starke Eltern, starke Kinder, starkes Land! Nur aus starken Familien erwachsen ein Staat und eine Gesellschaft mit Zukunft. Also in Kurzform: Familie und Bildung.
Sie sind das erste Mal im Leben an vorderster Linie in einem Wahlkampf – Straßenwahlkampf an Infoständen, Reden in Gastwirtschaften, nachts mit der Stehleiter Plakate aufhängen. Hat das Ihren Horizont über den Umgang mit Parteifreunden und dem Wähler erweitert?
Auf jeden Fall! Ich bin nun wahrlich keine „Rampensau“, so dass mir das am Anfang nicht nur fremd, sondern eher unangenehm war. Aber es macht tatsächlich Spaß, sich mit völlig fremden Leuten auszutauschen, zu diskutieren, aber eben auch gemeinsam herzlich zu lachen.