Die Direktkandidatin der CDU, Saskia Ludwig, holt auf
Am 26. September dieses Jahres ist Bundestagswahl. In dieser Ausgabe finden Sie die beiden letzten Kandidaten, die wir Ihnen in unserer Reihe mit Hilfe einiger Fragen vorstellen möchten.
Lesen Sie hier das kurze Interview mit der Kandidatin der CDU, Dr. Saskia Ludwig.
Ab Seite 14 lesen Sie das Kurzinterview mit dem Kanzlerkandidaten der SPD Olaf Scholz.
Frau Ludwig, seit vielen Jahren gestalten Sie als Mitglied des Ortsbeirats in Golm und als Landtagsabgeordnete die kommunale Politik sowie die Landespolitik aktiv mit. Welche Themen sind Ihrer Meinung nach für Potsdam derzeit und für die nächsten Jahre die wichtigsten?
Besonders gerne arbeite ich im Ortsbeirat Golm an den praktischen Themen vor Ort. Einer meiner ersten sichtbaren Erfolge dabei war die Errichtung eines Gedenksteines am Eingang der Uni, die bis 1989 die größte Ausbildungsstätte der Staatssicherheit war. Im Ortsbeirat haben wir bereits 2019 einen „Masterplan grünes Bauen Golm“ verabschiedet. Darin ging es um vernetzte grüne Strukturen, also z.B. Grünflächen, Freiflächen, Biotope und Straßengrün. Das Thema ist nicht nur für Golm von großer Bedeutung, sondern selbstverständlich für ganz Potsdam.
Auch die permanenten Verkehrsprobleme, die Potsdam ganz massiv hat, stehen ganz oben auf der Agenda. Hier habe ich unter anderem die Idee einer Seilbahn eingebracht. Warum nicht mal ein Pilotprojekt ausprobieren als eine umweltschonende, kostengünstige und schnelle Ergänzung des ÖPNV? Oder Solarschiffe und Shuttles auf dem Wasser, an Ideen mangelt es nicht.
Und Potsdam muss sich internationaler aufstellen. Die Grundlage dafür ist eine gute Bildung, die internationalen Ansprüchen genügt. Daher fordere ich eine internationale Schule in Golm, wo auch ein IB, ein internationales Abitur, abgelegt werden kann. Die Ankündigung der Uni Golm, eine Laborgrundschule etablieren zu wollen, ist daher ein guter Anfang.
Ihre Werbekampagne ist deutlich von dem Bezug zur Region bzw. zu Brandenburg geprägt. Wie viel Potsdam können Sie wirklich mit in den Bundestag nehmen?
Ich bin die einzige Potsdamerin, ich kenne fast jede Ecke hier und liebe meine Heimat. Der SPD-Mann kommt aus Hamburg, die Grüne aus Hannover, FDP und Linke immerhin aus Brandenburg. Die beiden roten und grünen Kanzlerkandidaten haben mit dem Wahlkreis 61 nichts am Hut, sie benutzen unsere Heimat als Theaterkulisse für ihre Karriere-Ambitionen in Berlin. Wenn ich als Handwerker z.B. ein Anliegen habe, möchte ich den Abgeordneten direkt sprechen und nicht die Stimme von einem Anrufbeantworter. Und dass bei Herrn Scholz der Wahlkreis 61 nicht an erster Stelle steht, sieht man an seiner Entscheidung, dass Potsdam keine Fördergelder mehr für die GRW Förderung erhält. Niemals hätte er dafür seine Hand heben dürfen. Das schadet Potsdam gewaltig. Oberbürgermeister Schubert hat dies zurecht beklagt!
Sie haben in der noch laufenden Amtszeit sowohl ein Landtags- als auch ein Bundestagsmandat inne. Viele warfen Ihnen vor, dass es aufgrund dieser Doppelbelastung nicht möglich sei, beide Aufgaben zu 100 Prozent erfüllen zu können. Werden Sie dieses Doppelmandat weiterhin ausüben, wenn Sie erneut in den Bundestag gewählt werden?
Es ist eine große Arbeitsbelastung, die sich aber gerade in der Corona-Krise positiv mehrfach ausgewirkt hat. So konnte ich Unternehmen schneller helfen, da ich die notwendigen Informationen und Unterstützungen direkt von Bundes- und Landesseite einholen und umsetzen konnte. Und trotzdem war klar, dass ich beide Mandate nur für eine begrenzte Übergangszeit ausüben werde. Ab dem 27.9. geht es mit einem Mandat weiter. Und ich hoffe sehr, dass ich unsere Region im Bundestag vertreten kann, denn die Möglichkeiten, für unsere Heimat zu wirken, sind dadurch deutlich größer.
Sie werben mit dem Slogan „Selbstbestimmung ist die Grundlage der Freiheit. Freiheit ist die Grundlage der Demokratie.“ Worauf beziehen Sie sich damit?
Wir stehen am 26.9. vor einer Richtungsentscheidung. SPD und Grüne, Linke allemal werben mit neosozialistischen Ideen und blasen zum Frontalangriff auf die soziale Marktwirtschaft. Aber Sozialismus, egal mit welchen Vorsilben oder Ausprägungen, geht immer nur mit Verboten, Wohlstandsverlusten und massiven Freiheitsbeschränkungen für die Bürger einher. Ein Besuch in der Gedenkstätte Leistikowstraße gibt ein reales Bild davon. Ohne Eigentum und vor allem ohne Leistungsanreize gibt es keine soziale Marktwirtschaft und auch keine Freiheit. Und somit keine Demokratie. Ich bin in der DDR groß geworden und habe die Bilder von Potsdam vom Herbst 1989 noch gut in Erinnerung, als sich das Volk die Freiheit erkämpfte. Ich weiß aber auch um die Probleme und Schwierigkeiten unserer Zeit. Deshalb muss Freiheit und Demokratie tatsächlich täglich verteidigt werden, damit uns in Zukunft keine Ideologen mehr aus einem ZK sagen, wie wir zu leben haben. Dazu möchte ich ermuntern, und für mich selbst ist dies die Richtschnur meines politischen Handelns.
Die CDU bezeichnet sich als (neue) „Partei der Mitte“, eine Position, die man eher von der SPD kennt. Auch war die CDU noch nie so „grün“ wie aktuell. Dennoch versuchen Sie, sich von den Grünen deutlich zu distanzieren. Das Positionspotpourri ist bei fast allen etablierten Parteien zu beobachten, was die Differenzierung erschwert. Wofür steht die CDU heute? Was bekommt man, wenn man Saskia Ludwig wählt?
Es gibt große inhaltliche Differenzen zwischen der CDU auf der einen und der SPD, den Grünen und der Linken auf der anderen Seite. So sagte z.B. vor kurzem ein Journalist: „Die CDU will eine industriepolitisch orientierte Klimaschutzpolitik machen. Die anderen genau andersherum.“ Das kann bei der Staatsgläubigkeit dieser drei Parteien nur in einem Desaster enden. Wir benötigen die Erneuerungsfähigkeit der sozialen Marktwirtschaft, deren Kraft von den Leistungsträgen, Selbstständigen und Unternehmern kommt. Die Wähler bekommen mit mir eine Abgeordnete, die wirklich für sie da ist und deren Bild nicht nur sechs Wochen lang auf Plakaten an Laternenmasten hängt. Sie bekommen eine Abgeordnete, die nicht auf Durchreise ist und sich in Berlin um ihre Karriere kümmert. Und Sie bekommen eine Abgeordnete, die auch dann für Sie da ist, wenn die anderen in Talkshows die Welt retten.
Was würden Sie als Ihren größten politischen Erfolg bezeichnen?
Es sind vor allem die lokalen und regionalen Dinge, die im Wahlkreis zählen. Gerade in Corona-Zeiten konnte ich vielen Mittelständlern helfen, ihre zugesagten Hilfen zu bekommen. Dass es auch Geld für die Golmer Kirche gibt, erfüllt mich ebenso mit Freude, wie auch die Aufstellung eines Briefkastens vor dem REWE. Manchmal sind es aber auch die großen Fragen, die man beherzt angehen muss. Wenn die Klage vor dem Bundesverfassungsgericht von mir und weiteren sechs Kollegen dazu führt, dass wir nicht in einer europäischen Schuldenunion landen, wäre das schon ein großes Ding. Aber die Entscheidung dazu dauert noch an. Entgegen den Behauptungen des Bundesfinanzministers, der hier im Wahlkreis 61 kandidiert, ist mit dem 750- Milliarden-Corona-Rettungsschirm eine Schuldenunion begründet worden. Zu dieser wurden die Bürger nie befragt!
Was macht Saskia Ludwig in ihrer Freizeit?
Die verbringe ich, zusammen mit meiner Familie, in meinem Golmer „Zoohause“. Fünf Bienenvölker, zwei Hunde und zwei Katzen sorgen für immer neue Überraschungen und lassen es nie langweilig werden.
Warum sind gerade Sie die beste Wahl für die Potsdamerinnen und Potsdamer?
Unser Wahlkreis braucht eine echte bürgerliche Vertretung im Bundestag. Ich hebe die Hand, wenn es gut für Potsdam ist!
Die Kandidaten von SPD, Grüne und FDP sind sicher im Bundestag. Alle sind auf Listenplatz 1 ihrer Partei und ziehen in den Bundestag ein, ohne dass das Wählervotum für sie relevant ist. Das heißt, das jede Erststimme für die Direktkandidaten von SPD, Grüne, FDP oder anderen kleineren Parteien eine verlorene ist. Wählen Sie mit Erststimme z.B. den Freien Wähler, so sind das ebenso verlorene Stimmen, denn er wird unter keinen Umständen das Direktmandat in Potsdam erringen. Wenn Sie hingegen wollen, dass es eine echte bürgerliche Stimme unseres Wahlkreises im Bundestag gibt, dann geben Sie mir Ihre Erststimme.
Das Interview führte Steve Schulz