Im Gutspark Satzkorn wird Geschichte lebendig

Wenn der 92-jährige Kurt Brandhorst-Satzkorn hoffentlich wie in jedem Frühling aus Schweden kommt, um das ehemalige Rittergut Satzkorn zu besuchen, gibt es etwas zu feiern. Denn die Eiche im Gutspark wird in diesem Jahr 150 Jahre alt. Seine Urgroßmutter, die Witwe Charlotte Brandhorst, (damals 48) pflanzte den Baum im Jahre 1871 als Symbol des Friedens am Ende des deutsch-französischen Krieges, gemeinsam mit ihren Kindern Marie, Wilhelm und Leopold (Großvater von Kurt).
Bäume sind seit jeher Symbole von Langlebigkeit und Kraft. Laubbäume mit ihren sich jährlich erneuernden Blättern stehen für die Wiedergeburt und das Leben. Besonders seit der Romantik gilt die Eiche als Symbol der Treue. Mit der Reichsgründung 1871, die das Gefühl nationaler Einheit bestärkte, zog das Eichenlaub in die deutsche Symbolsprache ein und die Eiche wurde zu einem Nationalsymbol.


Für die Familie Brandhorst ist die Eiche ein Symbol der Hoffnung, aber auch eines der Trauer.
Während der Wirren am Ende des 2. Weltkrieges wurde Friedrich Brandhorst auf seinem eigenen Hof von einem bewaffneten Trupp erschossen. Es war der 25. April 1945. Brandhost hinterliess seine Frau Margarete (geb. von Reiche) und die Kinder Gertrud, Luise-Charlotte, Ilse, Margarete, Leonore und Kurt. Kurt, der Stammhalter, war damals 16 Jahre alt. Da ein Begräbnis auf dem Friedhof wegen der Besetzung nicht möglich war, begrub die Familie den Leichnam unter der Friedenseiche. Anfang Juni 1945 konnte er in das Familiengrab an der Satzkorner Kirche umgebettet werden. Bestimmt wird Kurt Brandhorst an seinen Vater und diese Geschichte zurückdenken, wenn er auch in diesem Jahr mit seinem Bandmaß den Umfang der Friedenseiche misst. Damals war er noch ein sehr junger Mann. Heute ist die Friedenseiche ein stattlicher Baum. Und wenn es nach dem Willen der Satzkorner geht, sollte sie mit drei weiteren alten Eichen im Gutspark als Naturdenkmal unter Schutz gestellt werden. Alle vier Eichen stehen landschaftsgestalterisch im Zusammenhang. Kurt Brandhorst erwähnte in einem Brief an die neuen Gutsbesitzer kürzlich, wie wichtig er es findet, dass die Friedenseiche geschützt wird und dass die verschwundene Gedenktafel am Baum wieder aufgestellt würde.

Kurt Brandhorst mit Sohn Frederik und den Enkeln Max und Johan vor dem Gutshaus (2015), v.l.

Kurt Brandhorst mit Sohn Frederik und den Enkeln Max und Johan vor dem Gutshaus (2015), v.l.
Foto: privat

Zwei Jahre lang mussten Kurt und seine Schwestern unter der Leitung russischer Offiziere in den Ställen und auf den Feldern hart arbeiten. Kurt war als Gespannführer und Traktorist im Einsatz.
1947 wurde die Familie Brandhorst enteignet, musste den Hof verlassen und floh später in den Westen. Kurt Brandhorst fand in Schweden eine neue Heimat. In den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts versuchte er mit seinem Sohn Fredrik, das Gut zurückzubekommen. Das misslang. Stattdessen stand das von vielen Satzkornern liebevoll „Schloss“ genannte Gutshaus 30 Jahre lang leer und verfiel. Buchstäblich in letzter Minute konnten Liudmila Flach und Michael Hoppe das Gebäude erwerben und so das damals von der Treuhand zerstückelte Gutsgelände wieder zusammenführen (Der Potsdamer berichtete). Wenn alles klappt wie geplant, wird Kurt Brandhorst im Frühjahr 2022 den sanierten Rohbau seines Geburtshauses betreten und noch ein Jahr später in einer der neuen Ferienwohnungen logieren können.

sk

Im Zusammenhang mit der kulturhistorischen Forschung rund um das Gutshaus, den Gutspark und das Dorf Satzkorn bitten Liudmila Flach und Michael Hoppe um Ihre Unterstützung: Sie suchen alte Fotos z.B. von der Schnitterkaserne (ehemaliges Gutshaus von Falcke), vom Gutspark, vom Arbeiterwohnhaus am Gutspark (mit Storchennest) und vom Brandhorstschen Gutshaus selbst. Jedes alte Foto mit Gebäuden im Hintergrund kann helfen, die Ortsgeschichte zu rekonstruieren. Auch alte Dokumente oder Baupläne sind interessant. Falls Sie so etwas haben, wenden Sie sich bitte per E-Mail an info@gutshaus-satzkorn.de oder rufen Sie an: 0176 99 220 226