Eine Hommage an Karl Foerster
Was manche Blumen in Vasen und schön durchgebildeten Wohnräumen zu sagen vermögen, geht in gewisser Richtung noch so weit über ihre Gartenwirkung hinaus, daß es hiermit oft ist wie mit vielen Menschen, die wir erst nur sahen und nun im Gespräch reden hören.“ So beschreibt Karl Foerster selbst in seinem Buch „Garten der Erinnerung“ die Wirkung einer Blume, die sich dem Betrachter in einer ihr zugedachten Vase aus der Nähe in einer Pracht darbietet, in der er sie im Garten nie zu sehen bekommt.
Dieser besonderen Präsentation von Gartenblumen widmet sich die Ausstellung „Gartenschönheiten in Vasen“, die vom 06. bis 08. Mai 2022 von 10:00 bis 18:00 Uhr im Pavillon auf der Freundschaftsinsel zu sehen ist. Die Idee zu dieser Ausstellung hatte Jörg Näthe, der ehemalige leitende Inselgärtner und Mitbegründer des Vereins der „Freunde der Freundschaftsinsel“ gemeinsam mit Renate Bormann (Urania Wilhelm Foerster e.V.). Seit 2001 führen die beiden eingetragenen Vereine die Gemeinschaftsausstellung auf der Freundschaftsinsel durch, begleitend zu den „Offenen Gärten“.
„Gartenschönheiten in Vasen ist eine Kurzausstellung, weil Blumen in Vasen nicht lange halten. Aber das macht sie eben so begehrenswert“, sagt Jörg Näthe im Gespräch mit dem POTSDAMER. „Ein Konzert dauert auch nicht ewig“, zitiert Näthe Karl Foerster und ergänzt: „Und trotzdem geht man immer wieder hin.“ Die Ausstellung soll nicht nur eine Hommage an Karl Foerster und seine Liebe zur Präsentation von Blumen in Vasen sein, sondern auch die untrennbare Kombination von Vergänglichem und Wiederkehrendem veranschaulichen, wie es sich in der Natur und vor allem im Garten immer wieder aufs Neue und in besonderer Weise visualisiert vollzieht, so Näthe.
Foersters Schatzinsel
Jörg Näthe ist direkter Nachfolger von Peter Altmann, dem ehemaligen Inselgärtner, der 1953 persönlich von Karl Foerster mit dem Wiederaufbau des Staudenschau- und Sichtungsgartens beauftragt wurde, der 1941 eröffnet und in den darauffolgenden Kriegsjahren zerstört wurde.
Näthe, der 1972 das erste Mal während seiner Ausbildung zum Landschaftsgärtner die ca. acht Hektar große Freundschaftsinsel kennengelernt hatte, arbeitete als Vorarbeiter auf der Insel, bevor er 1975 zum Gartenbau-Studium nach Erfurt ging. Als er 1978 zurückkam, war er zuerst für die Grünanlagen der Innenstadt zuständig, bevor er dann 1981 die Nachfolge von Peter Altmann antrat und leitender Inselgärtner wurde. 2013 ging Näthe in den Vorruhestand, „um dem jungen Nachwuchs die Möglichkeit zu geben, sich frühestmöglich einzuarbeiten und mich ganz der Vereinsarbeit widmen zu können“, so Näthe.
Die Freundschaftsinsel war der erste Staudenschau- und Sichtungsgarten nach der Idee von Karl Foerster. Sein Ziel sei es gewesen, so Näthe, in ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz ein Netz aus Staudenschau- und Sichtungsgärten zu installieren. Der Freundschaftsgarten war damals der erste Garten dieser Art.
Während der Bundesgartenschau (BUGA), die in Potsdam 2001 stattfand, wurde die Freundschaftsinsel schon kurz nach ihrer Eröffnung zum Liebling und der Galionsfigur der Gartenschau, erinnert sich Näthe. Und auch heute noch stellt sie mit ihrem etwa 3,5 ha großen Schaugarten ein gärtnerisches Juwel dar, das internationale Reputation genießt.
Zum Schutze der Insel
Für die Pflege des Gartens war und ist die Stadt verantwortlich. Um bürgerliches Engagement in den Schutz und den Erhalt des Schaugartens miteinzubeziehen, initiierte Näthe einen gemeinnützigen Verein für die Freundschaftsinsel. „So muss die Stadt nicht allein für die Pflege der Gartenanlagen auf der Insel verantwortlich sein. Es wäre schade, wenn der Bestand des Gartens wegen nicht zur Verfügung stehender Gelder und fehlenden Personals gefährdet würden“, begründet Näthe die Gründung des Vereins weiter, der für zusätzliche Gelder von außen und den Erhalt von umfangreichem Fachwissen von innen heraus dafür sorgt, das hohe gärtnerische und botanische Niveau auf der Insel zu bewahren
Die Ausstellung
Etwa 30 handverlesene Personen, die sich primär aus berühmten Parsönlichkeiten der Stadt und des öffentlichen Lebens zusammensetzen – und die eine besondere Beziehung zur Ausstellung bzw. zur Freundschaftsinsel haben –, haben sich bereiterklärt, Blumensträuße für die Ausstellung selbst zu gestalten. Dafür durften sie sich ein bis zwei Vasen aussuchen, die in diesem Jahr alle KPM-Vasen sind und von einem Sammler zur Verfügung gestellt wurden.
Wer also „Gartenschönheiten in Vasen“ erleben und sich am Rande ein paar wertvolle Gartentipps holen möchte, sollte sich diese einmalige Ausstellung nicht entgehen lassen.
sts