Ivan on Tour – die Reise geht los

Die Zeit der Vorbereitung ist vorbei

Bereits in der Novemberausgabe des POTSDAMER berichteten wir über die geplante Reise, die die beiden Abenteurer, Remó Kirsch und sein Begleiter, Roland Schröder, über große Teile Russlands in die Mongolei und wieder zurück führen soll. Jetzt kam der Tag der Abreise am 23. April 2019, 10:00 Uhr.

Hierbleiben war nie eine Option

Über ein Jahr dauerten die Vorbereitungen, und nicht alle waren von Erfolg gekrönt. Es gab so manchen Moment, der die Unternehmung infrage stellte, weil das Auto nicht so funktionierte, wie es sollte. Dann sah man häufig Remó Kirsch in seinem Büro über originalen russischen Schaltplänen sitzen, um die Technik des alten Fahrzeugs zu verstehen. Dabei lernte er seinen GAZ 66 so gut kennen, dass er schon nach kurzer Zeit erkannte, dass sowohl verlegte Schaltungen als auch die Abbildungen in den alten Schaltplänen fehlerhaft waren. Kein Problem für Kirsch, der nach der Divise lebt, was Du nicht weißt, kannst Du lernen. Und so machte sich Kirsch daran, sich in die Materie einzulesen und durch Versuch und Scheitern herauszufinden, wie der Wagen am besten auf die Fahrt voller Extreme vorzubereiten ist.

Kaum ein Tag verging in den letzten Monaten, an dem Kirsch nicht auf dem Hof seiner Werkstatt im oder unter dem Wagen war, um neue oder gebrauchte Ersatzteile einzubauen und im Anschluss die Fahrtauglichkeit zu testen.

Facebook-Freunde

Auch die mediale Vernetzung Kirschs half ihm bei der Tour-Vorbereitung gleich doppelt. Neben vielen guten Tipps, die er aus fernen Ländern, insbesondere Russlands und dem Ostblock, erhielt, um die immer wiederkehrenden technischen Probleme des Oldtimers zu beheben, knüpfte er über seine Facebook-Seite „Ivan on Tour“ Bekanntschaften, die ihn bei seiner Reise digital begleiten und sich sogar bereit erklärten, im Notfall zu helfen. Für uns Mitteleuropäer mag das etwas verwunderlich klingen, für in dünn besiedelten Regionen Russlands Lebende, die mehrere Hundert Kilometer fahren müssen, um in die nächste Stadt zu kommen, sind die Entfernungen, die Kirsch und Schröder vor sich haben, eher überschaubare Distanzen.

„Neben den vielen Unterstützern haben wir ganz viele Einladungen von Menschen erhalten, die wir persönlich noch gar nicht kennen. Eine solche Gastfreundschaft gibt es nur in Russland“, schwärmt Kirsch von den Zusprüchen, die seine Reise nicht nur in Deutschland verursacht hat. „Wenn wir wirklich alle besuchen wollten, müssten wir wohl ein zweites Mal diese Reise unternehmen.“

Die Sympathiewelle, die dem Projekt „Ivan on Tour“ entgegengebracht wird, ist wirklich beeindruckend. Man könnte schon davon sprechen, dass Ivan zu einem kleinen Friedensbotschafter geworden ist. „Ivan zeigt, dass Menschen trotz gewisser Unterschiede miteinander friedvoll leben wollen und es auch können, anders ist diese inzwischen Jahrhunderte Gastfreundschaft der Russen nicht zu erklären“, fast Kirsch seine Erfahrungen zusammen. „Diese Art der herzlichen Gastfreundschaft mag für viele etwas befremdlich wirken, doch in Russland ist das ganz normal. Es braucht nur offene Arme und gegenseitigen Respekt, um Freunde auf der ganzen Welt zu finden. Systeme kommen und gehen, aber die Menschen bleiben“, so Kirsch über die Menschen in deren Land er die nächsten Monate verbringen wird.

Insgesamt 20.000 Kilometer werden die beiden zurücklegen, wobei es das Auto selbst sein wird, das bestimmt, welcher Weg wann eingeschlagen wird. „Wenn wir das Gefühl haben, dass Ivan eine Pause braucht, werden wir ihm diese geben müssen, sonst verweigert er uns noch die Arbeit völlig“, sagt Kirsch mit leichtem Lächeln aber durchaus ernstgemeint dem POTSDAMER kurz vor der Abfahrt. „Wir haben zwar schon eine ungefähre Route im Kopf, wann wir aber wo sein werden und ob die Route sich nicht doch noch einige Male ändern wird, weil die Gegebenheiten vor Ort andere sind, wissen wir nicht. Uns wird nichts anderes übrig bleiben als loszufahren und zu sehen, was passiert. Selbst wenn Ivan nach 500 Kilometern stehenbleibt, ist das so. Dann müssen wir reagieren und uns entscheiden, ob wir Ivan wieder zum Laufen bringen können oder umkehren müssen. Wir können es uns bei unserer Fahrt nicht erlauben, uns an Eventualitäten zu orientieren. Für uns gilt nur das, was ist, und zwar nur jetzt. Alles andere kann keine Rolle spielen“, bringt Kirsch seine Einstellung kurz und bündig auf den Punkt.

Mediales Interesse an Ivan

Auch Roland Schröder ist in den vergangen Wochen häufiger mit Ivan gefahren, um ihn besser kennenzulernen und ein Gefühl für den mittlerweile sehr gut präparierten Motor zu bekommen. Einer der Ausfahrttermine wurde von einem Redaktionsteam des Off-Road-Magazins EXPLORER begleitet, wobei Kirsch und Schröder ausgiebig interviewt wurden.

Auch für andere Magazine ist Ivan mittlerweile interessant geworden. So kam das Magazin 79 Oktan am Tag der Abfahrt nach Potsdam, um diese zu begleiten.

Auf der Fahrt möchten Kirsch und Schröder versuchen, einige Bekannte und Freunde zu besuchen, unter anderem ist ein Treffen mit seinem Freund und Auswanderer, dem Sibirien Wolf Ulf Siebach geplant, um sich in dessen Blockhütten im schönen und ursprünglichen Sibirien ein paar Tage auszuruhen.

Am 15. April 2019 ludt Kirsch zum Abschiedsgrillen ein, und viele seiner Freunde kamen gerne mit dazu. Alle kennen seine verwegenen Reisepläne und wissen, dass Kirsch wohl der Einzige unter Ihnen ist, der einer solchen (Tor)Tour gewachsen ist. Und auch wenn mit ihm kaum einer so wirklich tauschen möchte, auf die vielen Geschichten, die Kirsch nach der Reise zu erzählen haben wird, freuen sich jetzt schon alle.

Wer am 23. April 2019 nicht bei der Verabschiedung dabei sein konnte, kann diese in der Zusammenfassung des rbb-Mediathek der Sendung zibb sehen. Und für alle, die zwischendurch etwas über die Reisenden erfahren möchten, können ihn auf der Facebook-Seite „Ivan on Tour“ begleiten oder sich auf www.der-potsdamer.de über Aktuelles von Ivan informieren. sts