Russland, hilfsbereit und schön
Gut vier Wochen ist es jetzt her, dass sich Remo Kirsch und sein Begleiter, Roland Schröder, mit ihrem selbst ausgebauten GAZ 66 auf den Weg in die Mongolei machten. Ihr Weg führte sie bereits über Helsinki, nördlich am Ladogasee vorbei bis nach Sibirien, wo sie am Rande der Taiga im östlichen Teil des Sajangebirges eine kleine Pause beim „Sibirien Wolf“, Ulf Siebach, machten, der dort ein kleines Feriendorf aus Blockhütten aufbaut (der POTSDAMER berichtete).
„Ivan wird von Kilometer zu Kilometer immer besser, was vermutlich an dem reineren Sprit liegt, den er hier in Russland bekommt“, beschreibt Kirsch die Fahrt. Doch auch wenn Ivan die Kilometer schneller bewältigt als ursprünglich geplant, so verlief die Reise keineswegs ohne kleinere Zwischenfälle: Die neue Wasserpumpe war defekt, einen Hydraulikschlauch hat es erwischt, und die angeblich wartungsfreien Kreuzgelenke „zerlegten sich“, erzählte Remó Kirsch dem POTSDAMER über das Telefon. Das, was man nicht selber machen konnte, wurde in einer Werkstatt schnell, preiswert und fachgerecht repariert. „Wir sind echt begeistert. In Russland gibt es alle Ersatzteile und Mechaniker, die ihr Handwerk wirklich verstehen“, schwärmt Kirsch. Die gesamte Reiseroute ist so ausgelegt, dass es immer eine Nähe zur Zivilisation gibt. „Nähe“ wird allerdings in einem Land wie Russland etwas anders verstanden als in Deutschland, denn was 300 km entfernt ist, liegt dort „in unmittelbarer Nachbarschaft“.
Reparaturen sind allerdings nur die kleinen Themen, die am Rand die Abenteurer beschäftigen. Womit keiner der beiden gerechnet hätte, ist das große Medieninteresse, das Ivan auf sich zieht. Bereits einige TV-Sender und Zeitschriftenredaktionen interviewten Kirsch und Schröder und ließen sich das High-Tech-Mobil Marke Eigenbau ausführlich demonstrieren. Auch Passanten waren von Ivan angetan und ließen sich spontan mit ihm fotografieren. „Ivan ist halt ein Herzensöffner“, so Kirsch lächelnd.
„Vor allem freuen wir uns über die Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft der russischen Bevölkerung“, erzählt Kirsch. Über Ivans Facebook-Seite wurden schon Monate im Voraus Kontakte nach Russland geknüpft. Schnell bildete sich ein Netzwerk hilfsbereiter Fans, bei denen man sogar mehrere Tage übernachten konnte. Sogar die Wäsche wurde gewaschen. „Es ist faszinierend, wie offenherzig und hilfsbereit die Menschen hier sind. Wir staunen auch darüber, mit wie wenig viele von ihnen hier auskommen müssen und dabei wirklich zufrieden sind“, sagt Kirsch. „Wir kaufen hier ganz bewusst in preiswerteren Geschäften ein, um zu erleben, wie die Menschen hier leben. Und noch nie habe ich für so wenig Geld so gute Lebensmittel bekommen“, stellt Kirsch begeistert fest.
Bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 60 km/h und 250 bis 400 km Strecke am Tag bleibt abends nicht mehr so viel Energie für andere Dinge. „Nach acht bis zehn Stunden hinter dem Lenkrad kommt einem die beeindruckend weite und wunderschöne Natur genau richtig, um wieder Energie zu tanken. Es gibt kaum einen Abend, an dem man nicht an irgendeinem Ufer sitzt und aufs Wasser guckt“, so Kirsch. Dabei hängen solche Erholungsmomente auch von der richtigen Kleidung ab, denn von sommerlichen 27 Grad Celsius über Hagelschauer, Nachtfrost und Schnee ist alles vertreten.sts
Auch in der Juli-Ausgabe wird der POTSDAMER über die nächste Etappe von Ivan on Tour berichten.