Neues Café und Spielplatz für den Villenpark
Im Groß Glienicker Villenpark leben und arbeiten mittlerweile fast 1000 Menschen, darunter viele Familien mit Kindern. Das Areal, das man als den nördlichsten Zipfel Potsdams beschreiben kann, ist architektonisch geprägt von Stadtvillen und einem großen den Villenpark flankierenden Gebäudeensemble, in dem Bereiche der Stadtverwaltung, ein Seniorenwohnheim, die Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete sowie das Atelierhaus Panzerhalle ansässig sind. Trotzdem fehlt es immer noch an einer sozialen Begegnungsstätte in Form eines Spielplatzes, eines Cafés oder eines Geschäftes für den Spontankauf. Das soll sich jetzt ändern.
Das Phantom-Haus
Seit 2016 liegen die Pläne für den Umbau des alten Trafohauses im Groß Glienicker Villenpark zu einem Café mit Einkaufsmöglichkeit und neuem Spielplatz bereit. Als Wolfgang Steuten, Unternehmer und Begründer des Villenparks, seine Idee der Stadt vorstellte, das alte Trafohaus auf eigene Kosten umzubauen und einen Nutzungsänderungsantrag stellte, gab es erst einmal eine Überraschung: Der Änderungsantrag wurde mit der Begründung abgelehnt, dass dieses Gebäude laut B-Plan 11 a für die Stadt Potsdam nicht existiere. Der B-Plan 11 a sah in diesem Bereich eine neue Straße als nördliche Zufahrt zum Villenpark vor, um in dem Zusammenhang die alte Zufahrtstraße, den heutigen Heinz-Sielmann-Ring, aufzunehmen und zu begrünen.
Weil die damalige Verkehrsführung jedoch längst überholt war und neu geregelt wurde, stand das Trafohaus noch. Dennoch gab die Verwaltung ohne B-Planänderung kein grünes Licht für das Bauprojekt.
Odyssee durch die Stadtverwaltung
Nachdem weitere Jahre ins Land gingen, ohne dass das Projekt weiter voran kam, wurde deutlich, dass die zuständigen Mitarbeiter in der Stadtverwaltung dem Projekt nicht die gewünschte Aufmerksamkeit zusprachen. Die Stadtverwaltung sah zunächst weder die Notwendigkeit dieses Projektes noch eine Möglichkeit, dieses zeitnah umzusetzen. Das erkannten Ortsbeirat sowie Stadtparlament und handelten. Es folgte eine Odyssee durch den Verwaltungsdschungel und eine Flut von unterstützenden Anträgen.
Lösungsvorschläge seitens des Ortsbeirates lehnte die Verwaltung ab, weil sie sie für rechtlich nicht realisierbar hielt. Eine Umsetzung des Vorhabens sei „… nur im Zuge einer Änderung des B-Planes 11 zu erwirken, und hier bleibt der Vorschlag bestehen, diese im Verbund mit der ohnehin erforderlichen Neuregelung der äußeren Erschließung der Waldsiedlung vorzunehmen“, hieß es vom Fachbereichsleiter Stadtplanung und Stadterneuerung, Andreas Goetzmann, im Dezember 2018.
Das Projekt drohte zu scheitern, weil die Bauleitplanung nur eine mehrere Jahre dauernde B-Planänderung umsetzen wollte und der Investor sein Angebot nicht unendlich lange aufrecht erhalten konnte.
Goetzmann schlug stattdessen vor: „Für einen Übergangszeitrahmen auf der Gemeindebedarfsfläche könnte ein Modulbau für eine kleine Nahversorgung (bis ca. 100 qm) gesetzt werden, bis über eine Änderung des Planungsrechtes eine Nachnutzung des Trafohauses möglich wird. Im Rahmen einer solchen Übergangslösung neben dem Trafohaus könnte eine Befreiung für die abweichende Nutzungsart befristet umgesetzt werden.“
Den Vorschlag Goetzmanns, das Vorhabens zwischenzeitlich im Rahmen eines Provisoriums zu errichten, das nach Änderung des B-Plans wieder abgerissen und anschließend neu aufgebaut werden müsse, lehnte Steuten ab.
Unterstützung von OBR und SVV
Weil Steuten keine konstruktiven Vorschläge von Seiten der Stadtverwaltung sah, wollte er sein Angebot zurückziehen und die Idee des Umbaus wieder in der Schublade verschwinden lassen. Das mobilisierte noch einmal einige Mitglieder des Ortsbeirates (OBR) sowie der Stadtverordnetenversammlung (SVV), die sich der Sache noch einmal verstärkt annahmen. Der Ortsbeirat fasste einen Beschluss, in dem er der Stadt Potsdam die Notwendigkeit dieser Initiative aufgezeigte und darum bat, alle Maßnahmen innerhalb der Verwaltung zu treffen, damit dieses Vorhaben in Kürze realisiert werden könne.
Auch die Fraktionen der SPD und der CDU/ANW nahmen in einem gemeinsamen Antrag wie folgt Stellung: „Der Oberbürgermeister wird aufgefordert, zeitnah die erforderlichen planungsrechtlichen Schritte einzuleiten, um eine Umnutzung des alten Trafohauses an der Waldsiedlung Groß Glienicke zu einem Café/Imbiss/Kleinversorger einschließlich der im Umfeld erforderlichen Veränderungen der bestehenden Planung zu ermöglichen. Dazu ist der entsprechende B-Plan 11 A in die Priorität 1 aufzunehmen.“
Verwaltung lenkt ein
Nachdem die Verwaltung zu Beginn dieses Jahres die Notwendigkeit und den entstehenden Mehrwert des Trafohaus-Umbaus verstanden hatte, entwickelte sie einen konstruktiven Lösungsansatz. In dem April-Bericht des Ortsvorstehers heißt es dazu: „Für die Waldsiedlung, den Villenpark, die Landesbehörden und das Atelierhaus gibt es erfreuliche Nachrichten: Der Umbau des Trafohauses zu einem Nahversorger-Café rückt in greifbare Nähe.
Im Bauausschuss der Stadtverordnetenversammlung stellte der Chef der Bauleitplanung, Herr Goetzmann, ein Verfahren vor, wie die Änderung des Bebauungsplans, die für die Baugenehmigung benötigt wird, innerhalb weniger Monate durchgeführt werden kann. Um dies zu erreichen, müssen die Arbeiten am Bebauungsplan 22 (u. a. Alexander-Haus) vorübergehend ruhen…“.
In der Ortsbeiratssitzung am 19. Mai wurden durch den Beschluss zur Änderung des B-Plans 11 a Waldsiedlung die notwendigen Grundlagen geschaffen, die die Stadtverordneten für eine positive Abstimmung am 03. Juni dieses Jahres benötigten.
Jetzt soll noch in diesem Jahr die Baugenehmigung für den Umbau des Trafohauses erfolgen. Dann gelingt es vielleicht auch, das etwas abgelegene Neubaugebiet stärker in das Ortsleben von Groß Glienicke zu integrieren.
sts