Bundesfreiwilligendienst in der Döberitzer Heide

Der Schulabschluss ist in der Tasche, das Abitur wurde erfolgreich gemeistert und nun steht einem jungen Menschen plötzlich die Welt offen. Oft stellt sich dann die Frage „Was jetzt?“
Sollte man sich sofort ins Studium an der Universität stürzen oder vielleicht doch eine Ausbildung beginnen? Wer keine klaren Antworten darauf findet oder vielleicht auch nicht sofort finden möchte, der kann das Angebot des Bundesfreiwilligendienstes (BFD) in Anspruch nehmen. Der BFD beinhaltet viele interessante Felder aus dem Bereichen Kultur, Gesellschaft und Umwelt. Natürlich sind diese Programme in ganz Deutschland zu finden. Wen die große Lust nach einem Abenteuer packt, für den wäre es vielleicht spannend, mit Wald, Wiesen und Wildtieren zu arbeiten. Der POTSDAMER zeigt, wo man dies fast vor der Haustür finden kann.

Die Pferde werden verladen und auf eine andere Koppel gebracht. Foto: E. Heller

Lust auf Naturschutz und keine Angst vor wilden Tieren

Wer wilde Flora und Fauna hautnah erleben will und sich für Naturschutz interessiert, der könnte an dem Programm des Bundesfreiwilligendienstes im ökologischen Bereich in der Döberitzer Heide teilnehmen. In diesem einzigartigen Landschaftsgebiet bietet der Naturschutz-Förderverein Döberitzer Heide e.V. seit 2015 als Träger für Stellen im BFD Platz für Menschen, die sich für etwa zwölf Monate für den Naturschutz engagieren möchten.
Der Verein besteht aus interessierten Bürgen, Biologen und anderen Wissenschaftlern, die sich hauptsächlich ehrenamtlich für den Erhalt und die Pflege der Naturlandschaft in der Döberitzer Heide einsetzen. Der bereits im Jahr 1992 gegründete Verein, der nach dem Abzug der russischen Armee aus diesem Gebiet entstanden ist, sucht nun engagierte Menschen für das Programm des Bundesfreiwilligendienstes. Allgemein richtet sich der BFD an alle. Das heißt also, egal ob man gerade die Schule beendet hat, zwischen Bachelor- und Masterdstudium steckt oder ob man sogar schon pensioniert ist, jeder kann dabei sein. Zudem können auch Interessierte aus anderen Ländern teilnehmen. Ein Teil des Bundesfreiwilligendienstes ist – neben der Tätigkeit in der Döberitzer Heide selbst – auch die Teilnahme an etwa 25 Seminartagen. Dabei handelt es sich um ein weitreichendes Angebot, das von praktischen bis theoretischen Themen alles vermittelt.
Max Jung, Leiter des BFD-Porgammes in der Döberitzer Heide und Ansprechpartner des Vereins, erzählt dem POTSDAMER davon, dass jeder voll in das Team mit aufgenommen wird. Interessenten erwarten dann Aufgaben bei der Pflege der Weideanlagen und der Stalleinrichtungen der dort lebenden Tiere. Daneben gibt es auch Tätigkeiten in der Öffentlichkeitsarbeit. Wer außerdem noch Lust auf Mehr hat, kann selbst die Initiative ergreifen und eigene Projekte und Ideen einbringen.

FÖJ-lerin Sarah Muth-Bahamondes hat auch bei den Wasserbüffeln keine Berührungsängste. Foto: M. Jung

Keine Lust auf einen Alltag im Büro?

„Vielen ist es nicht bekannt, dass es dieses Programm überhaupt gibt. […] Hätte es das früher gegeben, hätte ich sicherlich einen Bundesfreiwilligendienst absolviert“, sagt Max Jung und fügt hinzu, dass die wesentlichen Grundvoraussetzungen für einen BFD-Platz in der Döberitzer Heide Interesse und Engagement seien. Das heißt auch, dass eine Teilnahme an dem Programm an keinen bestimmten Schul- oder Berufsabschluss gebunden ist. Man dürfe dabei aber keine Angst im Umgang mit großen Tieren haben, und man müsse verstehen, dass man hier stets in der Natur ist. Als Kontrast zum Alltag im Büro ginge es hier nun mal um die Natur und den Artenschutz. Für junge Menschen ist es eine einzigartige Erfahrung, nach der Schulzeit, direkt in einem so vielseitigen Arbeitsfeld tätig sein zu können.

Hier entstehen auch Freundschaften: Julio Arroyo mit einem „seiner“ Konikpferde. Foto: S. Muth-Bahamondes

Welche Erfahrungen haben die Teilnehmer gewonnen?

„Ich bin schon seit elf Monaten hier, und ich wollte meinen Bundesfreiwilligendienst in der Döberitzer Heide machen, weil es ein Naturschutzgebiet ist. Ich wusste, dass man in der Natur mit Tieren arbeitet. Das ist etwas, das ich gerne mache. Ich glaube auch, dass Naturschutz echt wichtig ist, und ich wollte einen Teil dazugeben“, begründet der zwanzigjährige Julio Arroyo, der aus den USA kommt, den Grund dafür, warum er seinen BFD in der Döberitzer Heide absolviert. „Wir müssen unsere Tiere versorgen, Zäune bauen und reparieren sowie unsere Pferde und Rinder von Fläche zu Fläche treiben. Ehrlich gesagt, wir machen ein bisschen von allem. Wir sind einfach fast überall dabei“, fügt er hinzu. Auf die Frage, ob Julio Arroyo den BFD weiterempfehlen würde, antwortet er: „Man wird hier wirklich getestet. Naturschutz macht nicht immer Spaß. Manchmal ist es wirklich hart. Aber es ist immer ein tolles Gefühl, wenn man die Arbeit, die getan wurde, sieht.
Die Döberitzer Heide ist ein besonderer Ort und bis jetzt eine einzigartige Erfahrung. Ich werde das, was ich hier gesehen und gemacht habe, nie vergessen.„ Auch Sarah Muth-Bahamondes, die vor ihrem Freiwilligendienst zur Schule gegangen ist, ist in der Döberitzer Heide tätig. „Ich liebe die Arbeit mit Tieren, das gefällt mir am meisten […] Ich denke oft daran, dass ich schon ziemlich traurig sein werde wenn es hier vorbei ist. Ich habe hier unglaublich viel gelernt“, erzählt sie.
„Die Arbeit ist meist anstrengend aber belohnend. Gerade im Frühling ist es ein wunderschöner Arbeitsplatz“, sagt Mathis Ledwig, der seit September des letzten Jahres am Programm des BFD in der Döberitzer Heide teilnimmt.
Alle stimmen zu, dass sie die Erfahrungen, die sie beim Bundesfreiwilligendienst in der Döberitzer heide gemacht haben, sehr schätzen und jedem empfehlen würden, diese eine Jahr zu investieren. Es lohne sich wirklich, sind sich alle einig.
Wer also gerade die Schule beendet hat bzw. bald beenden wird, für den könnte es eine großartige Erfahrung mit schönen Erlebnissen sein, an der frischen Luft Teil eines Teams zu sein, dessen Arbeitsplatz die Natur mit all ihren Herausforderungen ist.
Was auch immer die persönlichen Beweggründe für die Teilnahme an einem BFD sein mögen, es ist auf jeden Fall eine lohnende Investition in einen selbst.

kb