Stadt will Bauvorhaben im neuen Ortsteil Krampnitz verlangsamen
Potsdams größtes Bauprojekt ist noch nicht die Erfolgsgeschichte, zu der es die Stadt einmal machen möchte. Immer wieder kommt es schon in der frühzeitigen Planungsphase zu Rückschlägen und Herausforderungen sowie zu massiven Ablehnungen in der umliegenden Bevölkerung.
Nachdem Oberbürgermeister Schubert verlauten ließ, dass die Straßenbahn nicht wie geplant im Jahre 2025 bis nach Krampnitz fahren würde, war dies ein weiteres Zeichen dafür, dass die vielen Unkenrufe im Vorfeld nicht unbegründet schienen. Der Grund für das Nicht-einhalten-können der Pläne liegt unter anderem darin, dass noch kein Planfeststellungsverfahren eingeleitet wurde. Ebenso wird vermutet, dass sich der für den Bau der Straßenbahntrasse notwendige Landerwerb über mehrere Jahre hinziehen wird, weil sich schon jetzt die infrage kommenden Eigentümer und Pächter dagegen aussprechen.
Wegen der Verzögerung des Straßenbahnbaus wolle die Stadt, so Oberbürgermeister Schubert, die Entwicklung von Krampnitz jetzt langsamer realisieren. An den Gesamtzahlen von über 10.000 Einwohnern wolle man jedoch nach wie vor festhalten. Bert Nicke, Leiter des für Krampnitz zuständigen Entwicklungsträgers Potsdam, sieht in dem verspäteten Straßenbahnbau kein Problem. Nach Nicke sei eine Erschließung von Krampnitz mit Bussen bis zu einer Einwohneranzahl von 5500 kein Problem.
Wenn Neu Fahrlands Ortsvorsteherin Carmen Klockow (Bürgerbündnis) jedoch Recht hat, beruhen die Berechnungen des Krampnitzer Verkehrskonzepts auf alten Zahlen. Statt 10.300 Einwohnern soll das aktuelle Verkehrskonzept nur 3.800 Einwohner berücksichtigen. Aus diesem Grund fordert Klockow, dass sämtliche Änderungen der Flächennutzungspläne und Bebauungspläne solange zurückgestellt werden, bis ein tragfähiges und rechtlich bindendes Verkehrskonzept dem Landesplanungsministerium vorliegt.
Um dies zu erreichen, reichte Klockow einen Beschlussvorschlag ein, der ergänzend Folgendes vorsieht:
- die Erstellung einer Verkehrsauswirkungsanalyse die Erstellung eines belastbaren Konzeptes für die individuelle und öffentliche Verkehrsanbindung im Raum Potsdam-Berlin-Spandau sowie
- eine detaillierte Prognoseuntersuchung über Luftschadstoff- und Lärmauswirkungen auf der Basis eines Bevölkerungszuwachses von 10.000 statt der bisher im Bericht vom Juni 2015 zugrunde gelegten 3.800 Einwohner
In der Begründung heißt es wörtlich: „Das Landesplanungsministerium hat in seinem Bescheid vom April 2013 seine Zustimmung für eine Abweichung von den Zielen der Landesplanungen davon abhängig gemacht, dass eine Verkehrsauswirkungsanalyse, ein belastbares Konzept für die individuelle und öffentliche Verkehrsanbindung im Raum Potsdam-Berlin-Spandau sowie eine detaillierte Prognoseuntersuchung über Luftschadstoff- und Lärmauswirkungen erarbeitet wird. Diese erfolgte zwar im Juni 2015, jedoch auf der Basis, dass bei vollständiger Entwicklung insgesamt 3.800 Einwohner in Krampnitz leben sollen. Inzwischen ist aber geplant, dass 10.000 Einwohner Krampnitz besiedeln sollen. Ein hieran angepasstes Verkehrskonzept fehlt bisher. Um ein Verkehrschaos in der Region zu vermeiden, muss, bevor weitere Planungen hinsichtlich Bebauung und Flächennutzungsänderung des Areals erfolgen, zwingend ein tragfähiges Gesamtverkehrskonzept für die Region erarbeitet und in der Stadtverordnetenversammlung beschlossen werden.“ Dem Vorschlag haben bereits einige Ortsbeiräte ihre Unterstützung zugesagt.
Den Stadtverordneten bleibt wohl kaum etwas anderes übrig, als dem Vorschlag von Klockow zu folgen. Denn wenn nicht, wartet ein weiteres Problem auf die Stadt, weil die Landeshauptstadt Potsdam dem Landesplanungsamt für Berlin und Brandenburg ein tragfähiges Verkehrskonzept mit Verkehrsauswirkungsanalyse vorlegen muss, das den aktuellen Planzahlen entspricht. Erst wenn das Landesplanungsamt diesem neuen Konzept zugestimmt hat, kann es in Krampnitz weitergehen, wenn nicht, muss in Potsdam über das Krampnitz-Areal neu nachgedacht werden. sts